Die Zeit fliegt: Astronomische Uhr

von Christof Beckmann

Samstag, 01.01.2022

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Die Astronomische Uhr im Paulusdom zu Münster, Foto: KIP

Sie ist ein Publikumsliebling, rund 560 Jahre alt und präsentiert sich pünktlich zum Jahreswechsel in Bestform: Nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten ist die Astronomische Uhr vollständig zurück an ihrem Platz im Chorumgang des St.-Paulus-Doms Münster.

INFO: Die Astronomische Uhr im Chorumgang des St.-Paulus-Doms zu Münster präsentiert sich pünktlich vor Weihnachten nach ihrer gründlichen Restaurierung wieder in Bestform: Die Sanierung seit 2017 laufende Sanierung war die erste wissenschaftlich begleitete Maßnahme seit der Wiedereröffnung des Doms nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund 200.000 Euro wurden aufgewendet. Kunsthistoriker, Restauratoren und Spezialisten verschiedenster Disziplinen untersuchten in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalbehörde und dem LWL-Denkmalamt zunächst die Malerei und das Uhrwerk und setzten dann die nötigen Schritte um. Von 2017 bis 2018 setzten sie den oberen Teil der Uhr mit Astrolabium – einem astronomischen Messgerät – und dem Umgang der Figuren der Heiligen Drei Könige in Stand. 2019 bis 2021 kam der untere Teil der Uhr an die Reihe und zuletzt wurde das große (1,5 Meter Durchmesser) Kalenderblatt mit den Skulpturen des Paulus (Mitte) und des Herolds (an der Seite) eingesetzt.

Eine erste Uhr im Paulusdom ist bereits aus den Jahren 1397-1401 überliefert, die 1534 im Bildersturm der Täuferbewegung zerstört wurde. Die jetzige Uhr, eine von rund 20 noch existierenden „Ostsee- oder Hanse-Uhren", wurde von 1540 bis 1542 vom Buchdrucker und Mathematiker Dietrich Tzwyvel in Zusammenarbeit mit dem Franziskaner und Domprediger Johann von Aachen errichtet. Die Malereien auf einer Fläche von 18 Quadratmetern - darunter auch die auf dem Kalenderblatt - stammen von Ludger tom Ring dem Älteren und seinen Mitarbeitern. Die Uhr wurde so konzipiert, dass sich mit ihrer Hilfe der Ostertermin für jedes beliebige Jahr von 1540 bis zum Jahre 2071 ermitteln lässt. Nach der gregorianischen Kalenderreform von 1582 ist dies aber nur noch mit Zusatzberechnungen möglich.

Das 24-Stunden-Zifferblatt ist aufgeteilt in 12 Vormittagsstunden rechts und die 12 Nachmittagsstunden, der Zeiger läuft gegen unseren heutigen Uhrzeigersinn links herum. Sieben weitere Zeiger stehen für die sieben Planeten nach dem geozentrischen, ptolemäischen Weltbild, zudem gibt es einen Zeiger für die 12 Tierkreiszeichen und eine sogenannte Planetentafel, die die 24 Stundenregenten der Stunden jedes Tages angibt. Die 12 Ringe zeigen die Jahreszahl des laufenden Jahres, den Osterbuchstaben zur Berechnung des Ostertermins jeden Jahres, den Mondzyklus, den Sonntagsbuchstaben zur Berechnung des Wochentages für jedes Datum, Angaben zur Länge des Zeitraums zwischen Weihnachten und Fastnacht, das Datum nach heutiger Zählung, den Tagesbuchstaben zur Bestimmung jeden Wochentages, die Datumsangabe nach dem römischen Kalender, den Monatsnamen, Tagesheilige und unbewegliche Kirchenfeste sowie den Osterbuchstaben zur Berechnung des Ostertermins.

Technische Daten: Höhe der Uhr: 7,8 m, Breite des Mittelteils: 4,1 m, Durchmesser des Zifferblattes: 3,0 m, Durchmesser der Kalenderscheibe: 1,5 m, Höhe der Planetentafeln: 2,3 m.
Mehr: https://www.paulusdom.de/ mehr zur Astronomischen Uhr, #astronomischeuhr, #stpaulusdommünster.

Unser Gesprächspartner: Kurt Schulte, Jg. 1965 und gebürtig aus Cloppenburg, wurde 2013 vom Domkapitel zum Dompropst des St.-Paulus-Doms in Münster gewählt und steht an der Spitze des Domkapitels. Er war seit 2010 Leiter des Bischöflichen Offizialates (Diözesangericht) in Münster und Residierender Domkapitular an der Hohen Domkirche und seit 2011 Dompfarrer am St.-Paulus-Dom. Kontakt: Domverwaltung, Domplatz 28, 48143 Münster, Tel. 0251 / 495-6700, E-Mail: dom@bistum-muenster.de.

Samstag, 01.01.2022