Alkohol: „Jeder Tropfen weniger zählt“

von Juliane Eberwein

Sonntag, 11.05.2025

Alkoholiker mit einer leeren Flasche
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Alkohol, Nikotin, Tabletten, Glücksspiel, ja sogar Computer und Smartphones können abhängig machen. Wer Hilfe braucht, sollte sich an eine Suchtberatungsstelle - z.B. von Diakonie oder Caritas - wenden. (Foto: Pixabay)

Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums ist es schwarz auf weiß nachzulesen: Knapp acht Millionen Bundesbürger trinken riskant viel Alkohol, und weitere neun Millionen gelten sogar als Alkoholiker. Immens ist auch der wirtschaftliche Schaden.

Das Mitte April veröffentlichte "Jahrbuch Sucht 2025" beziffert die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle in Deutschland auf 47.500 pro Jahr. Die Experten gehen davon aus, dass über 20% der Bevölkerung Alkohol in riskantem bis suchtkrankem Ausmaß zu sich nehmen. Möglicherweise liegt das Ausmaß sogar noch höher, denn in den Untersuchungen für den Suchtbericht ging es nur um die Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. Die große Altersgruppe ab 65 Jahren aufwärts ist demnach gar nicht erfasst, ebenso nicht die der Jüngeren unter 18 Jahren.

Der Suchtforscher und Co-Autor des „Jahrbuchs Sucht“, Jakob Manthey sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Alkohol ist ein Zellgift, und die Kernfrage ist: Wie gehen wir mit dieser toxischen Substanz um? Am besten ist Abstinenz, aber auch jede Reduktion hilft. Es macht einen Unterschied, ob ich drei Bier trinke oder zwei." Manthey und andere Experten verweisen darauf, dass gewohnheitsmäßiges Trinken die Risiken für zahlreiche Erkrankungen steigert – so zum Beispiel für Herz-/Kreislauferkrankungen, bestimmte Krebsarten und Leberzirrhose. Nicht zu unterschätzen sei zudem die Zahl alkoholbedingter Unfälle und Gewalttaten im Rausch. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf insgesamt 57 Milliarden Euro jährlich, so die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS).

Die allermeisten Suchtkranken – so auch alkoholkranke Menschen - leben nicht „im luftleeren Raum“ – sie haben Partner*innen, Kinder, Arbeitskollegen etc., von denen wiederum viele mit-leiden unter der Sucht. Egal ob Süchtiger oder Mitleidender: Wer Hilfe sucht, findet in der Einrichtungsdatenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) alle wichtigen Informationen zu den bundesweit über 1.300 ambulanten Suchtberatungsstellen. Darüber hinaus finden man dort auch 800 stationäre Suchthilfeeinrichtungen. Hier der direkte Link: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis

Auf dem Weg aus der Alkoholsucht können u.a. auch Selbsthilfegruppen unterstützend wirken. Die Bekannteste unter ihnen ist sicher die Gruppe der Anonymen Alkoholiker (https://www.anonyme-alkoholiker.de/ ). Ihre Arbeit beschreiben die „AA“ in ihrer Präambel so: „Anonyme Alkoholiker sind eine Gemeinschaft von Menschen, die miteinander ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen, um ihr gemeinsames Problem zu lösen und anderen zur Genesung vom Alkoholismus zu verhelfen. Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Die Gemeinschaft kennt keine Mitgliedsbeiträge oder Gebühren, sie erhält sich durch eigene Spenden.“

Eine lange Tradition und daher viel Erfahrung in der Suchtbekämpfung hat auch das Blaue Kreuz. Es wurde 1877 in Genf durch den Schweizer Pfarrer Louis-Lucien Rochat mit weiteren 27 Personen gegründet. Bis heute bildet der christliche Glaube die Grundlage für jede Arbeit im Blauen Kreuz. Es ist als Fachverband Mitglied im Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im Diakonischen Werk der evangelischen Kirche (GVS) und Mitglied der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). In 15 Landesverbänden arbeiten rund 360 Gruppen und Vereine mit ca. 20.000 Gruppenteilnehmern. Rund 5.000 Mitglieder haben sich zur Alkoholenthaltsamkeit verpflichtet. Hauptamtlich beschäftigt das Blaue Kreuz 450 Mitarbeitende.

Sonntag, 11.05.2025