75 Jahre Allerseelenschlacht

von Stefan Klinkhammer

Freitag, 01.11.2019

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Steffen Kopetzky, Propaganda. Buchtitel Rowohlt Verlag

Heute ist Allerheiligen – und dieses Datum ist auch mit einem Ereignis verbunden, das vor genau 75 Jahren stattgefunden hat. Anfang November 1944, also während des Zweiten Weltkriegs: die Allerseelenschlacht, bei uns in NRW, im Hürtgenwald in der Eifel.

INFO: Als „Blutwald“ ging der Hürtgenwald in der Eifel in die Geschichte ein: Vor 75 Jahren - im November 1944 - forderte hier die sogenannte „Allerseelenschlacht“ Zehntausende Tote. Sieben Tage lang kämpften hier in einer der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs deutsche und US-Amerikanische Soldaten erbarmungslos gegeneinander. Die Kämpfe in der Nähe der belgischen Grenze fanden am 2. November mit dem Sturm auf das kleine Dörfchen Vossenack einen dramatischen Höhepunkt: In der „Allerseelenschlacht“ versuchten die Deutschen mit allen Mitteln, den Vormarsch von US-Truppen zu stoppen, die schon an der Landeoperation der Alliierten in der Normandie teilgenommen hatten. Fünf Monate lang wurden sie in dem unübersichtlichen Gebiet des Hürtgenwalds in kräftezehrende Gefechte gezwungen. Steffen Kopetzky hat einen aktuellen Roman über das Morden in der „Hölle im Hürtgenwald“ geschrieben. „Propaganda“, so heißt das Buch, das im Verlag Rowohlt Berlin erschienen ist. Es beschreibt das pure Grauen, über das bereits auch Ernest Hemingway als Kriegsberichterstatter geschrieben hat.

Heute erinnert im damals evakuierten Vossenack ein kleines Museum des lokalen Geschichtsvereins an die Ereignisse. Der „Kall Trail“, ein rund 8,5 Kilometer langer Rundweg, führt ins Tal der Kall, wo sich vor 75 Jahren bewegende Szenen abspielten. Dort versorgten während der Feuerpausen amerikanische und deutsche Sanitäter gemeinsam die Schwerverletzten. Doch das „Wunder vom Hürtgenwald“ währte nur wenige Tage, weil die übergeordneten Dienststellen die Zusammenarbeit untersagten. Unter Lebensgefahr barg der „Totengräber von Vossenack“ Julius Erasmus mit Unterstützung einiger Helfer und des damaligen Pfarrers von Sankt Josef, Werner Eschweiler, noch nach dem Krieg über 1.500 Gefallene aus dem von Blindgängern verseuchten Kampfgebiet.

Gedenkveranstaltung in Vossenack: Das Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ erinnert in einer Gedenkveranstaltung mit Franziskanerpater Laurentius U. Englisch am 2. November ab 11.00 Uhr an die Allerseelenschlacht: „An diesem erinnerungswürdigen Tag wollen wir an die vielen Opfer der sinnlosen Schlacht im Hürtgenwald als Folge des Vernichtungskrieges Hitlers und auch der zahlreichen Folgekriege in der ganzen Welt erinnern und ein Zeichen setzen für Frieden und Menschlichkeit“, heißt es in der Einladung. Das anschließende Kammerkonzert spielt das Blechbläser-Quintett EIFELBLECH unter der Leitung von Renold Quade. Begrenzte Sitzplatzkapazität (max. 50), bitte per E-Mail anmelden.

Dokumentation im Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“: Pfarrer-Dickmann-Straße 21-23, 52393 Hürtgenwald-Vossenack, Tel. 02429 / 90 26 13, Fax 02429 / 90 26 13, Öffnungszeiten sonntags 11-17 Uhr von März bis November, Geschichtsverein Hürtgenwald e.V., Zweifaller Weg 8, 52393 Hürtgenwald, Internet: https://www.museum-huertgenwald.de. Informationen zum „Kall-Trail“: https://www.rureifel-tourismus.de/wandern/wanderland-rureifel/a-Kall-Trail. Einen Überblick über das historische Geschehen liefert: Anthony Beevor, „Die Ardennen-Offensive 1944. Hitlers letzte Schlacht im Westen“, C. Bertelsmann Verlag, München 2016, 26 Euro.

Unser Gesprächspartner: Steffen Kopetzky, geboren 1971, lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm und ist Autor von Romanen, Erzählungen und Hörspielen. Neben einer regelmäßigen Kolumne in der Zeit schreibt er für den Rundfunk, verschiedene überregionale Zeitungen und Zeitschriften und verfasst Theaterstücke und Opernlibretti. Von 2002 bis 2008 war Kopetzky künstlerischer Leiter der Theater-Biennale Bonn. Nach den beiden Büchern „Uneigentliche Reise“ und „Einbruch und Wahn“ stand sein Roman „Risiko“ (2015) monatelang auf der „Spiegel“-Bestsellerliste und war für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Das Buch: Propaganda. 496 Seiten, Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783737100649, 25 EUR.
 

Nächste Lesungen aus dem Buch in NRW:

11.11.2019 19.30 Uhr, Bochum: Lesung im Rahmen von „Goosens Neue Bücher“, Veranstaltungsort: Zeitmaul-Theater, Imbuschplatz 11, 44787 Bochum

12.11.2019 20.00 Uhr, Münster, Veranstalter: Literaturverein Münster e.V., Veranstaltungsort: Lesesaal der Stadtbücherei, Alter Steinweg 11, 48143 Münster

15.11.2019 18.00 Uhr, Aachen: Lesung im Rahmen des Böll-Forums zum Thema „Europa und Frieden - gestern, heute und morgen“, Lesung und anschließendes Podiumsgespräch mit Steffen Kopetzky, Nina Locher und Claudia Niessen, Moderation: Katrin Feldmann, Veranstaltungsort: Aula Carolina, Pontstr. 7, 52062 Aachen

Freitag, 01.11.2019