Erzbischof Hollerich: Das Haus Europa

von Christof Beckmann

Sonntag, 03.02.2019

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bild: Logos der Comece & Rethinking Europe

Knapp zwei Monate noch, dann will Großbritannien die EU verlassen. Fast genau weitere zwei Monate später wird das Europäische Parlament gewählt. Alles auch ein Thema für Kirche, sagt Jesuitenpater Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg...

INFO: Knapp zwei Monate noch, dann sind sie raus: Großbritannien will am 29. März um 11 Uhr nachts die EU verlassen. Wenn es dabei bleibt. Fast genau weitere zwei Monate später, vom 23. bis 26. Mai 2019, wählen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union zum neunten Mal das Europäische Parlament. Die Bundesregierung den 26. Mai 2019 zum Wahltermin in Deutschland bestimmt. Im Falle eines Austritts des Vereinigten Königreichs werden 705 Abgeordnete gewählt. Verbliebe das Vereinigte Königreich in der EU, sind es 751 Abgeordnete. Auf Deutschland entfallen in jedem Fall alleine 96. --> https://www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019.html

Das ist auch Thema für Kirche. Sie hat in Europa sozusagen einen Sprecher: 2011 ernannte Papst Benedikt XVI. den Jesuitenpater Jean-Claude Hollerich zum Erzbischof des Erzbistums Luxemburg. Vor knapp einem Jahr, am 8. März 2018, wurde er als Nachfolger des Münchner Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx zum Vorsitzenden der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (Comece) gewählt. In Rom hat er studiert, war Jahre in Frankreich, Japan, Deutschland und sieht die Sache sehr grundsätzlich: „Ja, Europa ist unser gemeinsames Haus. Wir könnten in dieser Welt ohne Europa überhaupt nicht mehr existieren. Die meisten Probleme sind global und der Nationalstaat allein kann diese Probleme nicht mehr lösen. Das wäre eine Flucht in die Vergangenheit ... Wir brauchen Europa. Europa steht für Solidarität, Europa steht für Gemeinwohl und deshalb sind auch diese Wahlen so wichtig. Wir müssen zu Europa stehen.“ Kirche habe durchaus ihre eigenen Ansichten zu dem, was in Europa geschieht, doch sei „ein Rückfall in die Nationalstaaten eine Gefährdung für den Frieden in Europa“, so der Comece-Vorsitzende: „Das wäre ein Drama“. Dagegen setzt der Chef-Kirchenvertreter in Brüssel auf die Vernunft. Vor allem auf die Jugend. Denn ihr gehört die Zukunft, sagt Hollerich. Und ist überzeugt: Sie wird es schon machen: „Sie werden es schwer haben. Weil ihre Welt wird ganz anders sein. ... Aber sie werden das schon meistern. Und sie müssen aber auch spüren, dass wir dieses Vertrauen haben und dass wir ihnen diese Welt anvertrauen, ... die sie dann auch wieder der nächsten Generation weitergeben können.“

Unser Gesprächspartner: Jean-Claude Hollerich wurde am 9. August 1958 in Differdingen (Luxemburg) geboren und am 21. April 1990 in Brüssel (Belgien) zum Priester geweiht. Zwischen 2008 und 2011 war er Vizerektor für allgemeine und studentische Angelegenheiten der Sophia University in Tokyo, zudem Rektor der Jesuitengemeinschaft an der Sophia University, in der 65 Jesuiten aus verschiedenen Ländern sowie Mitglieder des Board of Trustees der Universität leben. Pater Jean-Claude Hollerich SJ wurde am 12. Juli 2011 von Benedikt XVI. zum Erzbischof von Luxemburg ernannt und empfing am 16. Oktober in der Kathedrale von Luxemburg die Bischofsweihe. Seit Oktober 2014 ist er Präsident der Konferenz der Justitia et Pax-Kommissionen Europas. Im September 2017 wurde er Präsident der CCEE-Kommission für die Jugend. Seit November 2011, seinem Amtsantritt als Delegierter für Luxemburg in der COMECE, steht Msgr. Hollerich im aktiven Dialog zwischen den EU-Institutionen und der Kirche. Im März 2018 wurde er als Nachfolger von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zum siebten Vorsitzenden in der gut 30-jährigen Geschichte der EU-Bischofskommission gewählt. Die COMECE-Delegierten der Bischofskonferenzen der EU wählten außerdem vier Vize-Präsidenten: Mgr. Noel Treanor (Irland), Mgr. Mariano Crociata (Italien), Mgr. Jan Vokal (Tschechische Republik), Mgr. Franz-Josef Overbeck (Deutschland). Internet: https://www.cathol.lu/

COMECE: Die am 3. März 1980 gegründete Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (lat.: Commissio Episcopatum Communitatis Europensis (COMECE)) setzt sich aus den delegierten Bischöfen der katholischen Bischofskonferenzen auf dem Gebiet der Europäischen Union (EU) zusammen. Ihr ständiges Sekretariat hat seinen Sitz in Brüssel. Derzeit besteht die Kommission aus 24 permanenten Mitgliedern (Belgien, Bulgarien, Deutschland, England und Wales, Frankreich, Irland, Italien, Griechenland, Litauen, Lettland, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schottland, Skandinavien, Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn) und zwei assoziierten Mitgliedern (Kroatien und Schweiz). Mehr auf den Seiten www.comece.org.

Sonntag, 03.02.2019