Corona, Krieg & Krise: Was Konfis sich wünschen

von Joachim Gerhardt

Sonntag, 25.12.2022

drei junge Mädchen mit Weihnachtsmann-Mütze
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Konfirmandinnen und Konfirmanden der Lutherkirchengemeinde in Bonn haben über ihre Ängste und Wünsche gesprochen und dabei einige Befunde der Trendstudie "Jugend in Deutschland" bestätigt. (Foto: Joachim Gerhardt)

Wie ticken die jungen Leute in Deutschland? Wie haben sie die vergangenen knapp drei Jahre erlebt? Wie fühlen sie sich und was macht ihnen Sorgen? Antworten darauf gibt die am 21. November 2022 vorgestellte Trendstudie "Jugend in Deutschland".

Diese Studie erscheint seit 2020 halbjährlich und basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter von 14 bis 29 Jahren. Für die jüngste Erhebung wurden insgesamt 1.027 junge Menschen im Zeitraum vom 4. bis 21. Oktober 2022 befragt. Die Trendstudie wird von dem Jugendforscher und Studienautor Simon Schnetzer in Kooperation mit dem Jugend- und Bildungsforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Hurrelmann veröffentlicht.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Krisen der vergangenen Jahre wie Corona-Pandemie, Klimawandel, Ukraine-Krieg und Inflation bei jungen Menschen deutliche Spuren hinterlassen haben. Viele klagen über eine hohe psychische Belastung und ein Gefühl von Unsicherheit. Laut der Trendstudie „Jugend in Deutschland klagen 41% der Befragten über Stress, 31% berichten von Antriebslosigkeit und 29% bezeichneten sich als erschöpft. Bei 10% haben die zurückliegenden Jahre sogar Suizidgedanken aufkommen lassen.

Auch Faktoren wie Lebensqualität, wirtschaftliche Lage, gesellschaftlicher Zusammenhalt und politische Verhältnisse bewerten die jungen Menschen aktuell viel schlechter als noch bei der ersten Erhebung 2020. Studienautor Simon Schnetzer kommt zu dem Schluss: "Die Krisen tragen dazu bei, dass Jugendliche sich fühlen, als würden sie aus dem Tunnel gar nicht mehr herauskommen. Die Krisen überlagern sich und hören nicht auf." Ihre psychischen Abwehrkräfte seien verbraucht.

Selbst die Tatsache, dass die Belastungen durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen zurückgehen, bringt für die jungen Menschen offenbar kaum oder gar keine Erleichterung. Ihre psychische Belastung bleibe weiterhin hoch, so die Autoren der Trendstudie. Als größte Sorge nennen 71% der Befragten die Inflation, 64% haben Angst vor einem Krieg in Europa und Platz drei mit 55% belegt die Sorge um den Klimawandel. Angst vor einer Wirtschaftskrise haben 54%, und dass Energie knapp werden könnte, befürchten 49% aller Befragten.

Dazu passt, dass 20% der Studienteilnehmer angab, Schulden zu haben. Diese Zahlen und Ergebnisse interpretiert der Jugendforscher Simon Schnetzer so: „Hier hat sich ein massives Gefühl von Unsicherheit festgesetzt, das dazu führt, dass Jugendliche stärker im Jetzt leben als für die Zukunft zu streben." Der Kinder- und Jugendpsychologe Julian Schmitz von der Universität Leipzig ergänzt: "Die Lebensumwelt der Jugendlichen hat sich in der Pandemie so gedreht, viele wurden sehr zurückgeworfen und sind nun psychisch belastet. Wenn man psychisch belastet ist, dann ist man auch empfänglicher für weitere Sorgen und bei neuen Themen eher negativ. Man wird vulnerabler."

Um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dieser Abwärtsspirale herauszuholen, braucht es nach Ansicht der Autoren der Trendstudie mehr Anerkennung und Beteiligung. Simon Schnetzer erklärt dazu: „In der Pandemie waren sie Opfer der Krise und wurden nicht beteiligt, um Lösungen zu entwickeln. Dadurch hat sich ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit festgesetzt. Die jungen Menschen haben das Gefühl, die letzten zweieinhalb, drei Jahre auf wahnsinnig viel verzichtet zu haben, schauen in die Zukunft und wissen gar nicht so genau, für welche Zukunft es sich richtig lohnt zu leben und zu streben. Wir werden als Gesellschaft eine Riesenaufgabe haben, diesen jungen Menschen die Zuversicht zu geben, dass es sich lohnt, in diesem System dabeizubleiben.“ (Quelle: ARD Tagesschau)

Sonntag, 25.12.2022