Arbeiten, wo andere Urlaub machen

von Regine Krieger

Montag, 01.01.2018

ein Kreuzfahrtschiff auf offener See
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Laut EKD wurden im Jahr 2016 insgesamt 51 Reisen auf elf Schiffen von evangelischen Seelsorgern/innen begleitet.

Urlaub auf dem Wasser boomt: Allein 2016 haben rund 2,5 Millionen Bundesbürger eine Kreuzfahrt auf Meeren oder Flüssen gebucht. Auf vielen Schiffen fahren auch Geistliche mit und bieten an Bord Seelsorge und Gottesdienste an.

Der Job hat in Deutschland eine lange Tradition, sagt Pfarrer Arthur Stenzel, der selbst 22 Jahre auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs war: "Die erste große Auswanderwelle war ja 1820 schon, und dann sind die Pastoren mit an Bord gegangen und sind mitgefahren. Das war eigentlich die alte, die ursprüngliche Bordseelsorge. Die sind dann aber dort geblieben und haben bei der Gründung der Gemeinden mitgeholfen."

Mit dem Aufkommen der Luftfahrt ging die Zahl der Schiffspassagiere stark zurück, bis die Reedereien die alte Tradition der Kreuzfahrten wieder entdeckten. Heute haben Bordseelsorger die Aufgabe, Passagiere und Besatzung von Kreuzfahrtschiffen zu begleiten. Sie bieten regelmäßig Andachten und sonntags natürlich auch einen Gottesdienst an. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Bordseelsorger in der übrigen Zeit frei haben. Sobald man seine Kabine verlasse, sei man im Dienst und jederzeit ansprechbar, betont Pfarrer Arthur Stenzel.

Auf seinen Reisen als Bordseelsorger hat er die Erfahrung gemacht, dass Menschen in der Urlaubszeit zur Ruhe kommen "und dann für sich Fragen zulassen, die sie sonst nicht an sich heran lassen würden." Viele suchten dann den Kontakt und das Gespräch mit einem Seelsorger. Der sei im Übrigen auch für die Crewmitglieder zuständig: "Das sind oft Tür- und Angelgespräche mit Menschen, die sehr lange an Bord sind, sehr hart arbeiten und dort für ihre Familien den Lebensunterhalt verdienen und die haben natürlich auch Kummer, den sie so im Bauch tragen."

Im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es einen Pool von Pfarrerinnen und Pfarrern, die sich für den Dienst als Bordseelsorger/in beworben haben und ausgewählt wurden. Ihren Dienst auf den Schiffen verrichten sie ehrenamtlich. Eine Bezahlung gebe es nicht, bestätigt auch Pfarrerin Katharina Plehn-Martins in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: "Ich habe natürlich keine Kosten für die Anreise und für die Reise an sich. Mein Gewinn ist, dass ich in der Welt herumkomme, und es macht mir Freude, auf Schiffen zu arbeiten und sozusagen für eine begrenzte Zeit Kirche zu bauen."

Nach Angaben der EKD wurden im vergangenen Jahr (2016) 51 Reisen auf 11 Schiffen von evangelischen Seelsorgern/Seelsorgerinnen begleitet. Mehr Infos über die Geschichte und die Aufgaben der Bordseelsorger finden Sie unter http://kreuzfahrt-zeitung.de/bordseelsorger/ und auf der kirchlichen Website kirche-im-urlaub.de

Montag, 01.01.2018