#AusLiebe: Diakonie feiert 175. Geburtstag

von Christopher Deppe

Sonntag, 17.09.2023

Plakatmotiv mit Johann Hinrich Wichern zum 175. Geburtstag der Diakonie
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Ein Plakatmotiv zum 175. Geburtstag der Diakonie zeigt ihren Gründervater, den Hamburger Theologen Johann Hinrich Wichern. (Foto: (c) Diakonie Deutschland)

Am 22.09.1848 hält der Theologe Johann Hinrich Wichern auf dem Evangelischen Kirchentag in Wittenberg eine Brandrede. Er fordert seine Kirche auf, etwas gegen die Not und Verelendung der Menschen im Land durch die Industrialisierung zu unternehmen.

Wichern kritisiert die Untätigkeit der evangelischen Kirche angesichts der dramatischen sozialen Lage und fordert ein Netzwerk der „rettenden Liebe“. Seine scharfe Rede bleibt nicht folgenlos. Vielmehr markiert sie die Geburtsstunde der Diakonie. Zwar gibt es Anfang des 19. Jahrhunderts bereits vereinzelt zum Beispiel Rettungshäuser für verwaiste Kinder, Krankenpflegevereine und andere soziale Einrichtungen, die ihre Arbeit aus der christlichen Nächstenliebe ableiten. Doch erst Johann Hinrich Wichern schafft mit der Gründung der „Inneren Mission“ eine ausbaufähige Organisationsform, aus der im Laufe der Jahrzehnte die evangelische Diakonie entsteht.

Dem Dachverband Diakonie Deutschland gehören heute als Mitglieder zunächst einmal die Diakonischen Werke der 20 evangelischen Landeskirchen der EKD an. Hinzu kommen neun Freikirchen mit ihren diakonischen Einrichtungen sowie rund 70 Fachverbände der verschiedensten Arbeitsfelder. Mitgetragen wird die diakonische Arbeit von den rund 18.000 Gemeinden der Landes- und Freikirchen. Sie unterstützen die Diakonie u.a. durch regelmäßige Kollekten in den Gottesdiensten

Die Diakonie „ist die soziale Arbeit der evangelischen Kirchen. Bundesweit sind 599.770 hauptamtliche Mitarbeitende in rund 33.000 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie wie Pflegeheimen und Krankenhäusern, Beratungsstellen und Sozialstationen mit 1,2 Millionen Betten/Plätzen beschäftigt. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen. Etwa 700.000 freiwillig Engagierte sind bundesweit in der Diakonie aktiv.“ (Quelle: Diakonie Deutschland). Zu den Aufgabenbereichen der Diakonie gehören:

    Armut und Obdachlosigkeit
    Beratung und Seelsorge
    Familie und Frauen
    Flucht und Migration
    Freiwilliges Engagement und Freiwilligendienste
    Hilfe bei Krankheit
    Hospizarbeit und Palliativversorgung
    Inklusion und Teilhabe für Menschen mit Behinderung
    Kinder- und Jugendhilfe
    Pflege und ältere Menschen

 

Ihren 175. Geburtstag feiert die Diakonie am 22. September 2023 mit einem Festakt in Berlin. Festredner bei der Gala im Museum für Kommunikation ist Bundeskanzler Olaf Scholz. Erwartet werden rund 350 Gäste aus Politik und Gesellschaft, Freier Wohlfahrt, Diakonie und Kirche, darunter auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Annette Kurschus. Die Jubiläumsfeier steht unter dem Motto „175 Jahre #ausLiebe“.

In einem Interview zum 175-jährigen Jubiläum wagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie einen Blick in die Zukunft: „175 Jahre nach der Stegreif-Rede von Johann Hinrich Wichern sind wir als Kirche und Diakonie besonders gefragt, wie wir Teil der Lösung der Herausforderungen unserer Zeit sein können. Ich sehe es als historische Aufgabe der Kirche und der Diakonie, sich in dieser Phase der globalen Umbrüche nicht nur mit uns selbst zu beschäftigen, sondern – ähnlich wie damals – wacher zu werden für ihre Aufgabe in dieser tiefgreifenden gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Transformation. Deshalb wollen wir in diesem Jubiläumsjahr nicht nur zurückzuschauen, sondern miteinander und mit anderen darüber ins Gespräch kommen, wie wir als Diakonie in die Zukunft gehen: Wie kann unser „Netzwerk der christlichen Liebestätigkeit“ in dieser sich so rasant verändernden Welt der komplexen Krisen und der sich differenzierenden Vorstellungen von gutem Leben wirksam bleiben? Was muss sich ändern, was muss unbedingt bleiben, damit die Diakonie mit Kompetenz und #ausLiebe in Kooperation mit anderen weiterhin dazu beitragen kann, dass unsere freie Gesellschaft ein lebensfreundlicher Ort bleibt? Solche Fragen besprechen wir zum Beispiel bei unserem Zukunftskongress mit rund 300 Menschen – nicht nur aus Diakonie und Kirche  im November in Leipzig.“

Sonntag, 17.09.2023