Buchtipp: "Volle Tonne, leere Teller"

von Matthias Huttner & Manfred Rütten

Sonntag, 29.12.2019

Jochen Brühl - der Vorsitzende der Tafel Deutschland
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"Klimaschutz beginnt im eigenen Kühlschrank", sagt Jochen Brühl, der Vorsitzende der Tafel Deutschland. (Foto: www.tafel.de / Wolfgang Borrs)

Allein in Deutschland landen jedes Jahr etwa 18 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll. Gleichzeitig brauchen immer mehr Menschen die Hilfe der sogenannten Tafeln, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Über diesen Skandal ist vor kurzem ein Buch erschienen.

Der Titel des Buches lautet " Volle Tonne, leere Teller: Was sich ändern muss. Gespräche über Armut, Verschwendung, Gerechtigkeit und notwendiges Engagement." Geschrieben hat es ein Kenner der Materie: Jochen Brühl. Er ist Vorsitzender der Tafeln in Deutschland, die mit ihren mehr als 2.000 Ausgabestellen bundesweit jeden Tag rund 1,5 Millionen Menschen mit Essen versorgen. Aus Sicht von Brühl zeigt sich darin ein Dilemma: "Wir haben Menschen, die zu wenig haben, und gleichzeitig leisten wir uns eine Verschwendung von 18 Millionen Tonnen Lebensmitteln im Jahr. Da ist was falsch im System. Und ich glaube, wir müssen endlich an den Ursachen arbeiten und nicht nur an den Folgen."

Eine der Ursachen ist ein grundsätzlich falscher Umgang mit Lebensmitteln. Es werden zu große Mengen eingekauft, manches wird falsch gelagert und Vieles einfach weggeschmissen, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Dazu sagt Jochen Brühl: "Mindesthaltbarkeitsdatum heißt ja nicht, wenn ich etwas esse, was ein (…) abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum hat, dass ich dann tot umfalle, sondern ich muss mich wieder auf meine Sinne verlassen – riechen, schmecken, sehen. Und ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir auch nur das kaufen, was wir brauchen und Ressourcen schützen."

Klimaschutz beginnt für Brühl im eigenen Kühlschrank. Auch darüber hat er für sein Buch mit verschiedenen Menschen gesprochen – darunter auch mit Prominenten wie dem TV-Moderator Jörg Pilawa, dem Schauspieler Hannes Jaenicke oder Sternekoch Tim Raue. Brühls Fazit macht Mut: "Was am Ende übrig bleibt, ist für mich, dass eigentlich alle diese Leute von der Hoffnung leben und auch von dem, dass man etwas tun kann. Dass wir Dinge verändern können."

Dieser Aufruf sei nicht nur an die Politik berichtet, sondern an die Gesellschaft insgesamt: "Wir sollten machen und nicht immer nur beklagen." Das Buch von Jochen Brühl "Volle Tonne, leere Teller" ist im adeo-Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 22 Euro.

Sonntag, 29.12.2019