Alltagsrassismus: Was jeder dagegen tun kann

von Kira Geiss & Manfred Rütten

Sonntag, 25.05.2025

T-Shirt mit Aufdruck 'Ich bin ein Kind Gottes'
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Der englische Text auf diesem T-Shirt sagt: "Ich bin ein Kind Gottes" - ein Bibelzitat aus dem Johannesevangelium, das die Gleichheit aller Menschen zum Ausdruck bringt. (Foto: Pixabay)

In Deutschland erlebt mehr als die Hälfte aller Menschen mit Migrationshintergrund oder mit schwarzer Hautfarbe regelmäßig rassistische Diskriminierung. Sie werden z.B. unfreundlich behandelt, haben schlechtere Chancen bei der Wohnungs- oder Jobsuche.

Zu diesem Ergebnis kommt der im März 2025 vorgestellte Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa). Die entsprechende Studie untersucht regelmäßig Ursachen, Ausmaß und Folgen von Rassismus in Deutschland. In diesem Jahr ist sie drei Fragen besonders auf den Grund gegangen:

  1. Wie haben sich rassistische Einstellungen in der deutschen Gesellschaft entwickelt?
  2. Und welche Erfahrungen machen rassistisch markierte Menschen in ihrem Alltag?
  3. Welche Auswirkungen haben Diskriminierungserfahrungen?

Die zentralen Ergebnisse der Studie fasst das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung in einer Pressemitteilung wie folgt zusammen:

  • Mehr als ein Fünftel der deutschen Gesamtbevölkerung hat gefestigte rassistische Einstellungen: 22 % aller Befragten glauben, dass ethnische und religiöse Minderheiten in den letzten Jahren wirtschaftlich mehr profitiert haben, als ihnen zusteht. 23 % sind der Meinung, dass ethnische und religiöse Minderheiten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung stellen. Diese Befunde unterstreichen, dass rassistische Vorurteile über den Zeitraum von 2022 bis 2024 innerhalb der Gesamtbevölkerung fortbestehen.
  • 54 % der rassistisch markierten Menschen erfahren Alltagsdiskriminierung: Mehr als jede zweite rassistisch markierte Person (54 %) erfährt mindestens einmal im Monat Diskriminierung – bei nicht rassistisch markierten sind es 32 %.
  • Besonders betroffen von subtilen Diskriminierungsformen sind muslimische (61 %) und Schwarze Frauen (63 %) sowie Schwarze Männer (62 %). Hautfarbe ist für Schwarze (bis zu 84 %) und asiatische Menschen (bis zu 52 %) der häufigste Diskriminierungsgrund, muslimische Personen nennen vor allem ihre Religion (bis zu 51 %). Zudem berichten bis zu 55 % der asiatischen und muslimischen Befragten, als „nicht deutsch“ wahrgenommen und benachteiligt zu werden. Die Zahlen zeigen: Diskriminierungserfahrungen sind nicht zufällig, sondern erfolgen anhand rassistischer Zuschreibungen.
  • 42 % der Schwarzen Männer und 38 % muslimische Frauen erfahren Diskriminierung vor allem im öffentlichen Raum: Rassistisch markierte Menschen werden etwa im öffentlichen Raum, in Ämtern, Behörden, in der Freizeit sowie durch Polizei und Justiz diskriminiert. Am häufigsten tritt Ungleichbehandlung im öffentlichen Raum auf: 42 % der Schwarzen Männer und 38 % der muslimischen Frauen berichten von regelmäßigen negativen Erfahrungen. Auch in Restaurants, Geschäften und bei Veranstaltungen sind Schwarze Männer (36 %), Schwarze Frauen (30 %), muslimische (24 %) und asiatische Personen (23 %) besonders betroffen. In Ämtern und Behörden erleben besonders muslimische (37 %) und Schwarze Frauen (29 %) Diskriminierung. Ein zentrales Problem ist rassistische Benachteiligung durch die Polizei: 19 % der muslimischen und 18 % der Schwarzen Männer berichten von negativen Erfahrungen.
  • Diskriminierung geht mit einem erhöhten Risiko psychischer Belastung einher: Menschen, die mehrfach im Monat Diskriminierung erfahren, zeigen deutlich häufiger Symptome für Depressionen und Angststörungen als jene ohne solche Erlebnisse. Besonders betroffen sind muslimische und asiatische Personen: Jede dritte Person, die häufig Diskriminierung erfährt, leidet unter moderaten bis schweren Symptomen – im Vergleich zu rund 10 % der Nicht-Betroffenen.
  • Besonders bei Betroffenen von Diskriminierung sinkt das Vertrauen in staatliche Institutionen: Seit 2022 ist das Vertrauen in die Bundesregierung bis zu 20 Prozentpunkte gesunken, vor allem bei muslimischen und asiatischen Menschen. Auch das Vertrauen in Polizei und Justiz nimmt ab, besonders bei Menschen mit Diskriminierungserfahrung. So vertrauen 87 % der muslimischen Personen der Polizei, wenn sie keine Diskriminierung erlebt haben – jedoch nur 19 %, wenn sie häufig durch diese diskriminiert wurden. Bei asiatischen Menschen sinkt das Vertrauen von 86 % auf 4 %, wenn sie häufig Diskriminierung durch die Polizei erfahren haben.

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Sonntag, 25.05.2025