Weltklimakonferenz der UN: Worum es in Paris geht

von Jil Blume-Amosu

Sonntag, 29.11.2015

Demonstranten protestieren mit einem Schild gegen die Klimapolitik
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In der Vergangenheit haben oft wirtschaftliche Interessen verbindliche Vereinbarungen zum Klimaschutz verhindert. Der UN-Gipfel in Paris bietet eine neue Chance.

Rund 40.000 Delegierte aus knapp 200 Staaten der Erde treffen sich vom 30.11. bis 11.12.2015 in Paris zum Weltklimagipfel der Vereinten Nationen. Ziel ist ein neues Klimaschutzabkommen, das die globale Erderwärmung auf zwei Grad bis 2050 begrenzen soll.

Als Hauptursache für den Klimawandel gelten Kohlendioxid und Methan, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl) bzw. bei der Viehhaltung freigesetzt werden und dadurch den sogenannten Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre verstärken. Ohne eine wirksame Reduktion dieser Gase würde die globale Temperatur bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um mehr als zwei Grad Celsius steigen. Die Gefahr von Hitzewellen, Wasserknappheit, Ernteausfällen und Waldbränden nähme zu.

Und nicht nur das. Durch die Erderwärmung gehen schon jetzt die Gebirgsgletscher und das Polareis zurück. Permafrostböden wie in Sibirien könnten auftauen und dabei weitere Treibhausgase freisetzen. Das Schmelzen des Festlandeises und wärmere Ozeane lassen den Meeresspiegel ansteigen. Experten rechnen mit einem Anstieg von mindestens einem Meter in den kommenden 100 bis 200 Jahren – mit fatalen Folgen. Denn weltweit leben 150 Millionen Menschen in Regionen, die weniger als einen Meter über dem derzeitigen Meeresspiegel liegen. Das gilt zum Beispiel für die Malediven, aber auch für die Niederlande.

Infolge der Erderwärmung würde es demnach zu globalen Flucht- und Wanderungsbewegungen kommen. Darüber hinaus könnten sich langfristig auch die großen Zirkulationssysteme in den Meeren bzw. in der Atmosphäre verändern. Davon könnte der Golfstrom ebenso betroffen sein wie der der Monsun in Indien und Westafrika oder El Nino im Pazifik. Das wiederum hätte weitreichende Auswirkungen auf die Verteilung von Niederschlag, Temperatur, Landwirtschaft und Fischfang.

Ziel des Weltklimagipfels in Paris muss es deshalb sein, international verbindliche Vereinbarungen zu treffen, mit denen der Ausstoß klimaschädlicher Gase wirksam verringert und so ein Anstieg der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius bis 2050 begrenzt werden kann. In einer Pressemitteilung des christlichen Kinderhilfswerks "nuestros pequeños hermanos" (nph) vom 24.11.2015 heißt es dazu: "146 der 195 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben bereits im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris ihre nationalen Klimaziele eingereicht. Allerdings wird eines deutlich: Die Planungen reichen nicht aus, um die in Paris angestrebte gemeinsame Vereinbarung, die Erderwärmung in der Zeit nach 2020 auf unter zwei Grad zu begrenzen, zu erreichen. Während die Europäische Union und insbesondere Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen, haben Wachstumsländer wie China oder Schwellenländer wie Indien ihren Kohlendioxidausstoß seit 1990 vervielfacht und wollen auch in Zukunft weiter wirtschaftlich wachsen. Unternehmen in Europa beklagen diese Ungleichheit, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt und fordern eine faire Lastenverteilung. (…)

Entwicklungsländer leiden ganz besonders unter den Folgen des Klimawandels. Zum einen liegt das an ihrer geografischen Lage, zum anderen an ihrer Verwundbarkeit bedingt durch niedriges Staatseinkommen und hohe Armutsraten innerhalb der Bevölkerung. Honduras, Myanmar und Haiti belegen beispielsweise im globalen Klimarisikoindex von Germanwatch die ersten drei Plätze. "Insgesamt fünf Länder in Lateinamerika und der Karibik sind unter den Top 10 zu finden. Diese Länder werden besonders häufig von Wirbelstürmen und Überschwemmungen heimgesucht und die wirtschaftlichen Schäden sind meist immens. Solchen Katastrophen folgen oft humanitäre Krisen", sagt Heiko Seeger (Vorstand nph deutschland). Deshalb wird in Paris auch über einen Klimafonds für Entwicklungsländer gesprochen. Er soll den Entwicklungs- und Schwellenländern dabei helfen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, beispielsweise durch Frühwarnsysteme für die Katastrophenvorsorge oder Versicherungsschutz für Risiken wie Überschwemmungen oder Dürren. Wenn das Kyoto-Abkommen 2020 durch das Paris-Abkommen abgelöst wird, sollen jährlich 100 Milliarden US-Dollar in den Klimafonds eingezahlt werden. Unklar ist bislang, woher das Geld kommen soll."

Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen, Bürgerinitiativen, Kirchen und Gewerkschaften auf der ganzen Welt setzen sich für verbindliche Klimaschutzziele ein und fordern die Politik auf, entsprechend zu handeln. Für den 29.11. haben sie weltweit zu Demonstrationen – dem "Global Climate March" - aufgerufen.

Die entsprechende Großdemonstration in Berlin am 29.11. wird von Avaaz, Campact, Greenpeace, Klima-Allianz Deutschland, NABU, Oxfam und WWF organisiert und von einem breiten Bündnis getragen. Die Demonstration in Berlin wird gegen 12 Uhr am Hauptbahnhof starten und um ca. 14 Uhr  am Brandenburger Tor ankommen. Dort wird eine Abschlusskundgebung mit Reden und Musikbeiträgen stattfinden. Eine ursprünglich auch in Paris geplante Demonstration im Vorfeld des Weltklimagipfels wurde kurz nach den Anschlägen vom 13.11. aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Klaus Breyer vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen gehört zum Sprecherrat der Klima-Allianz Deutschland. Er sagt: "Durch ein wirkungsvolles Klimaabkommen kann vom Weltklimagipfel ein starkes Zeichen des Friedens und der Menschlichkeit ausgehen, dass wir gerade jetzt brauchen. Ein Zeichen, dass die Staatengemeinschaft sich nicht abfindet mit Zerstörung, Armut, Flucht und Vertreibung, sondern einsteht für Klimagerechtigkeit und eine menschenwürdige Zukunft aller Menschen auf der Erde."

Sonntag, 29.11.2015