Die Kreuzigung Jesu aus muslimischer Sicht

von Elke Saur

Freitag, 02.04.2021

Gesicht Jesu an einem hölzernen Kruzifix
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Christen/innen glauben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Der Koran erzählt die Geschichte anders. (Foto: Pixabay)

Christentum und Islam haben in der Person Abrahams einen gemeinsamen Stammvater, beide sind monotheistische Religionen, die nur an einen einzigen Gott glauben. Aber bei der Beurteilung von Jesus kommen sie zu ganz unterschiedlichen Bewertungen.

Während Jesus im Christentum als „Sohn Gottes“ gilt, sieht der Islam in ihm nur einen – wenn auch einflussreichen und sehr verehrten – Propheten. Auch beim Kern des christlichen Glaubens – dem Tod Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung drei Tage später – ist die muslimische Sicht auf das Geschehen eine andere, sagt der Aachener Pfarrer Ulrich Holste-Helmer unter Verweis auf die 4. Sure im Koran: „Es gibt im Islam eben die Vorstellung, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, sondern ein anderer für ihn. Der Koran sagt: Nein, Jesus ist am Ende nicht gekreuzigt worden, sondern Allah hat ihn vorher hinweg genommen. Da hat ein anderer gehangen - wer auch immer.“

Wenn aber Allah Jesus vor dem Tod gerettet hat, er also nie am Kreuz gestorben ist - was ist dann mit dem christlichen Glauben an die Auferstehung? Muslime glauben, dass die Christen erst beim jüngsten Gericht die Wahrheit über Jesu Auferstehung erkennen werden, so Holste-Helmer: „Natürlich teilen Muslime und Christen den Glauben an die Auferstehung. Aber erst mal nur an die Auferstehung am Ende der Zeit. Beim jüngsten Gericht, so heißt es im Koran, wird Jesus dann auftreten und die Christen belehren, dass sie an dieser Stelle mit dem Glauben an seine Kreuzigung eigentlich wohl einem Irrtum aufgesessen sind.“

Eine Gemeinsamkeit bleibt aber dennoch: Dass Jesus sowohl für Christen als auch für Muslime ein Glaubensvermittler ist. Und beide Religionen haben auch eine Antwort auf die menschliche Urangst vor dem Tod, sagt Pfarrer Ulrich Holste-Helmer: Sie lautet »Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott«: „Diese Sehnsucht, dass es etwas gibt, was alles zeitlich Vergängliche überdauert - da sind Christen und Muslime eigentlich ziemlich ähnlich. Wenn denn alles … mit dem Tod endet, … dass dann natürlich die Idee einer unsterblichen Seele erst mal sowas wie ein innerer Rettungsanker ist, weil das andere auch wirklich manchmal schwer zu ertragen ist.“

Mehr Infos unter https://www.zdf.de/kultur/forum-am-freitag/die-kreuzigung-jesu-im-koran-islam-am-karfreitag-100.html Sehenswert ist auch eine insgesamt siebenteilige arte-Dokumentation über den Koran, die dem Thema Jesus und seiner Kreuzigung eine eigene, gut 50minütige Episode widmet: https://de.qantara.de/inhalt/arte-doku-jesus-und-der-islam-die-kreuzigung-im-koran

Freitag, 02.04.2021