Jahrestag Ukraine-Krieg: Menschenkette für Frieden

von Martin Koch

Sonntag, 19.02.2023

schwarze Silhouette einer Menschenkette vor einer Erdkugel
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Für die am 24.2.2023 geplante Menschenkette für den Frieden zwischen Osnabrück und Münster werden ca. 50.000 Teilnehmer*innen gebraucht. Interessierte können sich online für einen Streckenabschnitt anmelden. (Foto: Pixabay)

Wenn sich der Krieg in der Ukraine am 24.2. zum 1. Mal jährt, will eine Menschenkette zwischen Osnabrück und Münster ein Zeichen für den Frieden setzen. Beide Städte sind eng verbunden mit dem Westfälischen Frieden, der 1648 den 30jährigen Krieg beendete.

Zuvor war fünf Jahre lang verhandelt worden. Berittene Boten waren ständig zwischen Osnabrück und Münster hin und her gependelt, um Nachrichten und Schriftstücke zwischen den verfeindeten Parteien des 30jährigen Krieges zu transportieren. Auf den Wegen, die sie damals nutzten, soll sich am Freitag, 24. Februar 2023, die Menschenkette aufstellen, um an den Friedensschluss vor genau 375 Jahren zu erinnern und um ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen.

Um die 50 Kilometer lange Strecke zwischen Osnabrück und Münster mit Menschen zu füllen, werden nach Angaben der Veranstalter etwa 50.000 Teilnehmer*innen gebraucht. Einzelpersonen und Familien, aber auch Schulklassen, Sportvereine, Chöre, Nachbarschaften und Kirchengemeinden sind deshalb aufgerufen, sich zwischen 15 und 17 Uhr in die Menschenkette einzureihen. Wer mitmachen möchte, kann sich online für einen Streckenabschnitt seiner Wahl anmelden: entweder bei der Friedenskette Osnabrück unter oder bei der Friedenskette Münster . Rixa Borns vom Vorbereitungsteam in Münster rät allen Teilnehmern: „Bringt bunte Bänder mit, mit denen man sich aneinander knüpfen kann und mit denen man den einen oder anderen Meter überbrücken kann. Abgesehen davon ist das ja auch ein Symbol: Wenn man ganz viele bunte Bänder aneinanderknüpft, dann verbindet das ja auch in einer ganz besonderen Weise.“

Bereits 2003 hatte es zwischen Münster und Osnabrück schon einmal eine Menschenkette für den Frieden gegeben. Anlass war damals der Beginn des Irakkriegs. Diese von den USA und Großbritannien angeführte Militäroperation begann am 20. März 2003 und führte bis Anfang Mai 2003 zur Eroberung der Hauptstadt Bagdad und zum Sturz des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein. Bei der Friedensaktion 2003 war es den Veranstaltern tatsächlich gelungen, die 50 Kilometer lange Strecke mit einer ununterbrochenen Menschenkette zu füllen.

In diesem Jahr führt die Strecke nach Angaben des Lokalsenders Radio RST „von Münster über den Schiffahrter Damm nach Gelmer und Fuestrup. Von dort geht es über Schmedehausen, Ladbergen, Lengerich und Hasbergen nach Osnabrück.“ Mehr Infos zur Aktion am 24. Februar gibt es unter https://www.friedenskette23.de/

Zum Jahrestag des Krieges in der Ukraine hatten die Diakonie Katastrophenhilfe, Brot für die Welt und die Diakonie Deutschland am 9.2.2023 zu einer gemeinsamen Pressekonferenz eingeladen. Hier vermeldeten die drei evangelischen Hilfsorganisationen unter anderem, dass sie bislang 68 Millionen Euro Spenden für die Nothilfe in der Ukraine und den Anrainerstaaten erhalten hätten. Dies habe Hilfsmaßnahmen ermöglicht, „die vom Umfang und Tempo historisch sind", sagte Dagmar Pruin, Präsidentin von Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt. Zwei Drittel der Gesamtsumme seien bis Ende Januar bereits für 30 Nothilfeprojekte in zwölf Ländern ausgegeben oder weitere Maßnahmen eingeplant worden.

Pruins Angaben zufolge hätten die Hilfen bisher mehr als 600.000 Menschen erreicht. Betroffene des Krieges erhalten laut Diakonie Katastrophenhilfe unter anderem Geldleistungen und Gutscheine, psychosoziale Unterstützung oder Hilfsgüter wie Nahrungsmittel oder Hygieneartikel. "Schon viele Jahre vor dem Angriff Russlands am 24. Februar haben Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe mit lokalen Partnern zusammengearbeitet und zivilgesellschaftliche Strukturen gestärkt. Das hat sich jetzt bewährt, denn es sind unsere lokalen Partner, welche die Menschen weit im Osten der Ukraine heute erreichen können", so Dagmar Pruin.

Auch in Deutschland seien 245 Projekte für Geflüchtete aus der Ukraine mit insgesamt rund zehn Millionen Euro gefördert worden, berichtete Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland. Er dankte allen ehren- und hauptamtlich Helfenden in Deutschland: "Die Aufnahme, Versorgung und Unterbringung von rund einer Million Geflüchteter war ein enormer Kraftakt, der gelungen ist", so Lilie. Nach den ersten Wochen der spontanen Hilfe an Bahnhöfen oder in Stadtzentren seien professionelle Strukturen entstanden. Diese Professionalisierung und weitere Unterstützung seien wichtig, denn auch bei vielen Beratungsstellen in der Wohlfahrtspflege und bei Ehrenamtlichen seien Kapazitätsgrenzen erreicht und Erschöpfung mache sich breit.

Aktuell brauchen die Menschen in der Ukraine vor allem Schutz vor der Kälte. "Die stetigen Angriffe auf zivile Infrastruktur unterbrechen die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung von Millionen Menschen", berichtete Martin Keßler, Direktor der Diakonie Katastrophenhilfe, aus Sumy im Nordosten der Ukraine. Dort begleitet er unter anderem Verteilungen und besucht Wärmestuben. "Die Angriffe müssen dringend aufhören, damit die Unterkünfte der Menschen repariert werden können", so Keßler.

Sonntag, 19.02.2023