Heiligtumsfahrt Aachen 2023

von Christof Beckmann

Sonntag, 29.01.2023

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Broschüre zur Aachener Heiligtumsfahrt, screenshot: KIP

Die Vorfreude steigt: Die nächste Heiligtumsfahrt Aachen findet im Juni statt - ein fröhliches Fest des Glaubens für Pilger aus der ganzen Welt. Seit 1349 werden die im Marienschrein aufbewahrten Tuchreliquien verehrt. ...

INFO: Zum Auftakt des Karlsfest findet heute im Aachener Dom um 10 Uhr ein Festgottesdienst mit dem luxemburgischen Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ statt, anschließend ein Fest im Rathaus. (Mehr in unserem Beitrag „Karlsfest 2023 in Aachen“). Traditionell liegt es jedes Jahr zu Ehren Kaiser Karls des Großen (748-814) an dem Sonntag im Januar, der seinem Todestag, dem 28. Januar, am nächsten liegt. Mehr zum Aachener Dom, der Domschatzkammer und Karl dem Großen unter www.aachendom.de.

Karlspreis 2023: Am Feiertag Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 18. Mai, wird einer der bedeutendsten europäischen Auszeichnung vergeben – der Internationale Karlspreis 2023. Er geht an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk. Die Ukrainer verteidigten unter der Führung von Selenskyj nicht nur die Souveränität des Landes und das Leben der Bürger, „sondern auch Europa und die europäischen Werte“, so die Begründung. Selenskyi sei „Halt und auch Vorbild für sein Volk“. Er stehe gegen Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung und für „das Ziel einer freien, unabhängigen und souveränen Ukraine, die Teil der europäischen Völkerfamilie ist“. Selenskyj gebe der Ukraine, aber auch der Europäischen Union Kraft, an dieses Ideal zu glauben: „Er ist insoweit auch Vorbild für alle Europäerinnen und Europäer, sich auf die europäischen Ideale und Werte zu besinnen.“ Das Karlspreisdirektorium will mit der Entscheidung eigenen Worten zufolge auch die Europäische Union dazu ermutigen, rasch Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine zu führen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) begrüßte die Entscheidung. „Sie steht für die Hochachtung vor dem unbändigen Mut und dem ungebrochenen Stolz der Ukrainerinnen und Ukrainer“, sagte er laut Mitteilung der Staatskanzlei. „Das ukrainische Bekenntnis zu Europa muss uns Verpflichtung und Auftrag sein.“ Das demokratische Europa stehe an der Seite der Ukraine.
Der jährlich in Aachen verliehene Preis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen. Die Auszeichnung wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. In diesem Jahr erhielten die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo den Karlspreis. Mehr: https://www.karlspreis.de/de/

Karl der Große: Der Frankenkönig und Kaiser, auch Carolus Magnus oder Charlemagne genannt, gehört zu den bedeutendsten Gestalten der mittelalterlichen Geschichte. Geboren wahrscheinlich am 2. April 742, übernahm er nach dem Tod seines Vaters Pippin des Kleinen 768 Titel und Regierung als König der Franken, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 als Alleinherrscher. Er nahm den aus Rom geflohenen Papst Leo III. bei sich auf, bestätigte ihm die Herrschaft über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 in Rom durch Papst Leo zum Kaiser gekrönt.
Karls Bedeutung liegt weniger in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit. Mit seiner Politik legte er die Fundamente eines christlichen Abendlandes und verschaffte der Kirche und dem Glauben in Europa bleibenden Raum. Karl beendete sein Leben am 28.1.814 in Aachen, wo er in seiner Pfalzkapelle, dem Aachener Münster, beigesetzt wurde. Auf Kaiser Friedrich Barbarossas Veranlassung erfolgte 1165 die Heiligsprechung Karls durch den Erzbischof von Köln - unter Billigung von Gegenpapst Paschalis III., aber gegen den Willen von Papst Alexander III. – seine Gebeine waren seitdem im römischen Proserpina-Sarkophag bestattet. Seit 1176 ist die Verehrung offiziell „gestattet, nicht anerkannt” – darum ist er nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet.
Am 27. Juli 1215, ließ der zwei Tage zuvor in Aachen zum König gekrönte spätere Kaiser Friedrich II. die sterblichen Überreste Karls in den neuen Karlsschrein übertragen (Translatio) und schlug die letzten Sargnägel ein. Der Schrein wurde am jetzigen Hauptaltar des Domes aufgestellt. Der Kern ist ein Holzschrein aus Eiche, darauf silbervergoldete Figuren und Reliefs, Verzierungen aus Emaille, Edelsteine und Filigrane. Auf der Stirnseite sitzt Karl der Große, neben ihm - stehend genauso groß - Papst Leo III. und Erzbischof Turpin von Reims. Auf der rückwärtigen Stirnseite die thronende Maria und das Christuskind. Auf den Dachreliefs sind zwei Mal acht deutsche Könige und Kaiser zu sehen, die meisten in Aachen gekrönt, in irgendeiner Form Gönner oder Gefährten von Karl dem Großen. Der Aachener Domschatz birgt Kostbarkeiten aus vielen Jahrhunderten. Zu den wertvollsten zählen Textilien, von denen die ältesten dem Schatz Kaiser Karl des Großen zugeordnet werden. Er sammelte und stiftete diese kleinen Stoffe aus dem 6. und 7. Jahrhundert, die als Reliquien oder als deren Hüllen nach Aachen kamen: Das Kleid Mariens, das sie in der Geburtsnacht getragen hat, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch des heiligen Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu. Sie spiegeln verschiedene Abschnitte eines Lebens wider: Geburt, Kindheit, Erwachsenenalter, Tod. Im nahe gelegenen Kornelimünster werden im gleichen Zeitraum das Schürztuch vom letzten Abendmahl, das Schweißtuch und das Grabtuch Jesu verehrt. Karl der Große soll die sieben Heiligtümer im Jahr 799 zur Einweihung seiner Pfalzkapelle, dem heutigen Aachener Dom, als Geschenk aus Jerusalem erhalten haben. Im Jahr 814 schenkte der Sohn Karls des Großen drei der Reliquien an die neu gegründete Reichsabtei Kornelimünster.

Heiligtumsfahrt Aachen und Kornelimünster: Tausende Menschen werden sich vom 9. bis 19. Juni 2023 wieder auf den Weg zum Aachener Dom machen. Ihr Ziel sind die vier Tuchreliquien, die seit 1349 alle sieben Jahre aus dem Marienschrein entnommen und zehn Tage lang im Dom und auf dem Katschhof verehrt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten sich die ursprünglichen Termine für die Heiligtumsfahrten in Aachen und Kornelimünster um zwei Jahre verschoben. Die Heiligtumsfahrt in Kornelimünster findet vom 10. bis 18. Juni 2023 und vom 10. bis 17. September 2023 statt und steht unter dem Leitwort „verwoben“.
In der langen Geschichte der Aachener Heiligtumsfahrt – die seit dem Pestjahr 1349 im siebenjährigen Rhythmus stattfindet – ist dies nicht die erste Verschiebung. Im Kriegsjahr 1944 fiel die Wallfahrt aus. Ein Jahr später gab es die sogenannte Kleine Heiligtumsfahrt, 1951 wieder eine große. Das biblische Leitwort für die Heiligtumsfahrt 2023 lautet „Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15). Es ist die Frage an die Christen, wie sie Jesus als den von Gott gesandten Christus anerkennen. Ergänzt wird es durch das Motto „Entdecke mich": eine Einladung, das Wahrhaftige im Menschen und in sich selbst zu finden, Christus und den Glauben neu oder anders entdecken durch das Erlebnis der Heiligtumsfahrt.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht: Gesucht werden noch Menschen jeden Alters, die Lust darauf haben, sich als Ehrenamtliche während der Heiligtumsfahrt zu engagieren - sei es als Informations- und Ansprechpartner an Info-Points und in der Innenstadt, als tatkräftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die beim Auf- und Abbau vor der Bühne auf dem Katschhof mitmachen, oder Ehrenamtliche, die bei der Essensausgabe mithelfen. Für die zehn Tage erhalten sie ein Mobilitätspaket der ASEAG und Essensverpflegung während ihrer Einsatztage. Unverkennbar für alle Pilgerinnen und Pilger werden sie stets zu sehen sein: Ausgestattet werden alle Ehrenamtlichen mit einer grünen Helfer-Weste und passender Umhängetasche. Wer in der Zeit vom 9. bis 19. Juni 2023 mit dabei sein möchte, meldet sich direkt über das Online-Formular unter www.heiligtumsfahrt2023.de/hilf-mit. Dort finden Interessierte auch genauere Informationen zu den Aufgaben und Anforderungen. 

Mehr Informationen zur Heiligtumsfahrt: www.heiligtumsfahrt2023.de, https://www.facebook.com/aachenerdomofficial, www.instagram.com/aachenerdomofficial. Was die Besucher an den zehn Tagen der Wallfahrt rund um den Dom und in der gesamten Innenstadt erwartet, mehr dazu im Flyer.
Kontakt: Domkapitel Aachen / Bistum Aachen, Klosterplatz 2, 52062 Aachen, Tel: 0241 / 452-884, Fax: 0241 / 452-887, E-Mail: heiligtumsfahrt@aachenerdom.de, Internet: https://heiligtumsfahrt-aachen.de

Unser Gesprächspartner: Generalvikar Dr. Andreas Frick ist Jahrgang 1964, stammt aus gebürtig aus der Bischofstadt und wurde 1989 in Rom zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in der Pfarrei St. Nikolaus in Meerbusch-Osterath war er 1997-2007 Domvikar am Hohen Dom zu Aachen, übernahm 1997-2004 die Leitung der Pfarrei St. Foillan in Aachen, von 2003 bis 2004 war er Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Aachen-Mitte und Dechant des Dekanates Aachen-Mitte. Weitere Stationen: 2004-2007 Direktor am Pauluskolleg in Bonn, dem Theologenkonvikt des Bistums Aachen, 2004- 2012 Mitglied des Kuratoriums für die Fortbildung der Priester, 2005 -2015 Richter am kirchlichen Arbeitsgericht erster Instanz der nordrhein-westfälischen Bistümer, 2007-2009 Pfarrer an St. Peter und Paul in Eschweiler Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Eschweiler-Mitte. Am 9. Januar 2015 übernahm Dr. Andreas Frick das Amt des Generalvikars des Bistums Aachen und wurde am selben Tag zum residierenden Domkapitular ernannt. Bischof Helmut Dieser ernannte ihn am 12. November 2016 erneut zum Generalvikar.
Mehr: https://www.bistum-aachen.de

Sonntag, 29.01.2023