Wechsel an der Spitze des Kolpingwerkes
Erstmals steht eine Frau an der Spitze des Kolpingwerks Deutschland. Bei der Bundesversammlung haben die Delegierten am 17. November Ursula Groden-Kranich MdB mit 93 Prozent Zustimmung zur neuen Bundesvorsitzenden gewählt.
INFO: 370 Delegierte und weitere Gäste des katholischen Sozialverbands tagten am Wochenende in der Domstadt. Das Kolpingwerk Deutschland besetzte dabei die Leitungsposition neu und wählte drei weitere Mitglieder des Bundesvorstandes. Ursula Groden-Kranich, Mitglied der Kolpingsfamilie Mainz-Zentral, trat die Nachfolge des bisherigen Bundesvorsitzenden Thomas Dörflinger an, der nach 14 Jahren sein Amt zur Verfügung stellte und im Rahmen eines Festaktes in der Kölner Minoritenkirche verabschiedet wurde.
Die neue erste Vorsitzende des 1850 von dem früheren Schuhmachergesellen und späteren Geistlichen Adolph Kolping (1813-1865) gegründeten Verbandes wurde 1965 in Mainz geboren, ist verheiratet und hat eine Tochter. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau, gehört seit 2013 dem Deutschen Bundestag an und ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für „Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ sowie in dem Ausschuss für die „Angelegenheiten der Europäischen Union“. Zugleich ist sie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für „Kultur und Medien“. Zu neuen Mitgliedern im Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland wurden Marie-Christin Sommer (Kolping-Diözesanverband Köln), Sven-Marco Meng (ehemaliger Landesleiter der Kolpingjugend Bayern) und Stephan Stickeler (Diözesanvorsitzender Paderborn) gewählt. Mit der Adolph-Kolping-Plakette, der höchsten Auszeichnung des Kolpingwerkes Deutschland, wurde Hans Peter Wollseifer geehrte, Präsidenten des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).
Europa-Erklärung: Unter der Überschrift „Europa braucht eine Stimme!“ steht eine europapolitische Erklärung, die von der Bundesversammlung im Vorfeld der Europa-Wahlen vom 23. bis 26. Mai 2019 beschlossen wurde. Die Europawahlen seien „eine Schicksalswahl, da nichts Geringeres auf dem Spiel steht als die Zukunft der europäischen Werte- und Solidargemeinschaft“, so das Kolpingwerk. Herausforderungen und Krisen der vergangenen Jahre hätten dazu geführt, dass der Zusammenhalt in der Europäischen Union immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Noch verheerender sei es, dass der europäische Einigungsprozess in einigen Mitgliedsstaaten von einer zunehmenden Zahl an Populisten und Extremisten in Frage gestellt, zum Teil sogar vehement abgelehnt werde. Mit Sorge sehe der Bundesvorstand, dass europafeindliche Parteien und Bewegungen die Aussicht haben, im nächsten Europäischen Parlament an Bedeutung zu gewinnen. Für das Kolpingwerk Deutschland bleibe die Europäische Union Garant für Freiheit und Frieden, Stabilität und Wohlstand in Europa. Orientierung dabei gebe die Katholische Soziallehre/Christliche Gesellschaftslehre.
Seliger Adolph Kolping: Der 4. Dezember ist der Gedenktag eines Mannes, nach dem rund 1.000 Straßen und Plätze in Deutschland benannt sind. Der als „Gesellenvater“ bezeichnete Priester, Sozialreformer und Publizist Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 als Sohn einer Tagelöhnerfamilie in Kerpen geboren. Als gelernter Schuhmacher zog er selbst zehn Jahre lang als „fahrender Geselle“ von Ort zu Ort. Mit 23 Jahren besucht Kolping abermals die Schule, macht Abitur in Köln und studiert Theologie in München und Bonn. 1845 in Köln zum Priester geweiht, ist er zunächst vier Jahre lang als Kaplan in Wuppertal-Elberfeld. 1849 nach Köln versetzt, gründet er dort den ersten katholischen Gesellenverein, um damit jungen Handwerksgesellen Halt und Heimat zu geben. Er starb am 4. Dezember 1865 in Köln und ist in der Minoritenkirche bestattet. Am 27. Oktober 1991 sprach Papst Johannes Paul II. den „Gesellenvater“ selig. Sein Geburtsort mit der neuen Ausstellung im Kolpingmuseum präsentiert sich offiziell als „Kolpingstadt Kerpen“.
Das Kolpingwerk mit Sitz in Köln gehört zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche. Schwerpunkt ist Deutschland mit einer Zahl von 245.000 Mitgliedern, davon etwa 40.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Bereich der Kolpingjugend. Vor Ort sind die Mitglieder des Kolpingwerkes Deutschland in 2.500 Kolpingsfamilien organisiert; diese bilden im Bereich eines Bistums jeweils den Diözesanverband.
Allein in NRW sind rund 100.000 Mitglieder in 800 Kolpingsfamilien organisiert. Etwa 25.000 Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich in den Vorständen von Kolpingsfamilien sowie auf den überörtlichen Ebenen; davon mehr als 5.000 junge Menschen in Leitungsfunktionen der Kolpingjugend. Rund 400 junge Menschen beteiligen sich in jedem Jahr an Workcamps und Freiwilligendiensten der Kolping Jugendgemeinschaftsdienste in aller Welt, jedes Jahr nehmen etwa 19.000 junge Menschen Angebote im Bereich der Berufsvorbereitung und Berufsausbildung wahr. Kolping gehört zu den größten freien Trägern in der beruflichen Bildung: 22 Kolping-Bildungsunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland unterhalten regional 150 Einrichtungen zur beruflichen Bildung sowie zur Jugend-und Erwachsenenbildung. Mehr als 4.600 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. 230 Kolpinghäuser, (Jugendwohnheime, Hotels, Vereinshäuser) stehen allen Menschen offen. Ein Schwerpunkt ist das Kolping-Jugendwohnen, vor allem für Auszubildende, die aufgrund ihrer Ausbildung in eine fremde Stadt ziehen. Kolping ist der größte Träger von Jugendwohnen in Deutschland. Etwa 30.000 Feriengäste erleben jährlich in den neun Kolping-Familienferienanlagen einen familiengerechten Urlaub. Kolping ist der größte katholische Anbieter gemeinnütziger Familienerholung in Deutschland.
Das Kolpingwerk Deutschland ist Teil des Internationalen Kolpingwerkes, das in 61 Ländern mit mehr als 7.300 Kolpingsfamilien und über 400.000 Mitgliedern engagiert ist. Homepage des Kolpingwerks: www.kolping.de