Das "Buch der Bücher" hat viele dunkle Seiten

von Michael Birgden

Sonntag, 15.10.2017

Gemälde von 1603 zeit den biblischen Brudermord: Kain erschlägt Abel
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Der erste Mord in der Bibel: Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Das Gemälde von Palma il Giovane stammt von etwa 1603 und hängt im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien.

Wer die Bibel ganz am Anfang aufschlägt, muss nur wenige Seiten weiterblättern, bis der erste Mord geschieht: Kain erschlägt seinen jüngeren Bruder Abel. Und bis zum Ende der Bibel kommen noch viele weitere Verbrechen hinzu.

Vermeintlich kleine Fälle sind dabei, wie etwa der von Adam und Eva, als sie trotz Verbot vom Baum der Erkenntnis essen – der erste Mundraub der Geschichte. Aber die Bibel erzählt auch von schweren Straftaten wie Raub, Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung, wie in der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Im Kapitel über "Josef und seine Brüder" berichtet sie von Menschenhandel und versuchtem Mord. Und selbst im Neuen Testament gehen die Verbrechen weiter – man denke nur an den von König Herodes befohlenen "Kindermord von Bethlehem".

Wie bei einem guten Kriminalroman schildert die Bibel aber nicht nur die Taten an sich und wer sie begangen hat. Der Leser erfährt auch immer etwas über die Lebensumstände und die Motive des oder der Täter. Es geht um soziale Beziehungen, um menschliche Konflikte, um gesellschaftliche Missstände und oft genug auch um reine Machtfragen. Ebenso wichtig wie die psychologische Tiefe eines Falles ist für Krimifreunde natürlich, wie die Geschichte ausgeht. Wird das Verbrechen aufgeklärt, der Täter bestraft? Die Bibel bleibt auch hier kaum Antworten schuldig.

In dem Buch "Kriminalgeschichten der Bibel" sind 25 Erzählungen versammelt, in denen es um Verbrechen geht – vom Betrug bis zum staatlich angeordneten Massenmord. "In zahlreichen Fällen nimmt Gott selbst oder ein von ihm Beauftragter die Ermittlungen auf", heißt es dazu im Vorwort des 192 Seiten starken Taschenbuchs. Und weiter: "Um seiner selbst willen wie um der Opfer willen kann Gott das Unrecht nicht einfach ignorieren. Dennoch werden in der Bibel nicht alle Verbrechen sofort durch ihn gesühnt. Manchmal wird der Täter gar nicht ermittelt, manchmal verzichtet Gott bewusst auf die Strafverfolgung und lässt den Dingen ihren Lauf. Das hängt dann meist mit seinen weiter gehenden Plänen zusammen. Trotzdem ist es in den Kriminalgeschichten der Bibel Gott, der in allem kriminellen Chaos die Aufrechterhaltung von Ordnung verbürgt und sichert."

Spannende Kriminalfälle der Bibel stellt derzeit auch Pfarrer Harald Kampmann von der Evangelischen Immanuelgemeinde Köln-Longerich vor. Im Rahmen der Reihe "Theologie für Nichttheologen" lädt er einmal im Monat (donnerstags von 19.30 Uhr bis 21 Uhr) zur "Krimistunde" ins ins Gemeindehaus in der Paul-Humburg-Straße 9 ein. Die nächsten Termine sind am 26. Oktober und am 30. November. Der Eintritt ist frei.

Sonntag, 15.10.2017