Volkstrauertag: Gedenken und Trauern

von Christof Beckmann

Sonntag, 18.11.2018

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Bildmotive: Volksbund, Montage: KIP-NRW

Heute Mittag ist die zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Der staatliche „stille Feiertag“ gilt den Kriegstoten und Opfern von Gewaltherrschaft aller Nationen – und davon gibt es viele - viel zu viele ...

INFO: Am 18. November ist Volkstrauertag. Der stille Feiertag gilt den „Kriegstoten und Opfern von Gewaltherrschaft aller Nationen“ und erinnert in diesem Jahr besonders an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Auch in diesem Jahr veranstaltet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Plenarsaal des Deutschen Bundestages die zentrale Gedenkstunde, die traditionell unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten steht. Sie beginnt am 18. November 2018 um 13.30 Uhr und wird vom ZDF direkt übertragen. Als Gast wird der französische Staatspräsident Emmanuel Macron erwartet. Die Anregung für einen weltlichen Gedenktag für Soldaten unternahm der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bereits 1919, der 1922 angenommen und seit 1926 am zweiten Fastensonntag stattfand –gesetzlicher Feiertag war er damals noch nicht. Die Nationalsozialisten machten aus dem Volkstrauertag einen „Heldengedenktag“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 der Tag bewusst als „stiller Feiertag“ in das Umfeld der anderen Gedenktage an das Ende des Jahres gelegt. Bei der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag spricht der Bundespräsident als Staatsoberhaupt und neben der Nationalhymne wird auch das Soldatenlied „Der gute Kamerad“ gespielt.

Internationale Kunstausstellung im Bundestag zum Kriegsende 1918: Im Berliner Reichstagsgebäude ist derzeit ein ungewöhnliches internationales Kunstprojekt zu sehen, für das 31 renommierte Künstler aus 31 Teilnehmerstaaten des Ersten Weltkriegs Symbole des Friedens gestaltet haben. Es steht unter dem Motto „1914/1918 - Not Then, Not Now, Not Ever“. Alle beteiligten Künstler erhielten einen massiven Holzwürfel von 30 Zentimetern Kantenlänge, die aus Eichen im elsässischen Hirtzbach stammen. Das Material aus dem hart umkämpften Frontgebiet im Ersten Weltkrieg zeugt bis heute von den blutigen Auseinandersetzungen des Stellungskrieges. Die Schau soll an möglichst vielen Orten der Welt gezeigt werden und die Menschen zum Nachdenken anregen. Bis 10. Januar 2019 ist die Schau bei Führungen des Bundestags zu sehen. Die nächste Station ist der Sitz der Vereinten Nationen in New York.

Informationen zum Volksbund: Volksbund Service-Team, Tel. 0561 / 7009-0, 0561 / 7009-221, E-Mail: info@volksbund.de. Anregungen und Gedanken zur Gestaltung von Gedenkstunden und Gottesdiensten zum Volkstrauertag, mehr unter www.volkstrauertag.de. Broschüre zum Download: „100 Jahre Erster Weltkrieg. Erinnern für die Zukunft“

Unsere Gesprächspartnerin: Daniela Schily, Generalsekretärin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Bundesgeschäftsstelle, Werner-Hilpert-Straße 2, 34117 Kassel, Tel. 0561 / 7009-0, Fax 0561 / 7009-221, E-Mail: info@volksbund.de, Internet: www.volksbund.de, Vertretungsberechtigter Vorstand: Wolfgang Schneiderhan, Registergericht: Amtsgericht Kassel, Registernummer: VR 951, Spendentelefon: 0561 700 90, Spendenkonto IBAN: DE23520400210322299900, BIC: COBADEFFXXX, Commerzbank Kassel

Der Erste Weltkrieg - die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts”: In den Kriegsjahren 1914-1918 starben rund 17 Millionen Menschen, an dem bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte waren 40 Staaten beteiligt. Am 11. November 1918 unterzeichneten Vertreter des Deutschen Reiches, Frankreichs und Großbritanniens in einem Eisenbahn-Salonwagen im Wald von Compiegne in Frankreich ein Waffenstillstandsabkommen. Daran erinnerten am 24. Oktober die EU-Bischofskommission COMECE, die vom 24.-26. Oktober in Ypern und Brüssel tagte. Beim Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren forderten die COMECE-Bischöfe alle Menschen guten Willens dazu auf, bei der Förderung des Dialogs, einem Schlüsselelement für die Europäische Union als Friedensprojekt zusammenzuarbeiten. Ypern war Schauplatz grausamster Seiten des Konflikts. Hier feierten die Bischöfe der EU mit Hunderten von Jugendlichen aus verschiedenen Ländern eine Heiligen Messe in der St. Martins Kathedrale. Das Gedenken wurde mit einem ökumenischen Gebet in der St. Georges Memorial-Kirche fortgesetzt, einem Besuch des Denkmal „In Flanders Fields", auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemark und dem Commonwealth-Friedhof Tyne Cot.

Kirche und Erster Weltkrieg: Während des Ersten Weltkriegs kämpften auch Millionen Katholiken auf allen Seiten gegeneinander. Dies stellte auch die katholische Kirche vor eine Zerreißprobe: Hatten viele katholische Bischöfe und Priester den Ausbruch des Kriegs zu Beginn noch begrüßt, ergab sich für den amtierenden Papst Pius X. eine schwierige Situation. Er starb wenige Wochen nach Kriegsbeginn und beim Konklave mussten sich die Kardinäle aus Deutschland und Frankreich auf einen Nachfolger einigen. Benedikt XV. verurteilte den Krieg als „entsetzlichen Wahnsinn”, versuchte immer wieder zwischen den verfeindeten Staaten zu vermitteln und schlug schließlich ein internationales Schiedsgericht vor.

Stellungnahme der deutschen Bischöfe: Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte am 25. Juli 2014 aus Anlass des Beginns des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren die Erklärung „Den Egoismus der Staaten überwinden – die Ordnung des Friedens entwickeln”. Darin wiesen die Bischöfe besonders auf die Rivalität der Staaten und den überall in Europa grassierenden Nationalismus hin, setzen sich aber auch selbstkritisch mit den Mentalitäten und Verhaltensweisen der Katholiken – einschließlich vieler Bischöfe und Theologieprofessoren – auseinander. Nachdrücklich bekannten sich die Bischöfe zur „europäischen Integration”, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Antwort auf die Fragen war, „die der Erste Weltkrieg so nachdrücklich ins Bewusstsein gerufen hat”. In Gestalt der Europäischen Union sei „eine Friedensordnung geschaffen” worden, „die dem Recht den Vorrang vor der Stärke gibt” und Verhandlungen an die Stelle gewalttätiger Konfrontation setzt. „Gerade der Rückblick auf die Schrecken der Kriege sollte uns allen Ansporn sein, an diesem Projekt festzuhalten und jeden Rückfall in eine einseitig verstandene Nationalstaatlichkeit zu vermeiden”, forderten die Bischöfe: „Das europäische Projekt in diese Richtung zu entwickeln – dies ist eine der großen geschichtlichen Aufgaben unseres Jahrhunderts.” Zur Erklärung der deutschen Bischöfe: www.dbk.de. Dort auch ein Diskussionsbeitrag der Bischöflichen Kommission Weltkirche zum Thema „Die Kirche und der Erste Weltkrieg”.

Buchhinweis: Martin Lätzel, „Die Katholische Kirche im Ersten Weltkrieg. Zwischen Nationalismus und Friedenswillen”, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014.

Ausstellung im Niederrheinmuseum Wesel: Das Leben der Familie im Ersten Weltkrieg beleuchtet eine Ausstellung im Niederrheinmuseum Wesel. Vom 3. November bis zum 30. Dezember zeigt es fast 4.000 Objekte aus über 80 privaten Nachlässen aus der Zeit des vor 100 Jahren beendeten Krieges. „Unsere Familie im Ersten Weltkrieg“ stellt Fotos, Feldpost, Urkunden, Orden und andere Gegenstände vor, die Gewalt, Leid und die Not von Familien im Krieg dokumentieren und den Blick auf den Alltag der Soldaten und der Daheimgebliebenen werfen. Adresse: Niederrheinmuseum Wesel, An der Zitadelle 14-20, 46483 Wesel, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche frei.

Sonntag, 18.11.2018