"Tag der Pflege": Besuch in einer Demenz-WG
Sonntag, 11.05.2025

In einer Senioren- oder Demenz-WG leben sechs bis zwölf alte Menschen gemeinsam in einer großen Wohnung oder Haus. Sie kochen, essen und spielen zusammen, aber jeder hat auch Privatsphäre. (Foto: Pixabay)
Mehr als 85 Prozent der rund 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zu Hause betreut. Nur rund 800.000 Menschen sind vollstationär in Heimen untergebracht. Noch recht neu ist eine Mischform aus beiden Welten: Die Demenz-WG.
Die Evangelische Stiftung Volmarstein betreibt seit 2023 so eine Einrichtung in Wetter a.d. Ruhr und sagt selber über das Projekt: „Ein besonderes Angebot für Menschen mit demenziellen Veränderungen: eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, wenn es zu Hause nicht mehr geht, ein Heimplatz aber noch nicht das Richtige ist. Im »Wilhelminengarten« in der Gartenstraße 15 leben sieben Menschen mit demenziellen Veränderungen. Im gleichen Gebäude befindet sich die Kindertagesstätte »Wilhelminengarten« und eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung. (…) Die Senior*innen leben in der Wohngemeinschaft wie in einer Familie. Ob Geburtstagsfeiern, Kochen, Vorlesen, Basteln oder werkeln – die Tage sind kurzweilig.“
Solche ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz oder Pflegebedarf sind eine beliebte Alternative zum Heim. In kleinen Gruppen von etwa sechs bis zwölf Personen leben die Bewohner in einer gemeinschaftlichen Wohnung oder einem Haus. Die Pflege wird durch einen ambulanten Pflegedienst übernommen, während die Alltagsgestaltung und Haushaltsführung gemeinsam oder mit Unterstützung von Betreuungskräften erfolgt. Angehörige sind oft eng eingebunden und können in der Organisation oder Alltagsgestaltung mitwirken. Diese Wohnform bietet eine familiäre Atmosphäre, fördert soziale Kontakte und erhält ein hohes Maß an Selbstbestimmung.
Ähnlich wie die betreuten WGs sind auch Senioren-Wohngemeinschaften ein gemeinschaftliches Wohnmodell, allerdings oft ohne professionelle Pflegekräfte vor Ort. Diese Wohnform eignet sich besonders für Menschen mit geringerem Pflegebedarf, die dennoch nicht allein leben möchten. Bei zunehmender Pflegebedürftigkeit können ambulante Dienste flexibel hinzugezogen werden.
Eine weitere Alternative ist das sogenannte betreute Wohnen. Es verbindet individuelles, selbstbestimmtes Leben mit der Sicherheit, im Bedarfsfall Unterstützung zu erhalten. Die Bewohner leben in eigenen Wohnungen innerhalb einer Wohnanlage, in der Services wie Hausnotruf, Reinigungsdienste, gemeinsame Freizeitangebote und pflegerische Unterstützung angeboten werden. Es ist eine gute Lösung für Menschen, die ihre Eigenständigkeit bewahren möchten, aber gleichzeitig ein sicheres Umfeld wünschen.
Wenn die Pflege in einem klassischen Pflegeheim (noch) nicht infrage kommt oder die Belastung für pflegende Angehörige zu groß wird, können Tagespflegeeinrichtungen eine wertvolle Hilfe und Alternative darstellen. Tagespflegeeinrichtungen entlasten pflegende Angehörige, indem sie Pflegebedürftige tagsüber professionell betreuen, pflegen und aktivieren. Die Betroffenen verbringen den Tag in einer Einrichtung und kehren abends in ihre gewohnte Umgebung zurück. Dies ermöglicht Angehörigen beispielsweise weiterhin berufstätig zu sein oder regelmäßige Pausen zu haben, ohne die Betreuung ganz abgeben zu müssen.
Eine recht oft genutzte Möglichkeit ist schließlich noch die 24-Stunden-Betreuung („Live-in-Care“) durch Betreuungskräfte im eigenen Zuhause. Hier kommen meist osteuropäische Betreuungskräfte zum Einsatz, die im Haushalt der Pflegebedürftigen wohnen. Sie übernehmen alltägliche Aufgaben wie Kochen, Putzen, Hilfe bei der Körperpflege sowie die soziale Begleitung. Diese Form der Betreuung bietet eine kontinuierliche Anwesenheit und ermöglicht es dem Betroffenen, in der vertrauten Umgebung zu bleiben. Allerdings sind rechtliche und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen oft komplex und müssen sorgfältig geprüft werden. Dazu zählen u.a. Vorschriften gegen eine „Scheinselbständigkeit“ und damit zusammenhängende Sozialversicherungsabgaben, aber auch gesetzliche Regelungen zur täglichen Arbeitszeit sowie Urlaub und Krankenversicherung. Was im Detail zu beachten ist und ausführliche Tipps bietet die Caritas unter https://www.caritas.de/hilfeundberatung/ratgeber/alter/pflege/24-stunden-pflege-darauf-musst-du-achten
Für alle Fälle alternativer Betreuung und Unterbringung gilt: Entscheidend ist eine frühzeitige, individuelle Beratung, um die passende Lösung zu finden – eine, die sowohl die Selbstbestimmung der Betroffenen wahrt als auch die Angehörigen nachhaltig entlastet.