Myanmar: Zwei Jahre nach dem Militärputsch

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 29.01.2023

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Flagge von Myanmar, Collage: KIP

Das katholische Hilfswerk missio Aachen wirft dem Militärregime in Myanmar anhaltende schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Seit dem Militärputsch am 1. Februar 2021 führt die Armee in Myanmar Krieg gegen die eigene Bevölkerung...

INFO: Soldaten feuern Gewehrsalven in Häuser, dringen nachts in Wohnungen ein und verhaften willkürlich Zivilisten. In den Gebieten der indigenen Minderheiten bombardiert die Luftwaffe ganze Dörfer. „Die Militärs bombardieren ihre Dörfer und brennen ihre Äcker nieder, was zu einer massiven Verarmung beiträgt. Sie töten und vertreiben die Menschen. Die Soldaten setzen Anti-Personen-Minen ein, zerstören Kirchen und andere Gebetsstätten“, sagte Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident von missio Aachen, aus Anlass des kommenden Jahrestages des Militärputsches am 1. Februar 2021 in dem südostasiatischen Land. Neben den muslimischen Rohingya geraten nach Beobachtungen von missio Aachen verstärkt christliche und andere Minderheiten in den nördlichen Regionen unter Beschuss, in denen das Militärregime eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt. „Es geht hier um Tropenhölzer, Bodenschätze oder Edelsteine wie Jade, die das Militärregime gemeinsam mit chinesischen Interessensvertretern zu Geld machen will. Die Folge sind Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen und eine Etikettierung der ethnischen Minderheiten als Terroristen oder vermeintliche Rebellen, wenn sie Widerstand leisten“, so Fürstenberg. Zivilgesellschaftliche Initiativen zur Konfliktvermittlung schlage das Militärregime „gnadenlos nieder“, sagte Fürstenberg. So wurde etwa das Heimatdorf von Kardinal Charles Bo, der als moralische Autorität im Land immer wieder zur Gewaltlosigkeit aufgerufen hat, von der burmesischen Armee dem Erdboden gleichgemacht. „Die Gewalt in Myanmar ist aus dem Blick der Weltöffentlichkeit geraten. Die Menschen brauchen aber unsere Solidarität. Deshalb müssen die Europäische Union und Deutschland wieder stärker politisch aktiv werden, um die Demokratiebewegung und die Minderheiten zu unterstützen“, forderte Fürstenberg. Kontakt: missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V. Aachen: Goethestraße 43, D-52064 Aachen, Deutschland, Tel. 0241 / 7507-286, presse@missio-hilft.de, www.missio-hilft.de.

Caritas international: Auch das Not- und Katastrophenhilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, erinnert an die Lage in dem Land: So steige die Zahl der Rohingya-Bootsflüchtlinge besorgniserregend an. Immer mehr fliehen aus Bangladesch über das Meer nach Indonesien, Malaysia oder Sri Lanka. Dabei nehmen die Angehörigen der 2017 gewaltsam aus Myanmar vertriebenen muslimischen Minderheit große Risiken auf sich, so Caritas international. Ihr Schicksal drohe vergessen zu werden. Die Regierung Bangladeschs zeige wenig Interesse, die Situation der mehr als 900.000 Flüchtlinge zu verbessern. Eine Integration in den lokalen Arbeitsmarkt wird ebenso verhindert wie offizielle Bildungsmöglichkeiten - Kindern werde selbst das Erlernen der bangladeschischen Sprache untersagt. Stattdessen halte man auch mit Unterstützung der Vereinten Nationen daran fest, die Rohingya auf die Insel Bhasan Char im Golf von Bengalen umzusiedeln. Der von den Vereinten Nationen berechnete Hilfebedarf von 881 Millionen US-Dollar für 2022 sei nur zu gut einem Drittel gedeckt. Caritas Bangladesch unterstützt die Flüchtlinge mit dem Bau und der Reparatur von Häusern, die auch Starkregen und Stürmen standhalten, sowie durch den Ausbau öffentlicher Infrastruktur und von Sanitäranlagen. Insbesondere Kindern und Frauen bietet die Caritas psychosoziale Unterstützung und Bildungsmaßnahmen an. Spenden unter CY00018, Rohingya Flüchtlinge in Bangladesch, an: Caritas international, Freiburg, Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, BIC: BFSWDE33KRL oder online unter: https://www.caritas-international.de/spenden/hier-wird-hilfe-gebraucht. Mehr: http://www.caritas-international.de und https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/asien/myanmar/projekt-fluechtlinge-myanmar-in-thailand

„Tokyo-Sonntag“: Die Erzbistümer in Köln und Tokio rufen am 29. Januar 2023 rufen dazu auf, den alljährlichen „Tokyo-Sonntag“ als Solidaritätstag für Myanmar zu begehen. In den Gottesdiensten am Samstagabend und Sonntag beten und sammeln sie ge­mein­sam die Kollek­te für die Men­schen in einem der ärms­ten Län­der der Welt. Der „Tokyo-Sonntag“ wurde im Jahr 1954 als „Gemeinschaft des Betens und gegenseitigen Sich-Helfens“ ins Leben gerufen. Bis heute besuchen Bischöfe beide Bistümer und beleben in gemeinsamen Anliegen die Partnerschaft. Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und Erzbischof Marco Win Tin aus Mandalay/Myanmar werden zu diesem Anlass am 29. Januar um 10 Uhr im Kölner Dom gemeinsam den Gottesdienst feiern und für den Frieden in Myanmar beten. Darüber hinaus informieren im Domforum Initiativen und Hilfswerke wie missio, Amnesty International, KAAD und German Solidarity with Myanmar Democracy über die Situation vor Ort.

Sonntag, 29.01.2023