Martin Luther – der Mensch

von Friederike Ursprung / Manfred Rütten

Dienstag, 31.10.2017

Portrait von Martin Luther
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Eines der bekanntesten Darstellungen von Martion Luther, gemalt von Lucas Cranach d.Ä. (Foto: Wikimedia / CC0 / gemeinfrei)

Am 10. November 1483 wurde im Haus der Familie Luder in Eisleben ein kleiner Junge geboren. Einen Tag später ließen ihn seine Eltern auf den Namen des Heiligen Martin taufen. Heute kennt alle Welt den kleinen Martinus Luder als Dr. Martin Luther.

Dass er mal ein berühmter Theologe werden würde, war dem jungen Martin nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater Hans stammte aus einer Bauernfamilie. Doch schon kurz nach Martins Geburt zog die Familie um nach Mansfeld. Hier stieg der Vater in das boomende Geschäft mit dem Kupfer- und Silberbergbau ein, weiß der Luther-Biograf Joachim Köhler: "Das war eine Unternehmerfamilie, die – heute würde man sagen – auf Profitmaximierung aus war. Deswegen ging es da also sehr streng zu."

Köhler hat sich intensiv mit dem Leben Luthers beschäftigt und 2016 das Buch "Luther! Biographie eines Befreiten" veröffentlicht. Martin sei als Kind geschlagen worden, berichtet er, und es habe ständig unter schlechtem Gewissen und der Angst gelitten, den Anforderungen der Familie und der Schule nicht gerecht werden zu können. Die Ansprüche an ihn seien hoch gewesen und sein weiterer Lebensweg eigentlich vorgezeichnet: "Er war Junior-Chef dieser Hütte, dieses Bergwerkunternehmens, (…) er war prädestiniert, Nachfolger seines Vaters zu werden als Stammhalter. Aber nicht nur das. Er sollte Jura studieren, denn es gab sehr viele gerichtliche Streitereien um Schürfrechte und ähnliches."

Anfangs folgt Martinus dem vorgegebenen Weg und dem Willen seines Vaters. Nach seiner Schulausbildung und einem Grundstudium nimmt er zum Sommersemester 1505 an der Universität Erfurt ein Jura-Studium auf. Noch während Martin studiert, hat sein Vater für ihn schon eine passende Braut ausgesucht. Die Heirat soll die Zukunft des Familienbetriebs sichern. Doch es kommt anders.

Eines Tages gerät Martin Luther auf dem Weg nach Erfurt in ein schweres Gewitter. Dicht neben ihm schlägt ein Blitz ein, und in seiner Todesangst legt der junge Luther einen Schwur ab: Wenn er verschont und am Leben bliebe, wolle er Mönch werden. Nachdem das Unwetter heil überstanden ist, erfüllt Luther seinen Schwur. Aus dem lebenslustigen Jurastudenten wird ein bescheidener Mönch. Im Bettelorden der Augustiner lernt er beten, fasten und arbeiten.

In seinem neuen Lebensabschnitt – so beschreibt es Joachim Köhler – gerät Luther zunächst vom Regen in die Traufe: "Hatte er früher ein schlechtes Gewissen, wenn er dem Vater die Dinge nicht recht machte, so war es nun viel schrecklicher. Weil er wusste oder vielmehr glaubte, dass ein zorniger Gott ihn dabei beobachtet und (…) selbst die kleinsten Verfehlungen am Ende der Tage schrecklich bestrafen würde."

An dieser Angst wäre Luther fast verzweifelt. Bis er in der Bibel einen Satz des Apostel Paulus entdeckt, der alles verändert (Römerbrief, Kap.1 Vers 17). Luther wird klar: Nicht durch Geld oder gute Taten erlangt man die Gnade Gottes, sondern allein durch den Glauben. Diese Erkenntnis bringt einen Stein ins Rollen, denn sie steht im Gegensatz zu dem, was die römisch-katholische Kirche jener Zeit predigt. Die verkauft Sündenvergebung gegen Geld. Mit der Angst der Menschen vor dem Höllenfeuer lassen sich hervorragende Geschäfte machen.

Luther ist überzeugt: Mit diesem Ablasshandel verlässt die Kirche endgültig biblischen Boden. Er versucht die Kirchenoberen zu überzeugen – ohne Erfolg. Dann macht er seine Kritik öffentlich: Am 31. Oktober 1517 schlägt Martin Luther der Legende nach 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Der Rest ist Geschichte.

Dienstag, 31.10.2017