Wech­sel an der Spit­ze des Kol­ping­wer­kes

von Christof Beckmann

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Der scheidende und die neue Vorsitzende (v.l.): Thomas Dörflinger und Ur­su­la Gro­den-Kra­nich, Bild: Kolping.de

Erstmals steht eine Frau an der Spitze des Kolpingwerks Deutschland. Bei der Bun­des­ver­samm­lung ha­ben die De­le­gier­ten am 17. November Ur­su­la Gro­den-Kra­nich MdB mit 93 Pro­zent Zu­stim­mung zur neu­en Bun­des­vor­sit­zen­den ge­wählt.

INFO: 370 De­le­gier­te und wei­te­re Gäs­te des katholischen Sozialverbands ta­gten am Wochenende in der Dom­stadt. Das Kolpingwerk Deutschland be­setzte dabei die Lei­tungs­po­si­ti­on neu und wählte drei wei­te­re Mit­glie­der des Bun­des­vor­stan­des. Ur­su­la Gro­den-Kra­nich, Mit­glied der Kol­pings­fa­mi­lie Mainz-Zen­tral, trat die Nach­fol­ge des bis­he­ri­gen Bun­des­vor­sit­zen­den Tho­mas Dörf­lin­ger an, der nach 14 Jah­ren sein Amt zur Verfügung stellte und im Rahmen ei­nes Fest­ak­tes in der Köl­ner Mi­no­ri­ten­kir­che verabschiedet wurde.

Die neue erste Vorsitzende des 1850 von dem früheren Schuhmachergesellen und späteren Geistlichen Adolph Kolping (1813-1865) gegründeten Verbandes wurde 1965 in Mainz ge­bo­ren, ist ver­hei­ra­tet und hat ei­ne Toch­ter. Nach dem Ab­itur absolvierte sie ei­ne Aus­bil­dung zur Bank­kauf­frau, gehört seit 2013 dem Deut­schen Bun­des­tag an und ist or­dent­li­ches Mit­glied im Aus­schuss für „Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend“ so­wie in dem Aus­schuss für die „An­ge­le­gen­hei­ten der Eu­ro­päi­schen Uni­on“. Zu­gleich ist sie stell­ver­tre­ten­des Mit­glied im Aus­schuss für „Kul­tur und Me­di­en“. Zu neuen Mit­glie­dern im Bun­des­vor­stand des Kol­ping­wer­kes Deutsch­land wurden Ma­rie-Chris­tin Som­mer (Kolping-Diözesanverband Köln), Sven-Mar­co Meng (ehe­ma­li­ger Lan­des­lei­ter der Kol­ping­ju­gend Bay­ern) und Ste­phan Sti­ckeler (Diö­ze­san­vor­sit­zen­der Pa­der­born) ge­wählt. Mit der Adolph-Kol­ping-Pla­ket­te, der höchsten Auszeichnung des Kol­ping­wer­kes Deutsch­land, wurde Hans Pe­ter Woll­sei­fer geehrte, Prä­si­den­ten des Zen­tral­ver­band des Deut­schen Hand­werks (ZDH).

Europa-Erklärung: Unter der Überschrift „Eu­ro­pa braucht ei­ne Stim­me!“ steht eine europapolitische Erklärung, die von der Bundesversammlung im Vorfeld der Eu­ro­pa-Wahlen vom 23. bis 26. Mai 2019 beschlossen wurde. Die Eu­ro­pa­wah­len seien „ei­ne Schick­sals­wahl, da nichts Ge­rin­ge­res auf dem Spiel steht als die Zu­kunft der eu­ro­päi­schen Wer­te- und So­li­dar­ge­mein­schaft“, so das Kol­ping­werk.  Her­aus­for­de­run­gen und Kri­sen der ver­gan­ge­nen Jah­re hät­ten da­zu ge­führt, dass der Zu­sam­men­halt in der Eu­ro­päi­schen Uni­on im­mer wie­der auf die Pro­be ge­stellt wur­de. Noch ver­hee­ren­der sei es, dass der eu­ro­päi­sche Ei­ni­gungs­pro­zess in ei­ni­gen Mit­glieds­staa­ten von ei­ner zu­neh­men­den Zahl an Po­pu­lis­ten und Ex­tre­mis­ten in Fra­ge ge­stellt, zum Teil so­gar ve­he­ment ab­ge­lehnt wer­de. Mit Sor­ge sehe der Bun­des­vor­stand, dass eu­ro­pa­feind­li­che Par­tei­en und Be­we­gun­gen die Aus­sicht ha­ben, im nächs­ten Eu­ro­päi­schen Par­la­ment an Be­deu­tung zu ge­win­nen. Für das Kol­ping­werk Deutsch­land bleibe die Eu­ro­päi­sche Uni­on Ga­rant für Frei­heit und Frie­den, Sta­bi­li­tät und Wohl­stand in Eu­ro­pa. Orientierung dabei gebe die Ka­tho­li­sche So­zi­al­leh­re/Christ­li­che Ge­sell­schafts­leh­re.

Seliger Adolph Kolping: Der 4. Dezember ist der Gedenktag eines Mannes, nach dem rund 1.000 Straßen und Plätze in Deutschland benannt sind. Der als „Gesellenvater“ bezeichnete Priester, Sozialreformer und Publizist Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 als Sohn einer Tagelöhnerfamilie in Kerpen geboren. Als gelernter Schuhmacher zog er selbst zehn Jahre lang als „fahrender Geselle“ von Ort zu Ort. Mit 23 Jahren besucht Kolping abermals die Schule, macht Abitur in Köln und studiert Theologie in München und Bonn. 1845 in Köln zum Priester geweiht, ist er zunächst vier Jahre lang als Kaplan in Wuppertal-Elberfeld. 1849 nach Köln versetzt, gründet er dort den ersten katholischen Gesellenverein, um damit jungen Handwerksgesellen Halt und Heimat zu geben. Er starb am 4. Dezember 1865 in Köln und ist in der Minoritenkirche bestattet. Am 27. Oktober 1991 sprach Papst Johannes Paul II. den „Gesellenvater“ selig. Sein Geburtsort mit der neuen Ausstellung im Kolpingmuseum präsentiert sich offiziell als „Kolpingstadt Kerpen“.

Das Kolpingwerk mit Sitz in Köln gehört zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche. Schwerpunkt ist Deutschland mit einer Zahl von 245.000 Mitgliedern, davon etwa 40.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Bereich der Kolpingjugend. Vor Ort sind die Mitglieder des Kolpingwerkes Deutschland in 2.500 Kolpingsfamilien organisiert; diese bilden im Bereich eines Bistums jeweils den Diözesanverband.

Allein in NRW sind rund 100.000 Mitglieder in 800 Kolpingsfamilien organisiert. Etwa 25.000 Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich in den Vorständen von Kolpingsfamilien sowie auf den überörtlichen Ebenen; davon mehr als 5.000 junge Menschen in Leitungsfunktionen der Kolpingjugend. Rund 400 junge Menschen beteiligen sich in jedem Jahr an Workcamps und Freiwilligendiensten der Kolping Jugendgemeinschaftsdienste in aller Welt, jedes Jahr nehmen etwa 19.000 junge Menschen Angebote im Bereich der Berufsvorbereitung und Berufsausbildung wahr. Kolping gehört zu den größten freien Trägern in der beruflichen Bildung: 22 Kolping-Bildungsunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland unterhalten regional 150 Einrichtungen zur beruflichen Bildung sowie zur Jugend-und Erwachsenenbildung. Mehr als 4.600 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. 230 Kolpinghäuser, (Jugendwohnheime, Hotels, Vereinshäuser) stehen allen Menschen offen. Ein Schwerpunkt ist das Kolping-Jugendwohnen, vor allem für Auszubildende, die aufgrund ihrer Ausbildung in eine fremde Stadt ziehen. Kolping ist der größte Träger von Jugendwohnen in Deutschland. Etwa 30.000 Feriengäste erleben jährlich in den neun Kolping-Familienferienanlagen einen familiengerechten Urlaub. Kolping ist der größte katholische Anbieter gemeinnütziger Familienerholung in Deutschland.

Das Kolpingwerk Deutschland ist Teil des Internationalen Kolpingwerkes, das in 61 Ländern mit mehr als 7.300 Kolpingsfamilien und über 400.000 Mitgliedern engagiert ist. Homepage des Kolpingwerks: www.kolping.de