Vor dem Klimagipfel in Kattowitz

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 02.12.2018

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Morgen startet die 24. UN-Klimakonferenz in Katowice in Polen. Es geht um die Umsetzung der Beschlüsse der UN-Klimakonferenz in Paris. Das beschäftigt auch die Teilnehmer des ökumenischen Pilger-Wegs für Klimagerechtigkeit, der in Bonn gestartet ist.

INFO: Bei der 24. UN-Klimakonferenz vom 3.-14. Dezember 2018 in Katowice/Polen geht es um die praktische Umsetzung der 2015 verabschiedeten Beschlüsse des Weltklimagipfels der Vereinten Nationen in Paris. Kernpunkt des „Weltklimaabkommens”: Die globale Erwärmung soll auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit beschränkt werden. Als hauptverantwortlich für die steigende Temperatur gelten Kohlendioxid und Methan, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl) bzw. bei der Viehhaltung freigesetzt werden und dadurch den sogenannten globalen Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre verstärken. Dies bringt die Gefahr von Hitzewellen, Wasserknappheit, Ernteausfällen und Waldbränden, schon jetzt gehen die Gebirgsgletscher und das Polareis zurück. Das Auftauen von Permafrostböden setzt weitere Treibhausgase frei, schmelzendes Festlandeises und wärmere Ozeane lassen den Meeresspiegel ansteigen. Als Folge werden eine langfristige Wetterveränderung sowie damit zusammenhängende globale Flucht- und Wanderungsbewegungen erwartet. Nach der Weltklimakonferenz in Bonn (COP 23) vom 6.-17. November 2017 am Hauptsitz des Klimasekretariats der Vereinten Nationen in Bonn geht es beim anstehenden Klimagipfel in Polen nun um die Verabschiedung des sogenannten Regelbuchs.

Pilgerweg für Klima-Gerechtigkeit: Die Frage der Bewahrung der Schöpfung hatte Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si. Über die Sorge um das gemeinsame Haus“ aufgegriffen, die am 24. Mai 2015 in Rom veröffentlicht wurde. Die Kirchen riefen vor der Weltklimakonferenz in Paris gemeinsam zur Teilnahme an einem ersten ökumenischen Klimapilgerweg auf. Getragen von einem breiten ökumenischen Bündnis aus Diözesen, Landeskirchen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Verbänden führte er unter dem Motto „Geht doch!“ auch durch NRW. Der inzwischen 3. Ökumenische Pilger-Weg für Klima-Gerechtigkeit startete am 9. September 2018 in Bonn und ging unter anderem auch durch das Rheinland, durch Niedersachsen, die neuen Bundesländer und die drei deutschen Kohlereviere. Der Pilgerweg endet nach 78 Stationen und 1.700 gelaufenen Kilometern am 9. Dezember 2018 im polnischen Katowice. Unterstützt wird er von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie den Hilfswerken Misereor, Brot für die Welt und dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Bei einem Treffen im Bundeswirtschaftsministerium übergaben die „Klimapilger“ am 26. November ihre Forderungen an die Bundesregierung. Darin kritisierten sie u.a.: „Deutschland wird das nationale wie auch das EU-Klimaschutzziel für 2020 verfehlen. Seit neun Jahren sind die CO2-Emissionen nicht mehr gesunken. Kohle ist der größte Einzelverursacher von CO2 in Deutschland, aber auch Verkehr, Bau und Landwirtschaft leisten bisher zu wenig, um die Treibhausgasemissionen zu senken.“ Download: Forderungsdokument
Kontakt: 3. Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit, Koordinationsstelle im Evangelisch-Lutherischen Missionswerk Leipzig e.V., Paul-List-Str. 19, 04103 Leipzig, Internet: www.klimapilgern.de, Facebook: www.facebook.com/klimapilgerweg, Twitter: https://twitter.com/KlimapilgernDE, Instagram: https://www.instagram.com/klimapilgerweg

Harsche Kritik von MISEREOR an der Bundesregierung: Dass die Kohlekommission ihren Abschlussbericht erst im neuen Jahr vorlegen will, nahm der Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks MISEREOR, Pirmin Spiegel, am 27.November zum Anlass für deutliche Kritik: „Hier wird Deutschland einmal mehr seiner globalen Verantwortung nicht zeitnah gerecht. Schon jetzt ist klar, dass die Bundesrepublik das Klimaschutzziel 2020 verfehlen wird. Der Klimaschutzplan 2050 ist nicht ausreichend.“ Zudem sei durch die Verzögerung des Schlussberichtes der Kohlekommission weiter offen, wie der Kohleausstieg in Deutschland gestaltet werden soll, das weltweit immer noch unter den Spitzenreitern beim Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 stehe. „Der Kohleausstieg ist in Deutschland für den Klimaschutz einer der zentralen Hebel“, so Spiegel. Informationen zur MISEREOR-Kampagne „Kohlestopp Global" unter: www.kohlestopp-global.de.
Der fortschreitende Klimawandel vergrößere die Kluft zwischen den arm gemachten und den reich gewordenen Ländern und Menschen, betont das in Aachen ansässige Hilfswerk. „Klimaschutz verhindert Armut und leistet so einen Beitrag zu mehr globaler Gerechtigkeit.“ Noch seien die früh industrialisierten Staaten als Hauptverursacher des Klimawandels von dessen Folgen am wenigsten betroffen. Dass diejenigen, die bislang am wenigsten zum Wandel des Klimas beigetragen haben, schon jetzt am meisten darunter leiden, zeigten die Erfahrungen der Arbeit von MISEREOR weltweit – ein Befund, den auch der aktuelle WeltRisiko-Bericht unterstreicht. Er wird nach einem mit dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) gemeinsam entwickelten Konzept vom Bündnis Entwicklung Hilft sowie der Ruhr-Universität Bochum/Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) herausgegeben und berechnet das Risiko für 172 Länder weltweit. Unter den Berechnungskomponenten spielt die Gefährdung durch Naturgefahren wie Erdbeben, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren und Meeresspiegelanstieg 
eine große Rolle. Mehr: „Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit“, www.misereor.de

Sonntag, 02.12.2018