Weihnachten – Gottes Geschenk an die Menschen

von Christine Büttner & Manfred Rütten

Sonntag, 23.12.2018

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm
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Seit 2014 ist der bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auch Ratsvorsitzender der Ev. Kirche in Deutschland (EKD). Foto: © ELKB/Rost

Rund zwei Milliarden Christen in aller Welt feiern am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) das Fest der Geburt Jesu Christi. Und sie glauben daran, dass in der Person Jesu Gott selbst Mensch geworden ist.

Auch Nikolaus Schneider, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) teilt diese Sicht. In einem Interview sagte er dazu: "Weihnachten heißt: Gott kommt auf die Welt. (…) Gott wird Mensch. Kommt in unsere Nähe. Vermittelt sich uns als Mensch, so dass wir in ganz anderer und neuer Weise auch Gott wieder verstehen können und Glaube möglich wird. Das Zweite: Es wird ein Mensch geboren – und auch dass ein Mensch geboren wird, ruft bei uns ja im Normalfall Freude hervor und ganz warme Gefühle, die uns also deutlich machen, dass das Leben weitergeht und eine Zukunft hat. Und dass angesichts aller Dunkelheiten der Welt das Licht das Entscheidende ist und das Stärkere ist. Und es bedeutet zum Dritten, dass Leben nur in Gemeinschaft möglich ist. Dass deshalb die familiären Feiern so wichtig sind, dass Familien zusammenkommen aus allen Teilen der Republik, manchmal auch aus verschiedenen Teilen der Erde um gemeinsam Weihnachten zu feiern als ein Fest des Lebens, der Hoffnung, der Zuversicht."

Aus Sicht der Theologin Margot Käßmann ist die Weihnachtsbotschaft ohne ein anderes christliches Fest gar nicht zu verstehen: "Wir glauben, dass das Kind, das geboren wurde, Gottes Sohn ist, und das wird besonders gefeiert. Aber erklären kann man Weihnachten nur von Ostern her. Dass dieser Mann auferstanden ist, dass wir also glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hatte, dadurch wurde - vom Tod her - die Geburt so spannend, wichtig, interessant."

Weihnachten ist nach Ostern das höchste Fest der Christen. Nach Berechnungen frühchristlicher Kalendarien fiel das Geburtsfest Christi zunächst auf einen Frühjahrstermin, wie etwa den 28. März oder 2. April. Die Geburt Jesu in Judäa im Freien schien zu einem winterlichen Termin unwahrscheinlich. Dass wir heute im Dezember Weihnachten feiern, verdanken wir streng genommen dem Kirchenkonzil von Konstantinopel aus dem Jahr 381: Damals wurde beschlossen, den Geburtstag von Jesus Christus auf den 25. Dezember festzulegen und einen kirchlichen Feiertag daraus zu machen. Bis sich dieser Feiertag auch in Deutschland durchsetzen konnte, dauerte es allerdings: Erst 432 Jahre nach dem Konzil von Konstantinopel erklärte eine Synode in Mainz den 25. Dezember offiziell zum "Fest der Geburt Christi". Weil die orthodoxen Kirchen – zum Beispiel in Russland – ihre Festtage nach dem alten julianischen Kalender berechnen, fällt das Weihnachtsfest dort in den Januar.

Die Tradition des Schenkens zu Weihnachten gibt es übrigens erst seit der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. Davor gab es Geschenke – wenn überhaupt – am Namenstag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember, der dann auch als Gabenbringer fungierte. Doch Martin Luther – so erklärt es der Theologe Dr. Manfred Becker-Huberti – "schafft das Schenken auf Nikolaus ab, weil er den Nikolaus abschaffen will – als Vermittler. Den braucht er nicht mehr. In seiner Theologie ist es nicht vorgesehen, dass Heilige als Vermittler auftreten. (….) Luther hat das Schenken dann verlegt auf Weihnachten."

Aber damit hat Martin Luther gleichzeitig ein neues Problem in die Welt gesetzt. Denn nun taucht die Frage auf, so Manfred Becker-Huberti: "Wenn denn Weihnachten geschenkt wird, wer schenkt denn da? (…) Irgendwer musste da her. Und im Elsass entdeckte Luther eine Figur: das Christkind. Und das Christkind schenkt seitdem". Allerdings besucht es über Jahrhunderte nur evangelische Familien. Die Katholiken wollten weder Weihnachten als Schenktermin noch das Christkind akzeptieren. Sie bestanden auf "ihrem" Nikolaus.

Das änderte sich erst im Krieg von 1870/71, als die katholischen Rheinländer an der Seite der evangelischen Preußen gegen Frankreich kämpfen mussten, erklärt Becker-Huberti: "Die Preußen haben (…) in die Schützengräben Christbäume gestellt. Und das war das erste Mal, wo Katholiken das direkt erlebten, was sie vorher strikt abgelehnt haben. Und so kommt der Christbaum bei den Katholiken ran. Und wenn dann zu Weihnachten geschenkt wird, da braucht man die Geschenkfigur. Und wenn bei der evangelischen Seite es schon eine gibt – na gut, die kann auch katholische Kinder beschenken. Und so kommt das Christkind langsam aber sicher auch zu den Katholiken."

Sonntag, 23.12.2018