Von Hasen und Ostern

von Christof Beckmann

Sonntag, 14.04.2019

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Was für eine "Heilige Woche"? Sie startet heute. Und nach der Karwoche kommt Ostern. Soweit klar – aber worum geht es denn? Irgendwas mit Hasen?

INFO: An Ostern feiern Christen ihr ältestes und wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die zentrale Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist, „dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird“, heißt es im katholischen Katechismus. Und trotzdem bleibt das hin und wieder im Dunkeln. Für das, was man nur schwer darstellen kann, stehen dafür umso mehr Hasen und Eier.

Das unterstreichen aktuelle Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI): Die Hersteller haben für´s Fest 220 Millionen Schoko-Osterhasen produziert. Etwa 114 Millionen Zweiohren blieben in Deutschland (52 Prozent), die übrigen 106 Millionen gingen in den ausländischen Verkauf (48 Prozent). Abnehmer Nummer eins sind europäische Länder, aber auch die USA, Kanada und Australien. Dass der Hase überhaupt ins Spiel kam, liegt daran, dass er im März wieder für viel Nachwuchs gesorgt hat. Er steht damit für Fruchtbarkeit, doch man nahm auch an, dass er mit offenen Augen schlafe. Seit dem Kirchenvater Ambrosius gilt der Hase als Symbol für die Auferstehung und mit dem griechischen „Physiologos“, der ab dem 2. Jahrhundert rund 1300 Jahre lang nachgedruckt wurde, wendete man viele Motive aus dem Tierreich auch in der Ikonographie auf die christliche Heilslehre an – hier auf Jesus, der „im Tod nicht entschlafen“ sei. Seit dem Mittelalter kann in verschiedenen Regionen nachgewiesen werden, dass der Hase zu Ostern Eier lege. Auch Gebildbrote, die das Lamm Gottes darstellten, gerieten eher zu Darstellung von Hasen, die später von der Süßwarenindustrie entdeckt wurden. Die Vorstellung, dass der Hase die Eier bringt, teilte er früher mit vielen anderen Tieren: Mit dem Storch, dem Fuchs, dem Hahn oder Kuckuck.

Das Ei gilt als frühestes Auferstehungssymbol: Straußeneier wurden bereits in der Antike in Kirchen aufgehängt und auf Fresken dargestellt, seit dem 12. Jahrhundert wurden sie eigens gesegnet und wurden zu wichtigen Zinsabgaben, die zu Ostern zu entrichten waren. Dahinter steckt ein ganz praktischer Grund: Nach der Fastenzeit, in der keine tierischen Produkte gegessen werden durften, gab es ein Überangebot an Eiern, die verzehrt, verziert und verschenkt wurden.

Palmsonntag und die Karwoche: Am Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die „Karwoche“ (Große Woche/Heilige Woche/Karwoche). Das Wort „Kar” stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Trauer”, „Klage” oder „Kummer”. Der Palmsonntag vollzieht den in allen vier Evangelien beschriebenen triumphalen Einzug Jesu Christi nach Jerusalem nach. An sein dortiges Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung wird im Lauf der nun beginnenden Woche erinnert.
Der Evangelist Matthäus schreibt über den Ritt Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt: „Viele Menschen breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße.” Seit dem 4./5. Jahrhundert werden die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu immer mehr chronologisch nachvollzogen. Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts setzte sich in Spanien, Gallien und im deutschen Sprachraum seit dem 8. Jahrhundert der Brauch durch, das Einzugsgeschehen dramaturgisch-liturgisch nachzuahmen. Statt Palmen oder Ölbaumzweige führten die Gläubigen andere grüne Zweige mit. Im 11./12. Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes Tradition. Im Mittelalter ritt ein Christus-Darsteller auf einem hölzernen Esel (Palmesel) in der Prozession mit. Die heutige Palmsonntagsliturgie am Eingang der Karwoche beginnt mit der Palmweihe außerhalb der Kirche: Im Wortgottesdienst der heiligen Messe wird dort erstmals der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu („Passion”) gelesen. Es ist Brauch, die Palm-, Oliven- oder Buchsbaumzweige zuhause als segenbringende Zeichen am Kreuz zu befestigen.

Der Ablauf der Kar- und Ostertage: Am Gründonnerstag (von althochdeutsch „greinen” = weinen) gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und damit der Einsetzung der Eucharistie. Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummten Orgel und Glocken. Das mit der Fußwaschung gesetzte Zeichen Jesu wird in vielen Gemeinden mit jungen und älteren Gemeindemitgliedern nachempfunden. Nach der letzten Messfeier vor Ostern werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. In besonders gestalteten Betstunden oder im stillen Gebet gedenken die Gläubigen des Ölberggeschehens mit der Gefangennahme Jesu und dem beginnenden Leiden. Papst Franziskus wird die Messe um 17 Uhr am Gründonnerstagabend im Gefängnis von Velletri südöstlich von Rom feiern. Während der Liturgie im Theatersaal des Gefängnisses erfolgt die Fußwaschung, die Papst Franziskus wieder an Gefangenen vornehmen wird. 

Der Karfreitag ist der Gedächtnistag der Kreuzigung. Er wird als Fasttag und als Zeichen der Trauer in Stille begangen. Am Nachmittag – meist zur „6.Stunde“ um 15 Uhr - versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung der Passionsgeschichte und zur Kreuzverehrung: Das mit einem violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird nach und nach enthüllt und durch Kniebeugen verehrt. Anschließend folgt eine Kommunionfeier. In vielen Gemeinden finden am Morgen des Karfreitags Kreuzwegandachten und Karfreitagsprozessionen statt.

Am Karsamstag, dem Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn, finden keine Gottesdienste statt; die Altäre in den Kirchen sind ohne Kerzen und Blumen. Da der nächste Tag nach der Überlieferung immer schon am Vorabend beginnt, beginnt die feierliche Liturgie der „Feier der hochheiligen Osternacht“ am Abend nach Sonnenuntergang (Vigil / Nachtwache) oder vor der Morgendämmerung am frühen Ostermorgen zwischen 4 und 6 Uhr. Sie gliedert sich in die Lichtfeier (Segnung des Osterfeuers, Verzieren und Entzündung der Osterkerze (geschmückt mit Keuz, fünf Weihrauchkörner als Zeichen der Wundmale und Jahreszahl), Einzug in die dunkle Kirche unter dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ oder „Christus, das Licht“, Exsultet/Osterlob), in den anschließenden Wortgottesdienst mit den Lesungen (drei bis sieben Texte aus dem Alten Testament), Antwortgesängen und Gloria, bei dem alle Glocken läuten und die Orgel wieder erklingt, zwei Lesungen aus dem Neuen Testament, Osterevangelium und Predigt, Allerheiligenlitanei, Taufe und Taufgedächtnis und die Feier der Eucharistie mit Kommunion in beiden Gestalten von Brot und Wein. Die Messe vollzieht so den Durchgang durch den Tod zum Leben sakramental nach. Vielfach schließt sich nach dem Segen eine Agape als gemeinsames Ostermahl an.

Den Ostersonntag feiert Papst Franziskus im Petersdom ab 10.15 Uhr mit der Ostermesse und erteilt anschließend um 12 Uhr auf der Loggia den traditionellen Segen „Urbi et orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Am Ostermontag erinnern die liturgischen Texte an das Zusammentreffen der Emmaus-Jünger mit dem auferstandenen Christus.

Ostergottesdienste per Mausklick: Wo und wann wird eine Heilige Messe, ein Gottesdienst oder eine Andacht in der Karwoche oder an den Ostertagen gefeiert? Für alle, die in diesem Jahr nach Gottesdiensten in der Osterwoche suchen, bieten die evangelische und die katholische Kirche wieder den ökumenischen Gottesdienstservice. Ab sofort unter www.ostergottesdienste.de.

Unsere Gesprächspartnerin: Dr. Katrin Bauer studierte Volkskunde, Kunstgeschichte und Neuere Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und promovierte mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung über jugendkulturelle Szenen. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Bonn und Bochum und ist seit 2013 Wissenschaftliche Referentin im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte. Forschungsschwerpunkte: Ritual- und Eventforschung, Jugendkulturen, Erinnerungskultur, Film und audiovisuelle Medien. Kontakt: LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Endenicher Straße 133, 53115 Bonn, Tel. 0228 / 9834 276, E-Mail: Katrin.Bauer@lvr.de, Internet: Institut für Archäologie und Kulturanthropologie, Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde, Philosophische Fakultät, Am Hofgarten 22, 53113 Bonn, https://www.kulturanthropologie.uni-bonn.de/abteilung/ueber-das-fach

Karwoche und Ostern: Volles Programm für Papst Franziskus
Ostern in Rom: Pilger und Besucher aus der ganzen Welt kommen auch in diesem Jahr wieder nach Rom, um mit Papst Franziskus Ostern zu feiern. Viele Termine stehen in der Heiligen Woche an. Es ist für Papst Franziskus das siebte Osterfest, das er als Oberhaupt der katholischen Kirche feiert. Vatican News überträgt die Feiern und Gedenkmomente live und mit deutschem Kommentar.

Hier ein Überblick der Übertragungen:

  • Palmsonntag, 14. April 2019: Heilige Messe und Angelus, ab 9.55 Uhr.Gründonnerstag, 18. April 2019: Chrisammesse, ab 9.25 Uhr.
  • Gründonnerstag, 18. April 2019: Fußwaschung, ab 17 Uhr.
  • Karfreitag, 19. April 2019: Passion des Herrn, ab 16.55 Uhr.
  • Karfreitag, 19. April 2019: Kreuzweg am Kolosseum, ab 21.05 Uhr.
  • Karsamstag, 20. April 2019: Ostervigil, ab 20.25 Uhr.
  • Ostern, 21. April 2019: Heilige Messe, ab 10.05 Uhr.
  • Ostern, 21. April 2019: Urbi et Orbi, ab 12 Uhr.
  • Ostermontag, 22. April 2019: Regina Coeli, ab 11.57 Uhr.
  • 2. Sonntag der Osterzeit, 28. April 2019: Regina Coeli, ab 11.55 Uhr.

 

Die Übertragungen sind live auf der Homepage sowie auf dem Youtube-Kanal und den Partnersendern zu sehen, die schönsten Bilder der Feiern auf der Facebook-Seite und die aktuellsten Nachrichten dazu auf dem Twitter-Kanal.

Sonntag, 14.04.2019