Welternährungstag: 735 Mio. Menschen hungern

von Manfred Rütten

Sonntag, 15.10.2023

Getreidekörner liegen auf einer offenen Handfläche
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Die Region Chimanimani an der Ostgrenze Simbabwes hat eine schwere Dürre erlebt und ist vom Klimawandel stark betroffen. Dadurch sind die Kleinbauern von großen Verlusten bei der Ernte und dem Viehbestand bedroht. (Foto: Karin Schermbrucker / Brot für die

Laut dem jüngsten Welternährungsbericht, den die Vereinten Nationen im Juli 2023 veröffentlicht haben, leiden weltweit 735 Mio. Menschen an Hunger. Und knapp 30% der Weltbevölkerung (2,4 Mrd.) hatte 2022 keinen steten Zugang zu Nahrungsmitteln.

Das Ziel der Vereinten Nationen, den weltweiten Hunger bis 2030 zu besiegen, rückt angesichts dieser Zahlen in weite Ferne. Verglichen mit den Jahren vor der Corona-Pandemie ist die Zahl der Hungernden um 122 Mio. gestiegen. Am stärksten betroffen ist der afrikanische Kontinent: Laut UN-Bericht leidet hier jeder fünfte Mensch an Hunger, mehr als doppelt so viele Menschen wie im weltweiten Durchschnitt.

Der Deutschlandfunk schreibt: „Zu den Gründen für den Anstieg zählen demnach die Pandemie, Extremwetter und Folgen der Klimakrise sowie bewaffnete Konflikte einschließlich des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. (…) Zuletzt habe die Zahl der Hungernden zwar stagniert und sei im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 sogar etwas zurückgegangen, dieser bescheidene Fortschritt werde aber von steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen wieder untergraben, mahnen die UN.

Dabei wird weltweit eigentlich genug Nahrung produziert, um alle Menschen satt zu machen, sagt Linda Corleis vom evangelischen Hilfswerk »Brot für die Welt«: „Wir können allein mit den Lebensmitteln, die wir jährlich wegwerfen, weltweit die Menschheit zwei Mal ernähren. Aber es ist nicht gerecht verteilt, die Ressourcen sind nicht gerecht verteilt. Das heißt, dass die Nahrung nicht da ist, wo die Menschen sind, die sie brauchen.“

Hilfslieferungen in Hungergebiete sind deshalb weiter unverzichtbar. Es gilt schließlich, Leben zu retten. Aber mittelfristig müssen andere Lösungen her, sagt Corleis: „Nahrung muss LOKAL produziert werden. Viele Menschen sind weltweit so arm, dass sie sich die Lebensmittel, die es zu kaufen gibt, nicht mehr leisten können. Und die Lösung kann nur sein, dass die Regierung ihre eigenen Kleinbauern stärken. Dass sie wieder Saatgut bekommen, dass sie vor allen Dingen Land bekommen. Über 70% der Welt werden von Kleinbauern weltweit ernährt und nicht von der Nahrungsmittelindustrie.“

Wie der Evangelische Pressedienst am 21.9.2023 meldete, sind im Bundeshaushalt für 2024 drastische Einschnitte bei der deutschen humanitären Hilfe und der Entwicklungsarbeit geplant: „Die humanitäre Hilfe wird, wenn der Bundestag nicht interveniert, um ein Drittel gekürzt. Der Posten soll laut Entwurf von derzeit 3,3 Milliarden Euro auf knapp 2,2 Milliarden schrumpfen. Der Entwicklungsetat dürfte um 5,3 Prozent reduziert werden - von knapp 12,2 Milliarden Euro in diesem Jahr auf gut 11,5 Milliarden Euro im Jahr 2024.“ Hilfsorganisationen haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, „dass die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP sich an ihren Koalitionsvertrag halte und 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in die humanitäre Hilfe und Entwicklungsarbeit investiere.“

Sonntag, 15.10.2023