Weltfriedenstag: Millionen Kriegstote mahnen

von Manfred Rütten

Sonntag, 02.09.2018

Hunderte weiße Kreuze auf einem Soldatenfriedhof
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Ein Soldatenfriedhof in Nordfrankreich. Allein hier liegen Hunderte Tote, die 1944 bei der Invasion am Omaha-Beach gefallen sind.

Während die UN den "Internationalen Tag des Friedens" am 21.09. begehen, hat Deutschland ein eigenes Datum dafür: Den "Weltfriedenstag" am 1. September. Er erinnert an den deutschen Angriff auf Polen 1939 und damit an den Beginn des 2. Weltkriegs.

Die Anfänge dieses Gedenktages reichen zurück bis ins Jahr 1946, als in der damaligen sowjetischen Besatzungszone am 1. September 1946 ein "Weltfriedenstag der Jugend" begangen wurde. Mit Beginn der 1950er Jahre wurde der 1.9. in der DDR dann offiziell als "Tag des Friedens" bzw. als "Weltfriedenstag" bezeichnet, zu dem öffentliche Versammlungen und Friedenskundgebungen organisiert wurden. In Westdeutschland war es der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der am 1. September 1957 unter dem Motto "Nie wieder Krieg" erstmals zu Aktionen aufrief und auf seinem Bundeskongress 1966 einen Antrag verabschiedete, "… alles Erdenkliche zu unternehmen, damit des 1. Septembers in würdiger Form als eines Tages des Bekenntnisses für den Frieden und gegen den Krieg gedacht wird." (Quelle: Wikipedia)

Zum diesjährigen Weltfriedens- bzw. Antikriegstag am 1. September hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Internetseite https://www.lichter-der-ewigkeit.de/ online gestellt. Hier kann jeder selbst ein kleines Zeichen für den Frieden setzen. Wie das funktioniert, verrät Rebecca Sauer vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: "Auf der Seite lichter-der-ewigkeit.de gibt es zum Weltfriedenstag ein Sternbild, was wie ein Peace-Zeichen aussieht. Und dort kann jeder einen Lichtpunkt im virtuellen Nachthimmel erstrahlen lassen und so dazu beitragen, dass das Friedenssymbol leuchtet. Gleichzeitig kann man damit an einen lieben Verstorbenen erinnern."

Unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs, bei dem Schätzungen zufolge zwischen 1939 und 1945 bis zu 80 Millionen Menschen getötet wurden, positionierte sich auch der Weltrat der Kirchen sehr früh und sehr eindeutig. Bei seiner Gründungsversammlung 1948 formulierte er den bis heute gültigen Grundsatz "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein". Diese Maxime hat sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zu Eigen gemacht. Sie lehnt Krieg grundsätzlich ab, auch und gerade als Mittel der Politik. Gleichwohl können militärische Einsätze u.U. sinnvoll und notwendig sein, um etwa Unrecht und Gewalt zu beenden und Zivilisten zu schützen. Entsprechend differenziert und kritisch hat die EKD in der Vergangenheit Militäraktionen begleitet – insbesondere solche mit deutscher Beteiligung wie etwa in Afghanistan.

Nikolaus Schneider war von 2010 bis 2014 EKD-Ratsvorsitzender und zugleich Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. In seine landeskirchliche Amtszeit fiel 2003 der von den USA angeführte (Präventiv)Krieg gegen den Irak, der im Verdacht stand, Massenvernichtungswaffen zu besitzen. Damals bekräftigte Schneider den Satz "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein" und sagte in einem Interview mit unserer Redaktion: "Es sind Gottes geliebte Geschöpfe und es ist seine Schöpfung, die hier zerstört wird. Und insofern hat Krieg auch immer die Dimension von Schuld. Ob man will oder nicht. Selbst ein gerechtfertigter Krieg heißt Schuld. Ich halte diesen Krieg nicht für gerechtfertigt. Und viele Völkerrechtler sagen, er sei ein Bruch des Völkerrechts. Und er ist insofern auch – wenn er Schuld ist - Unglaube. Und er ist insofern auch ein mangelnder Respekt vor dem Gott des Friedens und vor dem Schöpfergott, der alles Leben ins Dasein gebracht hat, erhalten und bewahren will und uns das als Aufgabe gegeben hat."

Sonntag, 02.09.2018