Corona verursacht Ebbe im Klingelbeutel

von Dr. Brigitta Duhme-Hildebrand

Montag, 24.05.2021

Geldschein wird in eine kreuzförmige Öffnung gesteckt
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Derzeit gibt es kaum Präsenzgottesdienste und die Besucherzahl ist limitiert. Das sorgt für Ebbe im Klingelbeutel. (Foto: Pixabay)

Weil fast überall die Gotteshäuser schon seit Wochen geschlossen sind, geht den Kirchengemeinden richtig viel Geld verloren. Denn wo es keine Gottesdienste mit echten Besuchern gibt, da kann man auch keine Kollekte einsammeln.

Wie groß das Loch in der Kasse ist, weiß Pfarrer Ulrich Christenn von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL): „In NRW kommen im Schnitt Sonntag für Sonntag, katholisch und evangelisch zusammen, ungefähr eine Million Euro zusammen. Man kann relativ klar sagen, dass wir mindestens Zweidrittel an Kollekten weniger eingenommen haben - jeden Sonntag rund 600.000 weniger.“

Wegen der staatlichen Auflagen infolge der Corona-Pandemie waren die Kirchentüren phasenweise flächendeckend geschlossen, und auch jetzt noch sind Präsenzgottesdienste in den Kirchen eher die Ausnahme. Viele Gemeinden feiern ihre Gottesdienste nur digital – als Video oder per Zoom-Konferenz. Und das hat Folgen, sagt Ulrich Christenn: „Lieder und Predigt im Gottesdienst gehen auch virtuell, Kollekte ist im Moment sehr schwierig. Sie findet auch statt, digital, aber das wird nicht so wahrgenommen. Die Online-Kollekte nimmt zu, aber auf sehr niedrigem Niveau und deswegen diese hohen Ausfälle.“

Die Ausfälle treffen die Kirchen an unterschiedlichen Stellen, erklärt der Leiter des Zentrums Drittmittel und Fundraising bei der Diakonie RWL: „Wir haben in der evangelischen Kirche immer zwei Kollekten. Einmal eine während des Gottesdienstes, da bleibt das Geld in der Gemeinde, für soziale Aufgaben. Das Andere ist die Ausgangskollekte am Ende des Gottesdienstes - da geht es vor allen Dingen um Projekte größerer Art.“ Dazu zählen zum Beispiel die Kindernothilfe oder auch das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“. Während solche bekannten Spendenmarken die ausfallenden Kollektengelder durch Privatspenden noch einigermaßen auffangen können, wird es für die örtlichen Kirchengemeinden eng.

Pfarrer Ulrich Christenn nennt ein Beispiel: „Die Kollekte »Altenhilfe und Hospizarbeit« wird immer am Totensonntag gesammelt. Da kommen rund 250.000 Euro in NRW zusammen. Also das ist nicht wenig, und damit unterstützen wir mehrere 100 Projekte vor Ort, Freizeiten für Senioren oder Trauergruppen. Und dafür ist jetzt deutlich weniger Geld da.“

Ein ausführliches Interview mit Pfarrer Ulrich Christenn zum Thema „Kollektenrückgang“ gibt es hier.

Montag, 24.05.2021