Bonhoeffer-Buch: "Keine Angst vor dem Leben"
Sonntag, 06.07.2025

Dieses Bild zeigt den evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer 1939 im Predigerseminar Sigurdshof in Pommern. (Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1987-074-16 / CC-BY-SA 3.0) Zuschnitt: M.Rütten; geschärft mit KI
Der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der im April 1945 von den Nazis als Widerstandskämpfer ermordet wurde, hat zahlreiche Schriften hinterlassen, und über ihn wurden schon viele Bücher geschrieben, Jetzt gibt es ein Neues.
Das Buch „Dietrich Bonhoeffer: Keine Angst vor dem Leben“ von Uwe Schulz, erschienen im März 2025 im Brunnen Verlag, ist eine kompakte Biografie über einen der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Auf 160 Seiten zeichnet Schulz das Leben Bonhoeffers nach – als Theologe, Pazifist, Widerstandskämpfer und Märtyrer – und schlägt dabei eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Besonderes Augenmerk liegt auf Bonhoeffers zentralen Themen wie Wahrheit, Verantwortung, Schuld, Leiden, Nachfolge und Tod, die er nicht nur theologisch, sondern existenziell durchlebte. Das Buch ist interaktiv gestaltet: QR-Codes führen zu historischen Dokumenten und Erinnerungsorten, was die Lektüre vertieft und anschaulicher macht
Uwe Schulz gelingt es, Bonhoeffers Leben und Denken in einer klaren, zugänglichen Sprache darzustellen. Die Biografie ist nicht nur eine historische Darstellung, sondern auch eine Einladung zur persönlichen Reflexion über ethische und spirituelle Fragen. Durch die Integration von QR-Codes wird das Buch interaktiv und ermöglicht einen tieferen Einblick in Bonhoeffers Welt. Für Leserinnen und Leser, die sich mit Fragen von Glauben, Widerstand und moralischer Verantwortung auseinandersetzen möchten, bietet dieses Werk eine inspirierende und bewegende Lektüre.
Bonhoeffer wird am 4. Februar 1906 in Breslau geboren, wächst anschließend in Berlin auf und studiert ab 1923 Theologie in Tübingen. Zurück in Berlin legt er dort 1930 sein 2. theologisches Examen ab, lehrt später als Privatdozent an der Berliner Universität und erteilt nebenbei Konfirmandenunterricht in einer Kirchengemeinde. Schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ergreift Bonhoeffer ganz offen Partei für die regimekritische "Bekennende Kirche" und die von ihr verfasste "Barmer Theologische Erklärung" von 1934. Damit gerät er ins Visier der Nazis, die ihm im August 1936 die Lehrerlaubnis entziehen.
Trotzdem gibt Bonhoeffer seine oppositionelle Haltung gegen das NS-Regime nicht auf, knüpft sogar erste Kontakte zu deutschen Widerstandsgruppen und beteiligt sich ab 1939 dann aktiv am Widerstand gegen Hitler – als Verbindungsmann der militärischen Abwehr unter Admiral Canaris. Über seine ökumenischen Verbindungen, die er auf zahlreichen Auslandsreisen aufgebaut hat, soll er Kontakte zwischen westlichen Regierungen und dem deutschen Widerstand herstellen. Zu diesem Zweck unternimmt er mehrere Reisen ins neutrale Ausland, kehrt aber immer wieder nach Deutschland zurück. Im Januar 1943 verlobt sich Bonhoeffer mit Maria von Wedemeyer, einer seiner ehemaligen Konfirmandinnen.
Doch das private Glück währt nur kurz: Schon im April ´43 wird Dietrich Bonhoeffer wegen angeblicher "Wehrkraftzersetzung" verhaftet und in das Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel eingeliefert. Dort schreibt er sein bekanntestes Buch "Widerstand und Ergebung". Die Sammlung enthält Briefe und Gedanken aus seiner 23monatigen Haftzeit und belegt eindrucksvoll den ungebrochenen Mut und das Gottvertrauen des gefangenen Theologen. Hier findet sich auch das berühmte Gedicht „Von guten Mächten“, das Bonhoeffer zu Silvester 1944 für seine Verlobte Maria verfasste.
Nach dem missglückten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 und der anschließenden Welle von Verhaftungen und Verhören gelingt es der Geheimen Staatspolizei schließlich, Bonhoeffer seine Widerstandstätigkeit nachzuweisen. Im Oktober 1944 wird er in den Berliner Gestapo-Bunker verlegt. Hier entsteht zur Jahreswende sein berühmtes Gedicht "Von guten Mächten", das Jahre später auch vertont wird und noch heute im evangelischen Kirchengesangbuch zu finden ist. Kurz vor Kriegsende - im Februar 1945 – wird Bonhoeffer zunächst in das KZ Buchenwald bei Weimar eingeliefert.
Zwei Monate später verschleppen ihn SS-Schergen von dort in das KZ Flossenbürg (rund 100 km nordöstlich von Nürnberg, an der Grenze zum heutigen Tschechien). Am 5. April 1945 befahl Adolf Hitler die Hinrichtung aller noch nicht exekutierten „Verschwörer“ des 20. Juli 1944 an und damit auch jene Dietrich Bonhoeffers. Er wurde am 8. April ´45 zum Schein vor ein Standgericht gestellt, das ihn ohne Zeugenanhörung und Verteidiger zum Tode verurteilte. Am 9. April 1945 wird Dietrich Bonhoeffer zusammen mit Admiral Wilhelm Canaris und General Hans Oster in Flossenbürg durch den Strang hingerichtet.