„Der Kampf gegen rechts geht weiter“
Sonntag, 25.05.2025

Die Schalker Fan-Initiative hat nicht nur Fußball im Kopf: Die Mitglieder engagieren sich gegen Rassismus und rechtes Gedankengut sowie gegen Homophobie und jede Form von Ausgrenzung. (Foto: Screenshot YouTube "Widen The Circle")
In der Zweitliga-Saison 202/25 belegt der FC Schalke 04 am Ende nur einen Platz im unteren Tabellendrittel. Die Schalker Fan-Initiative hätte sich sicher auch ein besseres Ergebnis gewünscht. Doch der 1992 gegründete Verein hat nicht nur Fußball im Kopf.
Als Reaktion auf die ausländerfeindlichen Angriffe Anfang der 1990er Jahre wie zum Beispiel in Rostock-Lichtenhagen und die Unterwanderung der Fußball-Fanszene in den Stadien durch Neonazis hat sich die Schalker Fan-Initiative den Kampf gegen Rassismus und Gewalt sowie gegen Sexismus, Homophobie und jegliche Diskriminierung auf ihre Fahnen geschrieben. Die Mitglieder verstehen sich einerseits als Aktivisten, andererseits unterstützen sie auch aktiv die Fußball- und Fankultur rund um Schalke 04 auf und neben dem Platz. Sein erstes öffentliches Auftreten datiert der Verein auf den 9. November 1992: Bei der der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht in Gelsenkirchen präsentiert die Fan-Initiative ihr Transparent „Schalker gegen Rassismus“ und verteilt gleichnamige Flugblätter. Kurz darauf folgt die Teilnahme an der Großdemonstration gegen Ausländerfeindlichkeit in Bonn.
Mehr als 30 Jahre sind seit diesen Anfängen vergangen. Inzwischen zählt die Schalker Fan-Initiative rund 400 Mitglieder und ist für ihr zivilgesellschaftliches Engagement mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Anerkennung gab es u.a. vom Deutschen Bundestag (1997), vom Land NRW (2000) und vom Deutschen Fußball Bund (DFB), der den Verein 2017 mit dem Julius-Hirsch-Preis auszeichnete. Dieser Preis erinnert laut DFB an den 1892 geborenen Karlsruher Kaufmann Julius Hirsch, der 1910 mit dem Karlsruher FV und 1914 mit der Spielvereinigung Fürth Deutscher Meister wurde. Gemeinsam mit seinem Karlsruher Freund und Teamkollegen Gottfried Fuchs ist er einer von nur zwei jüdischen Spielern in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft. 1943 wurde Julius Hirsch, nur weil er jüdischer Herkunft war, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Die jüngste Ehrung erfuhr die Schalker Fan-Initiative am 27. Januar 2025 – dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag. Im Roten Rathaus in Berlin nahmen Vereinsvertreter*innen den US-amerikanischen Obermayer Award für die Bewahrung jüdischer Geschichte entgegen. Zur Begründung hieß es: „Die Schalker Fan-Initiative erhält die Auszeichnung für ihr langjähriges Engagement gegen Antisemitismus und jede Form der Diskriminierung.“ Seit den 1990er Jahren beschäftige sich der ehrenamtliche Verein mit Erinnerungsarbeit und betreibe mit der Aktion „Laufend erinnern“ aktiv Bürgerwissenschaft zur Geschichte des Nationalsozialismus. Mit Lesungen, Filmabenden, Diskussionen, Vorträgen, Workshops und Fußballspielen setze er sich zudem für Integration und gegen Rassismus ein.
Die im Beitrag erwähnte Ausstellung zu jüdischen Schicksalen im deutschen Fußball ist noch bis zum 28. Mai in der Gelsenkirchener Synagoge zu sehen. Dazu heißt es auf der Fan-Initiativen-Homepage: „Die Ausstellung »Im Abseits. Jüdische Schicksale im deutschen Fußball« des Deutschen Fußballmuseums zu sehen vom 12. bis zum 28. Mai 2025, montags und mittwochs 10 bis 17 Uhr in der Synagoge (Georgstraße 2). Das ist uns so wichtig, weil die Geschichte des deutschen Fußballs ohne jüdische Funktionäre und Spieler sich nicht stark entwickelt hätte - und bis zum Januar 1933 waren diese Akteure natürlich fest integriert. Im April ´33 erklärte der DFB aber schon, dass »Angehörige der jüdischen Rasse (…) in führenden Stellungen« nicht tragbar seien, und schloss jüdische Mitglieder aus. Es folgten Jahre der Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung, Gewalt, Ermordung – oder Flucht. Viele einst erfolgreiche jüdische Spieler und Funktionäre sind inzwischen (fast) vergessen. Damit dies nicht geschieht, werden auf 13 Ausstellungswänden Geschichten und Geschichte beleuchtet – auch die von Ernst Alexander.“
Ein Video über die Schalker Fan-Initiative und die Verleihung des Obermayer Award 2025 gibt es im Netz unter https://www.youtube.com/watch?v=ZC069S8DiZI