Alzheimer mit 55: Eine Tochter berichtet
Sonntag, 08.06.2025

Die Wahrscheinlichkeit für eine demenzielle Erkrankung steigt mit den Lebensjahren. Deshalb sind Frauen, die eine höhere Lebenserwartung haben, häufiger betroffen. (Foto: Steven HWG on unsplash)
Bundesweit leiden rund 1,8 Millionen Menschen an einer dementiellen Erkrankung. Etwa 95% von ihnen sind älter als 65 Jahre, und die meisten leiden unter der Alzheimer-Krankheit. Pro Jahr kommen etwa 400.000 demenzielle Neuerkrankungen hinzu.
Das Bundesfamilienministerium rechnet deshalb damit, dass die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 auf voraussichtlich 2,8 Millionen steigen wird. Medizinisch gesehen gibt es über 50 verschiedene Demenzerkrankungen, von denen allein das berühmte Alzheimer in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen betrifft. In NRW leiden rund 320.500 Menschen an demenziellen Erkrankungen, rund 200.00 von ihnen sind weiblich.. Die meisten Betroffenen werden im häuslichen Bereich betreut, zumeist von Angehörigen. Deren Wissen über den Umgang mit Demenzkranken sowie über bestehende Beratungs- und Hilfeangebote ist jedoch oft lückenhaft.
Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tages am 21. September wurde deshalb schon 2005 im Internet eine Anlaufstelle für fachliche Beratung und Unterstützung freigeschaltet (https://alter-pflege-demenz-nrw.de ) . Die Seite fasst alle Aktivitäten der Landesinitiative Demenz-Service NRW zusammen, die vom NRW-Sozialministerium, den Pflegekassen und der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziell unterstützt wird. Wichtigster Baustein sind die derzeit zwölf über ganz NRW verteilten regionalen Demenz-Servicezentren. Hier können sich sowohl Betroffene als auch deren Angehörige umfassend beraten lassen. Neben Informationen über das Krankheitsbild und den Verlauf der Erkrankung erhält man hier u.a. auch eine kompetente Beratung über den Umgang mit Demenzkranken und Hinweise auf weitere Hilfen wie z.B. Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege.
Die Journalistin Peggy Elfmann, die ihre an Alzheimer erkrankte Mutter 13 Jahre lang pflegte, hat zwei Bücher zum Thema veröffentlicht. In „Mamas Alzheimer und wir“ aus dem Jahr 2021 beschreibt sie die Herausforderungen, die mit einer fortschreitenden Demenz auftreten, und welche Lösungen sie und ihre Familie gefunden haben. Das Buch ist einerseits ein berührender Erfahrungsbericht, enthält aber andererseits Hintergrundwissen über Diagnose und Behandlung sowie viele persönlich erprobte Tipps zum Umgang mit Betroffenen und zur eigenen Bewältigung. Thematisch etwas weiter gefasst ist Elfmanns zweites Buch mit dem Titel „Meine Eltern werden alt“ von 2024. Hier schreibt die Journalistin darüber, „wie erwachsene Kinder und ihre Eltern sich dem Thema Pflege nähern können, wie man den Eltern gut beisteht, sodass sie in Würde alt werden können, und wann die Zeit für eine Patientenverfügung gekommen ist. Sie beschreibt die emotionale Seite der hochpolitisierten Pflegedebatte und gibt so einen Ausblick, der von Fürsorge und Gemeinschaft geprägt ist.“ Im WortUndBild-Verlag ist noch ein drittes Buch von Peggy Elkmann erschienen: Der Ratgeber „Demenz. Verstehen und achtsam begleiten“ richtet sich an „betreuende und pflegende Angehörige von Demenz-Erkrankten. Zahlreiche Tipps zur Kommunikation, zur demenzgerechten Gestaltung des Wohnumfeldes sowie verschiedene Checklisten und kleine Übungen machen ihn zu einem praktischen Begleiter für den Alltag.“
Erste Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung sind ein gestörtes Kurzzeitgedächtnis, Stimmungsschwankungen, Orientierungs- und Wortfindungsstörungen. Der Arzt kann heute mit hoher Sicherheit eine genaue Diagnose stellen und Medikamente (sog. Dementiva, Cholinesterase-Hemmer) verschreiben, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Dadurch kann der Patient seinen Alltag besser bewältigen und sich seine Selbstständigkeit länger bewahren. Auch Angehörige profitieren von der Therapie, wenn sich der Pflegeaufwand verringert. Eine Heilung ist heute noch nicht möglich. Allerdings haben Studien gezeigt, dass man das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, senken kann. Möglichkeiten zur Vorbeugung sind Gedächtnistraining (u.a. Kreuzworträtsel), regelmäßige Bewegung, insbesondere Rad fahren und tanzen, sowie gesunde vitaminreiche Ernährung. Rauchen verändert dagegen die Gehirnchemie ungünstig, und bei einem Alkoholrausch sterben ebenfalls Millionen von Hirnzellen ab. Mehr Infos unter www.alzheimer-forschung.de
Die Wahrscheinlichkeit für eine demenzielle Erkrankung steigt mit den Lebensjahren. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) sind in Deutschland von den derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung nur 100.000 jünger als 65 Jahre. Zu den dementiellen Erkrankungen, die schon Menschen zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr treffen können, zählt die sogenannte Frontotemporale Demenz (FTD). Dabei sterben vor allem Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab (frontaler und temporaler Lappen). Von hier aus werden unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert.
Zu den Symptomen erklärt die DAlzG: „Bei fast allen Erkrankten fallen zu Beginn Veränderungen der Persönlichkeit und des zwischenmenschlichen Verhaltens auf. Dazu zählen insbesondere Teilnahmslosigkeit, aber auch Reizbarkeit, Taktlosigkeit und Enthemmung. Bei manchen Patienten zeigen sich ausgeprägte Sprachstörungen vor allem im Sinne von Wortfindungsstörungen und Benennstörungen. Erst im weiteren Verlauf der FTD kommt es zur Beeinträchtigung des Gedächtnisses, die lange Zeit meist aber nicht so stark ausgeprägt ist wie bei der Alzheimer-Krankheit.“
Weil die Vorgänge, die zum Absterben der Nervenzellen führen, bis heute zum größten Teil unbekannt und nicht beeinflussbar sind, gibt es nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bislang auch keine gezielten Therapiemöglichkeiten: „Die medikamentöse Behandlung zielt derzeit darauf ab, die Verhaltensauffälligkeiten der Patienten zu mildern. Am besten haben sich serotonerge Antidepressiva bewährt. Sie wirken bei einigen Patienten antriebssteigernd und können zu einer besseren Ausgeglichenheit der Betroffenen beitragen. Mit nicht-medikamentösen Ansätzen wie kreativen Therapien und körperlicher Aktivierung kann eine Milderung der typischen Verhaltensauffälligkeiten versucht werden.“
Mehr Informationen zu Formen der Frühdemenz gibt es auf der Internetseite der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. und unter https://hksk.de/bekommen-auch-junge-menschen-demenz/