„Ankerlicht“ vermittelt Besuchspaten
Sonntag, 03.08.2025

Bei der Auswahl der ehrenamtlichen Besuchspaten legt das Aachener Projekt "Ankerlicht" Wert darauf, dass ähnliche Interessen oder Hobbys vorhanden sind. (Foto: Pixabay)
Ende Mai 2024 hat das Bundesfamilienministerium erstmals ein „Einsamkeitsbarometer“ für Deutschland veröffentlicht. Das Ergebnis: Einsamkeit ist ein wachsendes Problem mit gesundheitlichen Folgen und zieht sich durch alle Altersgruppen der Gesellschaft.
Laut dem Einsamkeitsreport 2024 der Techniker Krankenkasse leiden etwa 60 Prozent der Bundesbürger häufig, manchmal oder selten unter dem Gefühl von Einsamkeit. Nicht überraschend ist die Erkenntnis, dass sich Singles und Alleinlebende dreimal häufiger einsam fühlen als Paare. So nicht unbedingt zu erwarten war dagegen die Altersverteilung. Einsamkeit ist bei jüngeren Menschen viel häufiger anzutreffen als bei Älteren. 68 Prozent der 18- bis 39-Jährigen sagen, sie hätten häufig, manchmal oder selten mit Einsamkeit zu kämpfen, wobei 36 Prozent angaben, dass sie das Gefühl von Einsamkeit „sehr stark“ oder „eher stark“ belastet. Bei Menschen über 40 Jahren fühlt sich dagegen nur jeder Zweite einsam.
In absoluten Zahlen ausgedrückt ist dieser Teil jedoch erheblich: etwa 48,7 Millionen Menschen in Deutschland sind älter als 40 Jahre. Das entspricht rund 58% der Gesamtbevölkerung. Und gut 25 Millionen von ihnen sind älter als 60. Gerade bei ihnen finden sich häufig Risikofaktoren, die Einsamkeit begünstigen. Je älter die Menschen sind, desto häufiger leiden sie unter gesundheitlichen Problemen, was nicht selten ihre Mobilität einschränkt. Mit dem Alter steigt außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass sie alleine leben, weil Freunde, Lebensgefährten und Ehepartner versterben und die Kinder oft aus beruflichen Gründen wegziehen.
Hier setzt das Projekt „Ankerlicht“ der Evangelischen Kirche in Aachen an. Das Projekt ist Teil der Initiative "Engagiert älter werden" und zielt darauf ab, älteren Menschen, die allein leben und nicht mehr so mobil sind, ehrenamtliche Besuchspaten an die Seite zu stellen: „Wir führen Interessent*innen und Besucher*innen zusammen, die ähnliche Interessen haben. Und wie es sich dann entwickelt, bleibt den beiden Besuchspartnern selbst überlassen“, erklärt Projektleiter Tilman Kögel.
Manche spielen Karten oder hören Musik, andere gehen zusammen spazieren oder ins Theater. Das gemeinsame Tun und Reden ist gut für Körper, Geist und Seele, sagt Tilman Kögel. Davon profitieren beide Seiten – die Besuchten, aber auch ihre Besucher: „Dieses Geben und Nehmen hat einen unheimlichen Wert an sich. Man geht erfüllt und erfreut nach Hause, weil man etwas geben konnte, sich gut verstanden hat, und blickt ganz anders auf dieses Ankerlicht gegen das Alleinsein.“