Sommersammlung: Herzklopfen vor der Tür

von Kathrin Ostroga

Sonntag, 30.06.2019

ältere Frau klingelt an der Haustüre
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Zehntausende Ehrenamtliche in NRW sammeln im Sommer drei Wochen lang Spenden für Diakonie und Caritas. (Foto: wirsammeln.de)

Spenden sammeln ist Knochenarbeit und verlangt viel persönlichen Einsatz. Das gilt zum Beispiel auch für die Ehrenamtlichen, die seit dem 22. Juni in den Kirchengemeinden von NRW Geld sammeln, um damit die Arbeit von Caritas und Diakonie zu unterstützen.

Die sogenannte "Sommersammlung" läuft bis zum 13. Juli und steht in diesem Jahr unter dem Motto "Zeichen setzen". Dabei ziehen landesweit etwa 50.000 freiwillige Helfer von Haus zu Haus, klingeln an den Türen und bitten um eine Spende für diakonische Aufgaben innerhalb der Kirche. Dem gleichen Zweck dient auch eine zweite ökumenische Sammlung, die jedes Jahr im Advent stattfindet. Beide Aktionen zusammen bescheren Caritas und Diakonie allein in NRW jährlich rund sechs Millionen Euro.

Von den rund zwei Millionen Euro, die dabei der evangelischen Diakonie zur Verfügung steht, verbleiben etwa 60% in den Kirchengemeinden und –kreisen, der Rest fließt in überregionale Projekte, erklärt Pfarrer Ulrich Christenn von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe: "Die Diakoniesammlung ist so eingerichtet, dass wir auf drei verschiedenen Ebenen mit dem Geld helfen. Einmal vor Ort, ganz konkret in der Kirchengemeinde, wenn eine Familie Hilfe braucht, (…) zum Beispiel für einen Schulausflug. Dann auf regionaler Ebene im Kirchenkreis, in der Stadt, werden Projekte unterstützt, jetzt im Moment sehr viel in der Flüchtlingsarbeit, und auf überregionaler Ebene versuchen wir solidarisch das Geld zu verteilen, zum Beispiel Bahnhofsmission, da fließt ein Teil dieser Diakoniesammlung hinein." Weitere Infos hier.

Damit sich potentielle Spender durch den persönlichen Besuch der Sammler nicht überrumpelt fühlen, wird die Diakoniesammlung in vielen Kirchengemeinden oft gleich an mehreren Stellen angekündigt – zum Beispiel im Gemeindebrief, im Schaukasten der Gemeinde oder in den Gottesdiensten. Um "schwarzen Schafen" oder Trittbrettfahrern vorzubeugen, sind alle Sammlerinnen und Sammler darüber hinaus mit einem entsprechenden Ausweis ihrer Kirchengemeinde ausgestattet. Ulrich Christenn war selber schon für die Sammlung unterwegs und hat an fremden Haustüren geklingelt: "Man ist mit einem Herzklopfen vor der Tür und weiß nicht, was passiert, wenn auf einmal die Tür aufgeht, aber in 95% aller Fälle hab ich positive Erfahrungen gemacht."

Ein wichtiger Nebeneffekt der seit 1948 alljährlich durchgeführten Sammlungen von Diakonie und Caritas ist die Stärkung der Gemeindebindung. Bei ihren Hausbesuchen kommen die Sammler mit den Spendern ins Gespräch, werden als Vertreter der Kirche wahrgenommen und erfahren ganz nebenbei, ob und wo es in der Nachbarschaft vielleicht Hilfebedarf gibt. Pfarrer Ulrich Christenn, der auch selber noch vor einigen Jahren als Sammler unterwegs war, meint deshalb: "Es geht nicht nur um´s Spenden sammeln, sondern auch wirklich im Blick haben, was kann ich füreinander tun – das ist schon Teil von der Diakoniesammlung."

Sonntag, 30.06.2019