Fastenzeit: Verzicht auf Waren mit Barcode

von Niko Sokoliuk

Sonntag, 08.03.2015

Beispiel für einen Barcode
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Die schwarz-weißen Barcodes finden sich im Supermarkt und anderswo auf so gut wie jeder Verpackung.

Beim Fasten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Die einen verzichten auf Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten, andere lassen für sieben Wochen ihr Auto stehen. Sophia Reis verzichtet auch – und zwar auf Lebensmittel, die einen Barcode tragen.

Damit - so sagt sie - wolle sie sich ihr Lebensmittel-Konsumverhalten vor Augen führen und kritisch reflektieren. Dafür nimmt Sophia Reis einiges auf sich: Statt ihren kompletten Einkauf bequem in nur einem Supermarkt zu erledigen, fährt sie jedes Mal verschiedene Läden an, die zudem teilweise kürzere Öffnungszeiten haben. Manche Lebensmittel wie Butter oder Milch seien ohne die industrielle Verpackung mit Barcode nur schwer zu bekommen. Aber weil sie schon zum zweiten Mal ihr "Barcode-Fasten" macht, kennt sich die junge Frau aus, kauft ihre Lebensmittel in kleinen Bauernläden, bei Direktvermarktern und auf Wochenmärkten.

Über die Folgen ihrer Fastenaktion sagt Sophia Reis: "Ich genieß einfach das Essen mehr, weil es mit mehr Aufwand verbunden war, an die Lebensmittel heranzukommen, und was ich darüber hinaus mitnehme ist wirklich, dass ich mehr lose Lebensmittel kaufen werde, um eben den Verpackungsmüll mir zu sparen."

Im Christentum gelten die sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Karsamstag traditionell als Fastenzeit, mit der an die Leidenszeit Christi und seine Kreuzigung erinnert wird. Schon die frühen Christen fasteten während dieser Zeit, die traditionell 40 Tage dauert – eine Zahl mit symbolischem Charakter: Nach biblischem Zeugnis dauerte die Sintflut so lange, Moses verbrachte diese Zeit auf dem Sinai, bevor er die Gebote Gottes empfing, und Jesus zog sich nach seiner Taufe durch Johannes für 40 Tage in die Wüste zurück, um zu fasten. Zunächst bedeutete Fasten die Beschränkung auf eine Mahlzeit sowie Verzicht auf Fleisch und Wein. Ziel war das Besinnen auf das Wesentliche, die Beziehung zu Gott.

Heute ist die Verzichtspalette deutlich breiter und individueller: im Wesentlichen entscheiden die Fastenden selber, worauf sie eine Zeit lang verzichten möchten. Wer will, kann sich dabei von einer der zahlreichen kirchlichen Fastenaktionen inspirieren und begleiten lassen. Dazu zählt zum Beispiel seit mehr als 30 Jahren die evangelische Fastenaktion "7 Wochen ohne", aber auch die Aktion "7 Wochen anders leben“ des christlichen Vereins "Andere Zeiten“ aus Hamburg. Übrigens: als "Tag des Herrn" und Feier der Auferstehung ist der Sonntag generell vom Fasten ausgenommen.
Sonntag, 08.03.2015