Vor Papstreise: Don Bosco im Südsudan

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 29.01.2023

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Logo zur Reise von Papst Franziskus in den Südsudan, Vatican

Papst Franziskus macht sich vom 3. bis 5. Februar auf eine „ökumenische Pilgerreise“ in die Demokratische Republik Kongo und in die jüngste Nation der Welt – den Südsudan. Dort kämpfen die Salesianer Don Boscos um das Überleben der Menschen …

INFO: Die bevorstehende Afrika-Reise von Papst Franziskus ist die 40. Auslandsreise im zehnjährigen Pontifikat von Jorge Mario Bergoglio. Der für den 3. bis 5. Februar geplante ökumenische Besuch im Südsudan, an dem er zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und dem Moderator der Church of Scotland, Iain Greenshields, teilnehmen wird, „möge dem jüngsten Staat der Welt dauerhaften Frieden bringen“, so der Wunsch des dortigen Apostolischen Nuntius, Erzbischof Hubertus van Megen. Nach einem FIDES-Bericht vom 18.1.2023 hofft er auf „ein neues Kapitel der Hoffnung und Inspiration" für das Volk Gottes in diesem Land: „Für den Südsudan wird sich ein neuer Weg der Hoffnung auftun, denn der Heilige Vater wird kommen, um uns Mut zu machen und uns den Frieden zu bringen, auf den wir gewartet haben", bekräftigte Erzbischof van Megen. Er lud die gesamte Bevölkerung ein, sich dem Gebet anzuschließen, „damit die Botschaften uns Hoffnung geben und wir die Herausforderungen überwinden, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Der Besuch soll das Engagement und den Willen der katholischen Kirche bekräftigen, den Frieden an diesem Ort zu schaffen und zu erhalten".

Es sei strenggenommen „kein Papstbesuch“, sondern eine „ökumenische Pilgerreise“ in die jüngste Nation der Welt, sagte der britische Autor John Ashworth am 31.1.2023 der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die christlichen Kirchen im Südsudan seien an sich „sehr ökumenisch“, so Ashworth, der als katholischer Missionar 40 Jahre lang Kirchen im Sudan und Südsudan unterstützte. Nicht nur sei die gemeinsame Reise der Kirchenführer symbolisch. Von Bedeutung sei auch die Tatsache, dass sich diese „über etliche Jahre“ gemeinsam für Frieden im Südsudan einsetzten. Laut Ashworth bleibe abzuwarten, ob die drei Christenführer bei ihrer Visite erneut einen Sinneswandel bei Südsudans Macht-Eliten anstoßen können. Zumindest aber werde sie ein wichtiger und die Moral stärkender Solidaritätsbesuch für die Kirchen und das Volk des Südsudans“, so der Experte.

Südsudan: Im Südsudan, oft als „jüngster Staat der Erde“ bezeichnet, leben rund elf Millionen Menschen auf einer Fläche von der ungefähren Größe Frankreichs, das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt unter 18 Jahren. Trotz seiner Bodenschätze - vor allem Erdöl - ist die Armut im Land groß und es gibt eine Vielzahl sozialer und politischer Konflikte: Die Einwohner gehören einer Vielzahl von Ethnien an; die größte Gruppe stellen mit rund einem Drittel die Dinka. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen im Südsudan die Christen, mehrheitlich Katholiken und Anglikaner. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung wird mit 38 bis 40 Prozent angegeben.

Der Optimismus bei der Staatsgründung im Juli 2011 in der Hauptstadt Juba währte nicht lange - UN-Blauhelme sollen seitdem im Land für Stabilität sorgen und auch die Bundeswehr ist an der Mission UNMISS beteiligt. Schon zwei Jahre später brach ein Bürgerkrieg aus, als sich Präsident Salva Kiir Mayardit und dessen Vize Riek Machar überwarfen. Der von 2013 bis 2018 dauernde Kampf zwischen ihren beiden Armeen stürzte das junge Land ins Chaos. Etwa eine halbe Million Südsudanesen kamen ums Leben gekommen; Millionen mussten fliehen. Heute regieren die ehemaligen Erzrivalen Salva Kiir Mayardit und Riek Machar als Präsident und Vizepräsident in einer gemeinsamen Regierung. Doch trotz wiederholter Verhandlungen und Abkommen zwischen den Konfliktparteien gilt die Sicherheitslage als angespannt. Auf Grundlage der „Erklärung von Rom“ (2020) wird auch mit jenen Rebellen weiterverhandelt, die 2018 nicht das Friedensabkommen unterzeichneten. In dem Dokument erkennen Regierung und Rebellen den „unermüdlichen Aufruf“ der katholischen, anglikanischen und presbyterianischen Führer zu „Frieden, Versöhnung und Geschwisterlichkeit“ an.

Katholische Kirche im Südsudan: (KNA) Die ersten Christen auf dem Gebiet des heutigen Südsudan gab es schon im 5. Jahrhundert im damaligen Königreich Nubien. Sie wurden allerdings durch die Ausbreitung des Islam ab 640 weitestgehend zurückgedrängt. Doch spielt das Christentum im Südsudan auch eine wichtige identitätsstiftende Rolle in Abgrenzung zum muslimisch geprägten Sudan, von dem sich der Süden 2011 nach mehreren Kriegen unabhängig machte. Neben der anglikanischen ist die katholische Kirche die zweite große christliche Konfession. Nach Angaben des Erzbistums Juba gehören etwa 38 Prozent der gut 11 Millionen Einwohner der katholischen Kirche an. Dennoch können nur wenige Menschen am kirchlichen Leben teilnehmen. Organisierte Seelsorgestrukturen gibt es nicht und die Zahl der Priester ist dafür deutlich zu gering, die Migrationsbewegung zu ausgeprägt. Auf dem Land spielt sich das religiöse Leben zumeist in von Ehrenamtlichen geleiteten Ortsgemeinden ab. Der Südsudan ist in sieben Bistümer eingeteilt; sie alle sind in die Kirchenprovinz Juba eingegliedert. Die Trennung der beiden Staaten hat die katholische Bischofskonferenz bislang nicht nachvollzogen; es gibt aber ein eigenes Untersekretariat für den Süden. Mit 21 Prozent sind daneben vor allem traditionelle afrikanische Religionen stark vertreten, wobei es wegen der schwachen Kirchenstruktur oft zu Überschneidungen (Synkretismus) zwischen den religiösen Traditionen kommt.

Salesianer Don Boscos: Die katholische Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos (lat. Societas Sancti Francisci Salesii, Abk. SDB, „Gesellschaft des heiligen Franz von Sales”) wurde 1859 von dem italienischen Jugendseelsorger Giovanni Don Bosco (*16. August 1815 in Becchi bei Turin, † 31. Januar 1888 in Turin) in Turin gegründet. Der sammelte in Turin hilfsbedürftige Mädchen und Jungen und bemühte sich um ihre schulische, berufliche und religiöse Bildung. Trotz großer Schwierigkeiten mit Kirche und Staat ging Don Bosco gewann er viele Mitarbeiter und gab 1859 seinen Priestern und Brüdern eine Lebensregel, die 1874 von Papst Pius IX. anerkannt wurde. Seine neu gegründete Ordensgemeinschaft nannte er „Salesianer”, denn zeitlebens war Don Bosco von Franz von Sales fasziniert, dessen Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit für ihn zu wichtigen Bestandteilen seines pädagogischen Engagements wurden.

Von Papst Pius XI. (1922–1939) wurde Don Giovanni Bosco 1934 heiliggesprochen. Sein Gedenkfest ist am 31. Januar. In Deutschland arbeiten die Salesianer Don Boscos seit 1916, derzeit sind es rund 400 Ordensangehörige in etwa 40 Niederlassungen. Die Leitung der Deutschen Provinz hat ihren Sitz in München. Der Orden unterhält bundesweit 35 Einrichtungen der Erziehungshilfe und Berufsbildung, Schulen, Jugendwohnheime und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in Brennpunktgebieten. Im oberbayerischen Benediktbeuern befindet sich ein Aktionszentrum, das Zentrum für Umwelt und Kultur, eine Jugendherberge sowie die Philosophisch-Theologische Hochschule des Ordens, in Bonn die Missionsprokur. Die Salesianer beschäftigen in Deutschland rund 1.600 Mitarbeiter. Als zweitgrößter Männerorden und drittgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche engagiert sich die Gemeinschaft heute mit über 16.000 Mitgliedern in über 1.700 Niederlassungen in 132 Ländern der Welt für benachteiligte Kinder und Jugendliche durch Schulunterricht, Berufsbildung und Jugendarbeit.
Mehr zu Don Bosco und den Salesianern (SDB): www.salesianer.de, www.donbosco.de, www.come-to-bosco.eu.

Die DON BOSCO MISSION, 1969 gegründet, finanziert Hilfsprojekte durch Spenden, Fundraising und Beiträgen verschiedener christlicher Hilfswerke und Diözesen, z. B. Misereor, päpstliches Kinderhilfswerk. 148.000 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter (z.B. Lehrer, Sozialarbeiter) betreuen rund 16 Millionen Mädchen und Jungen in 1.800 Niederlassungen weltweit. Weltweit betreiben die Salesianer 741 Grundschulen, 1085 Sekundarschulen, 138 technische Gymnasien und 778 Berufsausbildungszentren.
Unsere Gesprächspartner: Fr. Antimi Paul SDB, Delegierter Superior für Sudan und Südsudan, stammt aus der Republik Tansania und ist seit zehn Jahren im Südsudan. Ablam Benjamin Akoutou kommt aus dem westafrikanischen Togo und ist seit 2017 bei der Missionsprokur in Bonn als Projektreferent zuständig für einen großen Teil der afrikanischen Länder, die Französisch als Amtssprache haben. Südsudan ist das einzige englischsprechende Land in seinem Zuständigkeitsbereich. Dort war er zuletzt im Juni 2022. Die Salesianer Don Boscos (SDB) sind seit den 1980er Jahren im Land aktiv und stellten auch während der Bürgerkriegsunruhen ihre Arbeit nicht ein. Engagiert sind sie in sechs Gemeinden, sechs Jugendzentren, über 13 Schulen und rund 20 Buschschulen, sie bilden Jugendlichen für den Wiederaufbau des Landes in zwei Berufs-Bildungszentren aus und sorgen für gesundheitliche Grundversorgung, Sensibilisierungsprogramme und medizinische Hilfen in fünf Zentren und Flüchtlingscamps in Gumbo.
Kontakt: DON BOSCO MISSION, Sträßchensweg 3, 53113 Bonn, Tel. 0228 / 539 65-0, Fax 0228 / 539 65-65, Spendenkonto: IBAN DE92370601930022378015, BIC GENODED1PAX, Pax Bank. Mehr: http://www.donboscomission.de, www.donbosco.de.

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