Sea-Watch 4 vor dem Start zur ersten Rettungsmission

von Friederike Ursprung

Sonntag, 09.08.2020

Flüchtlinge im Mittelmeer auf dem Weg zum Rettungsschiff 'Sea-Watch'.
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Flüchtlinge im Mittelmeer warten auf ihre Rettung durch die "Sea-Watch". (Foto: Brainbitch ; lizensiert unter CC BY-NC 2.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/)

Während im Mittelmeer die Rettung von Geflüchteten aus Seenot zum Teil massiv behindert wird und die EU immer noch darüber streitet, welches Land wie viele Flüchtlinge aufnehmen soll, hat sich die Evangelische Kirche in der Frage eindeutig positioniert.

Vor allem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach zur Seenotrettung im Mittelmeer geäußert. Als im Juni 2019 Carola Rackete als Kapitänin des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3" in Italien festgenommen wurde, weil sie mit über 50 Flüchtlingen an Bord ohne Erlaubnis den Hafen von Lampedusa angelaufen hatte, zeigte sich Bedford-Strohm entsetzt: "Dass sich nicht die rechtfertigen müssen, die die Rettung von Leben verhindern wollen, sondern die sich rechtfertigen müssen, die als einzige überhaupt noch retten – das geht gar nicht!"

Wenig später beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund verabschiedeten Teilnehmer am 22. Juli 2019 eine Resolution. Darin forderten sie die evangelische Kirche auf, ein eigenes Schiff für die Seenotrettung im Mittelmeer bereitzustellen. Nun – ein Jahr später – ist das Schiff Realität: Die „Sea-Watch 4“ ist bereit zum Auslaufen und wird im August ihren ersten Rettungseinsatz fahren.

Großen Anteil an dieser Erfolgsgeschichte hat auch hier der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Er griff die Resolution des Kirchentages auf, warb für sie und sorgte schließlich auch dafür, dass sich der Rat der EKD mit dem Thema beschäftigte. Dieser fasste im September 2019 einen entsprechenden Beschluss und brachte damit den Stein ins Rollen. Der Verein "Gemeinsam retten e.V. – united4rescue" wurde gegründet und als breites Bündnis angelegt, an dem sich möglichst viele verschiedene gesellschaftliche Kräfte beteiligen sollten.

Der Plan ging auf. Neben der EKD, evangelischen Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden aus der gesamten Bundesrepublik beteiligten sich auch Unternehmen, Gewerkschaften, Vereine und Privatpersonen an dem Bündnis und stellten ihm Geld zur Verfügung, um ein geeignetes Schiff erwerben zu können. Inzwischen hat "united4recue" mehr als 400 Mitglieder und darüber hinaus noch zahlreiche weitere Unterstützer. Zu ihnen zählen unter anderem der FC St. Pauli und das katholische Erzbistum München und Freising, das alleine 50.000 Euro überwiesen hat.

Am 31. Januar 2020 konnte die Spendenkampagne unter dem Hashtag #wirschickeneinschiff schließlich den erfolgreichen Abschluss des Vorhabens melden: Für 1,5 Mio. Euro hat das Bündnis "united4recue" in Kiel das ehemalige Forschungsschiff "POSEIDON" ersteigert. In den darauffolgenden Wochen sollte es zu einem Seenot-Rettungsschiff umgebaut werden und zu Ostern seine erste Fahrt ins Mittelmeer absolvieren. Doch wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich das Vorhaben. Aber jetzt ist das Schiff, dessen Betrieb allein über Spenden finanziert wird, einsatzbereit.

Sonntag, 09.08.2020