Hoffnung für die Müllkinder von Kairo

von A.Stadelmaier & J.Kubitscheck

Sonntag, 06.07.2025

Drei verwahrloste Kinder neben Müll in den Straßen von Kairo
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Die Müllkinder von Kairo. Unterstützung und ärztliche Versorgung erhalten sie u.a. durch das "Salam Center" der Koptischen Kirche. Der Evangelische Kirchenkreis Moers ist Partner des Projekts. (Foto: Ev. Kirchenkreis Moers)

Sie sind Spezialisten für Müll aller Art und leben in Mokkatam, der ältesten und größten Müllsiedlung von Kairo. Hier sammeln, sortieren und recyclen 70.000 „Zabbaleen“ (Arabisch für „Müllleute“) vor allem den Plastikmüll der ägyptischen Hauptstadt.

In Kairo selbst leben rund zehn Millionen Menschen. Nimmt man auch die Vororte mit hinzu, sind es sogar an die 20 Millionen. Dort - am Fuße der Mokattam-Berge – existiert ein einzigartiges urbanes Ökosystem: die sogenannte „Müllstadt“ (Garbage City) im Stadtteil Manshiyat Naser. Hier leben und arbeiten zwischen 50.000 und 70.000 Menschen, die als Zabbaleen („Müllleute“) bekannt sind. Diese überwiegend koptisch-christliche Gemeinschaft hat über Generationen hinweg ein informelles, aber äußerst effizientes Abfallsammel- und Recyclingsystem aufgebaut

Die Zabbaleen sammeln täglich den Müll von Millionen Kairoer Haushalten – oft mit einfachen Mitteln wie Eselkarren oder kleinen Lastwagen. Der gesammelte Abfall wird in ihren Wohnvierteln sortiert, wobei jede Familie sich auf bestimmte Materialien spezialisiert hat, etwa Plastik, Papier oder Metall. Erstaunlicherweise recyceln sie bis zu 85 % des gesammelten Mülls, was weit über den Quoten vieler westlicher Entsorgungsunternehmen liegt.

Ein besonderes Merkmal ihres Systems ist die Nutzung von Schweinen zur Verwertung organischer Abfälle. Diese Tiere, die in der mehrheitlich muslimischen Gesellschaft Ägyptens als unrein gelten, sind für die Zabbaleen nicht nur Teil des Recyclings, sondern auch eine Einkommensquelle.

Trotz ihrer wichtigen Rolle im urbanen Ökosystem leben viele Zabbaleen unter schwierigen Bedingungen. Die Nähe zu Müllbergen, das Fehlen grundlegender Infrastruktur wie sauberem Wasser und medizinischer Versorgung sowie die Belastung durch giftige Gase führen zu gesundheitlichen Problemen. Krankheiten wie Hepatitis C sind verbreitet, und die Kindersterblichkeitsrate ist höher als im städtischen Durchschnitt.

In den letzten Jahrzehnten haben jedoch NGOs und kirchliche Organisationen Initiativen gestartet, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Es wurden Schulen, Kliniken und Werkstätten eingerichtet, in denen insbesondere Frauen durch das Upcycling von Materialien wie Papier und Textilien zusätzliches Einkommen erzielen können. Zu den Organisationen, die sich in Mokkatam engagieren gehört auch der deutsche Verein Müllstadtkinder Kairo e.V. Nach eigenen Angaben gehört es zu den Zielen des Vereins, „die Lebensumstände dieser Menschen auf ein Niveau zu heben, welches ihnen eine würdige Existenz in ihrer Gesellschaft ermöglicht, sowie Bildungszugänge zu öffnen, die es den Menschen, insbesondere den Kindern erlauben, selbstbestimmt auch andere Lebensziele anzustreben.“ Ähnliches gilt auch für die Stephen’s Children Foundation - eine christliche Organisation, die eigene Stützpunkte in den Müllslums außerhalb Kairos unterhält und diese auch finanziell unterstützt.

Die Zabbaleen sehen sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber, darunter staatliche Maßnahmen zur Privatisierung der Müllentsorgung und die Konkurrenz durch internationale Entsorgungsunternehmen. Dennoch haben sie es geschafft, ihre Position zu behaupten und sogar internationale Anerkennung für ihr nachhaltiges Modell zu erhalten. Neue Programme, unterstützt von Regierung und Unternehmen, fördern nun die Integration der Zabbaleen in offizielle Recyclinginitiativen, wobei digitale Technologien zur Nachverfolgung und Bezahlung ihrer Arbeit eingesetzt werden.

Mehr über die Arbeit und die Träume der Zabbaleen lesen Sie in einem Artikel der HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine) vom 3. Juni 2025

(Dieser Text wurde mit KI-Unterstützung erstellt)

Sonntag, 06.07.2025