Woche der Caritas: 125 Jahre Caritas

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 25.09.2022

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Eva M. Welskop-Deffaa, DCV/ Monika Keiler, Collage: KIP

Heute geht sie zu Ende – eine runde Woche zu einem runden Jubiläum: Vor 125 Jahren wurde der Deutsche Caritasverband gegründet, der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands …

INFO: Seit dem 18. September läuft die „Woche der Caritas“, die heute zu Ende geht. Diese Woche und im ganzen Jahr 2022 steht im Deutschen Caritasverband unter dem Vorzeichen des 125-jährigen Bestehens. Pünktlich zum 125. Jahrestag der Gründung am 9. November 1897 wird dies auch eine Sonderbriefmarke der Deutschen Post würdigen: Die 85-Cent-Marke zeigt vor dem roten Hintergrund des Caritas-Flammenkreuzes den weißen Schriftzug „125 Jahre Deutscher Caritasverband“. Entworfen wurde sie von den Berliner Designern Annette le Fort und Andre Heers. Die Marke hat eine Auflage von 3,1 Millionen Stück. Das Erstausgabedatum ist am 9. November.

Die Kampagne „Zukunft denken, Zusammenhalt leben: #DasMachenWirGemeinsam“, die das 125-jährige Jubiläum des Wohlfahrtsverbandes begleitet, soll die Grundwerte der Caritas hervorheben. Laut einer zum Start in Auftrag gegebenen forsa-Umfrage hat für 72 Prozent der Menschen in Deutschland durch die Corona-Pandemie der gesellschaftliche Zusammenhalt gelitten. Für zwei Drittel der Befragten trugen vor allem Institutionen und Anbieter von sozialen Hilfen zum Zusammenhalt bei, bei denen sich Menschen ehrenamtlich für andere engagieren. Der Beitrag von Medien, Politik und kulturellen Institutionen wurde demgegenüber als geringer bewertet. Als wichtigste Werte für den Zusammenhalt nannten 85 Prozent Respekt gegenüber allen Menschen, Solidarität mit den Schwächsten sowie gerechte Chancen und soziales Engagement. Als Gemeinschaftsfördernd bewerteten 67 Prozent „Vereine und Verbände, in denen Menschen sich ehrenamtlich für andere engagieren können“ und 60 Prozent „Anbieter von sozialen Hilfen“. Knapp die Hälfte der Befragten nannten Bildungseinrichtungen, ein Drittel klassische Medien und die Politik, ein Viertel soziale Medien und soziale Netzwerke und ein Fünftel „kulturelle Orte“.

Nach den Worten von Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa bestätigen die Umfrageergebnisse „was unsere Kolleginnen und Kollegen in den Diensten und Einrichtungen erleben“. Es gebe großartige Momente gelebter Solidarität. Insgesamt überwiege aber das Gefühl, „dass das 'Wir' in der Pandemie erheblich leidet“. Als Alarmsignal wertete sie, dass von den 14- bis 29-Jährigen lediglich 17 Prozent von der Politik einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Zusammenhalts erwarteten. „Sorgen bereitet uns auch, dass in Ostdeutschland deutlich weniger Menschen die Anbieter sozialer Hilfen als förderlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erleben als in anderen Teilen des Landes“, so Welskop-Deffaa. Im Osten bewerteten laut Umfrage nur 45 Prozent der Befragten diesen Beitrag als besonders wichtig, während die Zustimmung im Westen bei 63 Prozent lag. Die Caritas-Präsidentin bezeichnete die Ergebnisse als „starken Ansporn“. Die Wohlfahrtsverbände seien beides: Orte, an denen die Menschen sich für andere engagieren können und Anbieter von sozialen Hilfen. „Die Pandemie führt uns vor Augen, wie lebenswichtig sie für viele Menschen sind“, so Welskop-Deffaa. Mehr zu den Ergebnissen der Umfrage im Internet: http://www.dasmachenwirgemeinsam.de/blog/

Caritas-Schuldnerberatung ist Thema bei Caritalks: „Immer mehr Normalverdiener kommen zur Beratung.“ Das sagt Roman Schlag, Fachreferent für Allgemeine Sozialberatung, Arbeitslosigkeit, Armut und Schuldnerberatung beim Caritasverband für das Bistum Aachen und zugleich Sprecher der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände, über die Situation in den Beratungsstellen angesichts der steigenden Inflation. Höhere Aufwendungen für Energie, Mieten und Einkäufe träfen nicht nur Menschen, die von Überschuldung bedroht sind. Während andere Krisen wie die Finanzkrise oder die Pandemie zeitversetzt bei den Schuldnerberatungsstellen ankamen, spüren sie schon jetzt das zunehmende Arbeitsaufkommen durch die steigende Teuerungsrate. „Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Haushaltspläne, die die Beratungsstellen mit den Schuldnern erstellt haben, entsprechend den steigenden Kosten angepasst werden mussten“, sagt Schlag. Er fordert ein Recht auf Schuldnerberatung für alle. Zudem müsse darüber nachgedacht werden, zusätzliche Kapazitäten in der Schuldnerberatung zu schaffen. Gastgeber der caritalks-Episode ist Christian Heidrich, Pressereferent beim Caritasverband für das Bistum Aachen. Zum Nachören auf im Podcast CariTalks auf https://caritalks.podigee.io/55-schuldnerberatung-in-der-inflation
Kontakt: Roman Schlag, Caritasverband für das Bistum Aachen e.V., Postfach 10 05 52, 52005 Aachen, Tel. 0241 / 431-133, E-Mail: rschlag@caritas-ac.de. Textbeiträge von Roman Schlag auf: https://www.caritas.de/autoren/schlag-roman

Unsere Gesprächspartnerin: Eva M. Welskop-Deffaa, geboren am 27.2.1959 in Duisburg, ging nach dem Abitur am St. Hildegardis-Gymnasium Duisburg 1977 zum Studium an die LMU in München und nach dem Diplom der Volkswirtschaftslehre 1987-1989 zu einem Postgraduiertenstudium der Geschichte am Europäisches Hochschulinstitut nach Florenz. Nach freiberuflicher Tätigkeit als Journalistin war sie bis 1996 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem MdB-Büro, übernahm anschließend beim Katholischen Frauenbund (KDFB) die Aufgaben als Grundsatzreferentin und von 1999 bis 2006 die Leitung des Referates „Wirtschaft und Gesellschaft” im Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Von 2006 bis 2012 leitete sie die Abteilung „Gleichstellung“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). 2013 wurde sie erstmals in den Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gewählt und war bis zum Februar 2017 dort zuständig für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. In dieser Eigenschaft war sie Mitglied im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit und im Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund. Mitte November war sie die erste Frau, die vom Caritasrat in den dreiköpfigen Vorstand des Deutschen Caritasverbandes (DCV) gewählt wurde. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren bislang u.a. Digitalisierung, soziales Europa und junges Engagement. Eva Maria Welskop-Deffaa ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Deutscher Caritasverband: Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Sozialverband Europas und größte Wohlfahrtsverband in Deutschland. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff „caritas“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.
Rund 700.000 Menschen arbeiten beruflich in den knapp 25.000 Einrichtungen und Diensten der 6.200 rechtlich eigenständigen Träger, die der Caritas bundesweit angeschlossen sind. Rund 13 Millionen Menschen suchen jährlich bei der Caritas vor Ort und in der Online-Beratung Kontakt und Hilfe. Zu den Einrichtungen der Caritas zählen Kitas, Pflegedienste, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Wohnheime für Menschen mit Behinderung, Kinder- und Jugendheime, Obdachloseneinrichtungen, Schülerhorte, Frauenhäuser, Hospize und viele mehr. Die Einrichtungen und Dienste werden von mehreren hunderttausend Ehrenamtlichen unterstützt. Die Arbeit der Caritas wird nicht zentral gesteuert. Die 27 Diözesancaritasverbände und 340 Ortscaritasverbände organisieren die Arbeit vor Ort. Unter dem Dach des Deutschen Caritasverbandes organisieren sich zudem 17 Fachverbände wie der Verband katholischer Altenhilfe, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder der Malteser-Hilfsdienst (MHD). Hinzu kommen rund 250 karitativ tätige Ordensgemeinschaften. Teil des Verbands ist die Hilfsorganisation Caritas international, die Katastrophen- und humanitäre Hilfen organisiert. 2020 wurden dafür 82,7 Millionen Euro für die Arbeit in 74 Staaten eingesetzt.

Mehr: https://www.caritas.de. Mehr zum Arbeiten bei der Caritas im Video. Weitere Informationen zu den Diözesancaritasverbänden, Zentralstatistik

Sonntag, 25.09.2022