Wie kommt man heil durch den Corona-Advent?

von Janka Hardenacke

Sonntag, 13.12.2020

Mann sitzt einsam in einer Kirche
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"Abstand halten" heißt es derzeit auch in den Kirchen. Am Platz müssen Mund-Nase-Masken getragen werden, Gemeindegesang ist verboten. (Foto: Pixabay)

Nachdem die Zahl der Corona-Infizierten zuletzt extrem in die Höhe geschossen ist, haben Bund und Länder wieder Kontaktbeschränkungen beschlossen und sie Anfang Dezember sogar noch verschärft. Damit rücken beliebte Adventsrituale in weite Ferne.

Mit Freunden auf den Weihnachtsmarkt gehen? Gestrichen. Genauso wie der Skiurlaub, das festliche Adventskonzert in der Kirche oder die Weihnachtsfeier mit den Kollegen beim Italiener nebenan. Die Restaurants sind bis auf weiteres geschlossen, sämtliche Weihnachtsmärkte wurden abgesagt, und in der Öffentlichkeit dürfen sich aktuell nur fünf Menschen aus zwei verschiedenen Haushalten treffen. So verlangen es die staatlichen Auflagen im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes.

Die meisten Bürger haben dafür Verständnis und halten sich an Abstandsgebote und Maskenpflicht. Doch nach neun Monaten Corona-Pandemie macht sich die Krise so langsam auch in der Seele bemerkbar - gerade jetzt im Advent. Viele Menschen vermissen die Besuche bei Freunden, die Familientreffen, das gemütliche Beisammensein im Kollegenkreis. Soziale Kontakte sind wichtig für die seelische Gesundheit. Das weiß auch Alexandra Supe vom Beratungs- und Bildungszentrum der Diakonie Münster.

Sie arbeitet dort bei der psychologischen Lebens- und Familienberatung. Doch nur wenige Menschen nutzen ihr Gesprächsangebot. Das war schon bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr so, sagt Alexandra Supe: „Einmal, weil die Leute keine Zeit hatten, aus dem Haus zu gehen, weil die Kinder ja nicht betreut waren, auch die telefonische Beratung war dann schwierig, weil es dann Zuhause keinen Ort verlässlich gab, wo man komplett mal eine Stunde für sich Zeit hatte.“

Die erneuten Kontaktbeschränkungen vom November und Dezember haben die Sache nicht besser gemacht. Wenn jetzt Konflikte innerhalb der Familie aufbrechen, gibt es kaum Rückzugsräume. Und auch Rituale, die den problembelasteten Alltag für ein paar Stunden in den Hintergrund rücken lassen, stehen aktuell nicht zur Verfügung, erklärt  Alexandra Supe: „Ich kann nicht sagen: Ich gehe auf jeden Fall shoppen. Ich kann nicht auf dem Weihnachtsmarkt Glühweinrunden machen. Man muss aktiv werden, um sich zu treffen, und davon ist jetzt vieles nicht möglich.“

Hinzu kommt eine - wie Alexandra Supe es nennt - „chronische Unsicherheit“. Niemand weiß, wie lange diese Ausnahmesituation noch andauern wird. Aktives Handeln funktioniert während der Corona-Pandemie nicht. Alle müssen das Nichtstun aushalten. Aber schon mit kleinen Tricks lässt sich diese Situation erträglicher machen, so die Expertin von der Diakonie Münster: „Einmal am Tag kümmere ich mich darum, dass ich aktiv mit jemanden spreche. Licht ist eine Sache, die wir nicht unterschätzen dürfen, also dass wir uns auch Mühe geben, in der dunklen Jahreszeit Zuhause für ein Licht zu sorgen, das uns gut tut.“

Ein nettes Telefonat, ein langer Spaziergang oder die Kaffeestunde bei Kerzenschein – die Familienberaterin rät, kleine Rituale zu etablieren, die Freude bereiten. Und wenn einem dann trotzdem mal alles zu viel wird, gibt es immer noch die Beratungsangebote von Diakonie, Caritas und anderen Einrichtungen. Sie können dabei helfen, die kommenden Tage und Wochen gut zu meistern.

Sonntag, 13.12.2020