Klimawandel stoppen durch Transformation

von Ulrich T. Christenn

Sonntag, 24.01.2016

Ein Kohlekraftwerk mit rauchenden Schornsteinen
Beitrag anhören

Energiegewinnung, Lebensstile, die Wirtschaft - alles muss sich wandeln, soll die Erde überleben.

195 Staaten haben bei der Weltklimakonferenz in Paris am 12. Dezember 2015 ein neues Klimaschutzabkommen einmütig verabschiedet. Ein historischer Moment. Nun müssen den Worten auch Taten folgen. Nicht nur die Energiegewinnung muss sich ändern.

Mit dem Umstieg von Gas, Kohle und Öl auf erneuerbare Energien wird es alleine nicht getan sein, meint dazu Prof. Dr. Uwe Schneidewind, der Präsident des renommierten Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie. Er spricht im Interview mit PEP-Autor Ulrich Christenn von "Transformation" und meint damit, "dass wir durchaus darüber nachdenken müssen, wie sieht unser Lebensstil in der Zukunft aus. Auch überlegen müssen, ob die Art und Weise, wie Wirtschaft und moderner Kapitalismus funktioniert, ob sich das weiter entwickeln muss. Wenn man das alles zusammen nimmt, das bezeichnet dieses Bild der großen Transformation."

Was den Wandel in Deutschland angeht, sieht Schneidewind schon viele positive Ansätze: "So etwas wie eine Energiewende hätte sich vor 30 Jahren keiner vorstellen können. Jetzt sind wir gerade aktuell bei 33 Prozent des Stroms aus Regenerativen Energien. Also technologisch ist sehr viel auf dem Weg. Bei den neuen Lebensstilen das ist es noch ein Stück schwieriger, da merken wir das passiert in einzelnen Nischen: Die Zahl der Vegetarier nimmt zu, Menschen die sich in Städten lieber zu Fuß oder mit dem Rad bewegen (…), junge Leute, die gar keinen Führerschein mehr machen wollen. Also, da kommt langsam etwas in Gang, aber das hat bei weitem noch nicht die gesamte Bevölkerung erfasst."

Um künftigen Generationen ein gesundes, sicheres und gerechtes Leben auf der Erde zu ermöglichen, braucht es demnach mehr, als "nur" saubere Energiequellen. Auch andere wertvolle Ressourcen wie etwa Trinkwasser müssen künftig schonender und effizienter eingesetzt werden. Eine gerechtere Verteilung der Nahrungsmittel und ein geändertes Konsumverhalten können dabei helfen, Überproduktionen und damit letztlich Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung zu vermeiden.

Das gesamte Wirtschaftssystem, so Schneidewind, müsse weiterentwickelt werden. Das gelte auch für die Banken: "Dieser reine Spekulationskapitalismus, der muss sich verändern. Da muss was passieren. Und da sind auch erste Schritte unternommen." Entsprechende Bewegung beobachtet der Präsident des Wuppertal Instituts "an vielen Stellen". Selbst in Südamerika gebe es eine intensive Debatte über "buen viviere", das "bessere Leben".

Andererseits gebe es aber auch Staaten, die sich den nötigen Transformationsprozessen verweigerten, so Schneidewind: "Wir haben gerade die aktuellen Debatten mit Polen, wo der Außenminister sagt: die polnische Kultur möchte nicht zu einem Volk von Vegetariern und Radfahrern werden. Das ist eben genauso ein Angriff auf das, was wir in Deutschland seit 20 Jahren diskutieren." International, so Schneidewinds Fazit, sei viel in Bewegung, "aber nicht überall in die gleiche Richtung."
Sonntag, 24.01.2016