Himmelfahrt oder Vatertag

von Christof Beckmann

Donnerstag, 21.05.2020

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bollerwagentouren? Diesmal vielleicht doch besser nicht. Der Ausfall der traditionellen Vatertagstouren zu „Christi Himmelfahrt“ ist vielleicht doch einmal eine Gelegenheit auf den Kern der Botschaft dieses Tages zu schauen...

INFO: 40 Tage nach Ostern feiern die Christen das Fest Christi Himmelfahrt. Anders als Fronleichnam zehn Tage nach Pfingsten ist Christi Himmelfahrt in allen deutschen Bundesländern gesetzlicher Feiertag. Das gilt auch für viele Nachbarländer wie Schweiz, Österreich, Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich sowie für weitere Länder wie Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Liechtenstein, Kolumbien, Haiti, Indonesien oder Namibia. Kein gesetzlicher Feiertag dagegen ist Christi Himmelfahrt in klassischen katholischen Ländern wie Italien, Polen, Ungarn oder Spanien. Dort wird die kirchliche Feier in der Regel am darauffolgenden Sonntag nachgeholt.

Viele verbinden heute das Fest mit feuchtfröhlichen Ausflügen zum Vatertag, an dem Männergruppen mit Bollerwagen und Bierfass losziehen. Kirchliche Chroniken zeigen, dass schon im 17. Jahrhundert manche Himmelfahrtsprozession in Trinkgelagen geendet habe. Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten sogenannte „Schinkentouren“: Fuhrunternehmer organisierten Ausflugsfahrten mit Pferdefuhrwerken aufs Land. Frauen waren bei diesen Herrenpartien nicht zugelassen. In den 1930er Jahren propagierten holländische Zigarrenfabrikanten und Metzger dann den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag.

Christi Himmelfahrt: Nach dem Katechismus der katholischen Kirche gilt die Himmelfahrt Jesu als der endgültige „Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit“. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: „(…) am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. (…)“ In der frühen Christenheit war das Gedächtnis an die Himmelfahrt Jesu zunächst mit dem Pfingstfest verbunden. Seit 370 kann das Fest Christi Himmelfahrt als eigenständiges Fest vierzig Tage nach Ostern nachgewiesen werden. Es fällt demnach stets auf einen Donnerstag.

Die Himmelfahrt des auferstandenen Jesus gehört zum Urbestand des christlichen Glaubens. „Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben“ (Lk 24,51), schreibt der Evangelist Lukas (Lk 24,50–52). Direkt zum Anfang der Apostelgeschichte heißt es im 1. Kapitel:

„Lieber Theophilus! In meinem ersten Bericht habe ich von allem geschrieben, was Jesus getan und gelehrt hat; und zwar von Anfang an bis zu seiner Rückkehr zu Gott. Bevor aber Jesus in den Himmel aufgenommen wurde, hatte ihm der Heilige Geist gezeigt, welche Männer er als seine Apostel berufen sollte. Ihnen gab er genaue Anweisungen für die Zukunft. Diesen Männern hat er sich auch nach seinem Leiden und Sterben gezeigt und damit bewiesen, dass er tatsächlich auferstanden ist. Vierzig Tage lang sahen sie ihn, und er sprach mit ihnen über das Reich Gottes.
An einem dieser Tage befahl Jesus seinen Jüngern: „Verlasst Jerusalem nicht! Bleibt so lange hier, bis in Erfüllung gegangen ist, was euch der Vater durch mich versprochen hat. Johannes taufte mit Wasser; ihr aber werdet bald mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ Bei dieser Gelegenheit fragten sie ihn: „Herr, wirst du jetzt Israel wieder zu einem freien und mächtigen Reich machen?“ Darauf antwortete Jesus: „Die Zeit dafür hat allein Gott der Vater bestimmt. Das ist nicht eure Sache. Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde.“
Nachdem er das gesagt hatte, nahm Gott ihn zu sich. Eine Wolke verhüllte ihn vor ihren Augen, und sie sahen ihn nicht mehr. Noch während sie überrascht nach oben blickten, standen auf einmal zwei weißgekleidete Männer bei ihnen. „Ihr Galiläer“, sprachen sie die Jünger an, „was steht ihr hier und seht zum Himmel? Gott hat Jesus aus eurer Mitte zu sich in den Himmel genommen; aber eines Tages wird er genauso zurückkehren.“

Donnerstag, 21.05.2020