„Rastplätze für die Seele“ feiern Aktionstag
Sonntag, 22.06.2025
Die ökumenisch getragene Autobahnkirche Geismühle liegt an der A57 von Krefeld in Fahrtrichtung Köln.
Ihre Baustile reichen von ganz traditionell bis futuristisch, und es gibt sie so nur in Deutschland: Die Autobahnkirchen. Immer am letzten Sonntag im Juni rücken sie ins Licht der Öffentlichkeit. Dann wird bundesweit der „Tag der Autobahnkirchen“ gefeiert
Der fällt in diesem Jahr auf den 29. Juni. Am „Tag der Autobahnkirchen“ bieten die teilnehmenden Kirchen neben Andachten und Gebeten auch verschiedene Aktionen an. Sie verteilen zum Beispiel kleine Giveaways und kostenlose Broschüren wie „Gebete und Lieder für unterwegs“ oder bieten einen Reisesegen an.
Kapellen, Heiligenhäuschen und Kreuze am Wegesrand boten schon im Mittelalter vorbeikommenden Reisenden oder Pilgern die Gelegenheit zur inneren Einkehr und Pause. Den gleichen Zweck erfüllen heute noch die Autobahnkirchen. Ihre Zahl ist in Deutschland in den vergangenen Jahren rasant gewachsen: 1998 gab es erst elf solcher "Wallfahrtsorte der Moderne", heute sind es 48. Die erste und damit älteste Autobahnkirche heißt "Maria, Schutz der Reisenden" und steht an der A 8 München-Stuttgart, Ausfahrt Adelsried. Sie wurde 1958 gebaut und eingeweiht. Den Anstoß dazu gab der Augsburger Fabrikant Georg Haindl, der nach einem tödlichen Verkehrsunfall in der Familie ein Stück Land und den Rohbau der Kirche stiftete.
Die älteste evangelische Autobahnkirche im ostwestfälischen Exter liegt etwas abseits der A2 von Dortmund nach Hannover zwischen der Anschlussstelle Herford-Ost und dem Kreuz Bad Oeynhausen an der Abfahrt 31 „Vlotho-West“. Das über 330 Jahre alte Gotteshaus, das heute immer noch als Gemeindekirche genutzt wird, wurde am Himmelfahrtstag 1959 in das Verzeichnis der Autobahnkirchen aufgenommen. Allein in NRW gibt es derzeit acht „Rastplätze für die Seele“: Nievenheim (A57, Köln-Neuss), Geismühle (A57 Krefeld-Neuss), Exter (A2, Köln-Berlin), RUHR (A 40, Anschlussstelle Bochum-Hamme), Roxel (A 1 Münster-Osnabrück zwischen dem Kreuz Münster-Süd und der Ausfahrt Münster-Nord, auf dem Rasthof "Münsterland"), Gescher/Coesfeld (A31, Bottrop-Emden), Hamm (A 2 Hannover-Dortmund zwischen den Anschlussstellen Hamm-Uentrop und Hamm-Rhynern) und die Autobahnkirche Siegerland (A 45 Dortmund-Frankfurt, Ausfahrt Wilnsdorf). Eine Übersicht und Beschreibung aller Autobahnkirchen gibt es unter www.autobahnkirche.de .
Schätzungen zufolge besuchen pro Jahr zwischen einer und drei Millionen Reisende eine Autobahnkirche. Laut einer Studie aus dem Jahr 2007 sind die Besucherinnen und Besucher eher männlich als weiblich, eher verheiratet mit Kindern als alleinstehend und eher katholisch als evangelisch. Zwei von fünf Besuchern sind kirchlich und kirchengemeindlich distanzierte Personen. Die Autoren der Studie bezeichnen den typischen Besucher als "Autobahnkirchensponti", dessen Besuch "eine ungeplante Kurzweilinsel zum religiösen Auftanken" darstellt.
In Auftrag gegeben wurde diese Untersuchung von der Akademie VRK (Versicherer im Raum der Kirche). Die Akademie unterstützt seit mehr als 25 Jahren die Arbeit der Autobahnkirchen, betreut die Homepage www.autobahnkirche.de , sorgt für die Vernetzung der Kirchen und Kapellen untereinander und organisiert alljährlich auch die ökumenische Konferenz der Autobahnpfarrer. Die Akademie hat im Jahr 2020 auch einen gut 5minütigen Film über die deutschen Autobahnkirchen ins Netz gestellt. Das Video kann man hier ansehen.