Wacken Open Air: Kirche goes Heavy Metal

von Katharina Hagen

Sonntag, 05.08.2018

eine Hauptbühne beim Wacken Open Air 2017
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"Faster - Harder - Louder" lautete das diesjährige Motto beim ausverkauften Wacken Open Air. (Foto: Sven Mandel - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61944860)

Jedes Jahr Anfang August wird ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein zum Mekka für alle Metal-Fans. Zum "Wacken Open Air" (WOA), einem der größten Musikfestivals in Deutschland, kommen rund 80.000 Besucher aus aller Welt. Mittendrin: die Kirche.

Bevor das eigentliche Festival beginnt, verwandelt sich die evangelische Dorfkirche von Wacken regelmäßig in eine "Metal-Church". Schon seit mehreren Jahren lädt Pfarrerin Petra Judith Schneider die "Headbanger" zu Gottesdienst und Konzert ein. Im vergangenen Jahr füllten 250 Metal-Fans die kleine Kirche. Sie jubelten, als ein Gospelchor den Song "Engel" der Band "Rammstein" anstimmte, und kaum war am Ende der Andacht der letzte Orgelton verklungen, dröhnten Basstöne durchs Gotteshaus und kündigten das Konzert der Band "Aeverium" an.

Während des WOA sind seit 2010 auch rund 20 Seelsorger/innen auf dem Festivalgelände unterwegs. Zu diesem Team, das vom Jugendpfarramt der Nordkirche organisiert wird, gehören Psychologen, Diakone, Sozialpädagogen und Pastoren. Auch Björn Hattenbach war in Wacken schon im Einsatz: "Wir haben ein festes Zelt, sind mit bei den Einsatzkräften angedockt, das heißt bei der Polizei, bei den Rettungssanitätern, aber wir sind auch auf dem Festivalgelände unterwegs und wir sind auch vor der Bühne aktiv, im sogenannten »Graben«. Das heißt, wenn Menschen dort rausgeholt werden - aus welchen Gründen auch immer - sind wir auch dort einsatzbereit und können mit Gesprächen helfen."

Dem Team der Festivalseelsorge geht es bewusst nicht um Missionierung der Besucher, sondern um ganz konkrete Hilfestellungen. Das WOA mag eine einzige laute Party sein, aber das heißt nicht, dass es unter den Konzertbesuchern nicht auch Krisensituationen gäbe. Überforderungen durch die ungewohnte Festivalsituation zählen ebenso dazu wie zwischenmenschliche Konflikte, Ängste oder Beziehungsprobleme. Björn Hattenbach erinnert sich noch gut an eine Begegnung vom vergangenen Jahr: "Ein Konzertbesucher ist alleine auf das Festival gefahren und als die Musik dann nachts aus war, stellte er fest: Ich bin allein unter 80.000, und was ist da eigentlich los? Warum hab ich keine Freunde? Warum bin ich mit niemandem hier? Das ist dieses Verrückte: den ganzen Tag über Spaß, man lernt Leute kennen und abends stellt man fest: Man ist ganz allein!"

Das Wacken Open Air 2018 dauert vom 1. bis 4. August. In dieser Zeit steigt die Einwohnerzahl des Dorfes von knapp 2.000 auf rund 80.000 und das über 200 Hektar große Festivalgelände wird zum wohl lautesten Zeltplatz der Welt. In diesem Jahr treten beim WOA fast 200 Bands auf acht verschiedenen Bühnen auf. Mehr Infos unter https://www.wacken.com/de/

Sonntag, 05.08.2018