Ukraine erlebt den dritten Kriegswinter

von Achim Stadelmaier & Manfred Rütten

Sonntag, 18.02.2024

Soldat von hinten, im Hintergrund ukrainische Flagge
Beitrag anhören

Experten schätzen die Zahl der gefallenen Soldaten auf russischer und ukrainischer Seite auf jeweils 70.000. (Foto: LukasJohnns auf Pixabay)

Am 24. Februar 2022 startete Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Bis zum 31.12.2023 registrierte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) mindestens 10.191 Tote und 19.139 Verletzte in der ukrainischen Zivilbevölkerung.

Die Zahl der getöteten und verwundeten Soldaten auf beiden Seiten lässt sich dagegen höchstens schätzen, da weder die russische noch die ukrainische Seite konkrete Angaben machen. Wie das ZDF Mitte Dezember 2023 berichtete, geht das britische Verteidigungsministerium von etwa 70.000 Russen aus, die in dem Angriffskrieg Moskaus bisher getötet wurden. „Dabei handele es sich um 50.000 reguläre Soldaten sowie 20.000 Mitglieder der Privatarmee Wagner. Die Zahl der Verwundeten wird in London auf 180.000 bis 240.000 Soldaten und 40.000 Wagner-Kämpfer geschätzt.“

Der Militärexperte Oberst i.G. Wolfgang Richter vom Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik kommt dem ZDF-Bericht zufolge auf ähnliche Zahlen: Demnach „belaufen sich die Verluste der russischen Armee auf etwa 250.000 Gefallene und Verletzte, davon über 150.000 irreversible Verluste (70.000 Gefallene und ebenso viele Schwerverwundete). Auch für die Ukraine kommt er auf über 120.000 irreversible Verluste, die über 50.000 Schwerbeschädigte einschließen.“ Richter schätzt, dass derzeit etwa 450.000 russische Soldaten in der Ukraine im Einsatz sind. Zum Vergleich: Zu Beginn des Krieges vor zwei Jahren stellten die regulären ukrainischen Heerestruppen und die Kampfverbände der Nationalgarde zusammen etwa 500.000 Soldaten. Der Westen könne zwar Waffen und Munition ersetzen, aber kein Personal, beschreibt der Militärexperte das ukrainische Dilemma.

Der seit nunmehr fast zwei Jahren andauernde Krieg hat großes Leid über die ukrainische Zivilbevölkerung gebracht. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind 14,6 Millionen Menschen im Land auf Hilfe angewiesen – das sind 40 Prozent der Bevölkerung. Etwa 6,3 Millionen Menschen sind aus dem Land geflüchtet. Hauptgrund dafür ist die Strategie der russischen Invasoren, auch Wohngebiete und Infrastruktureinrichtungen wie zum Beispiel Elektrizitäts- und Umspannwerke zu beschießen und zu zerstören. Die Folgen sind dramatisch, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit.

Die flächendeckende Versorgung mit Strom und Heizenergie gestaltet sich schwierig, da durch den russischen Beschuss immer wieder Leitungen beschädigt oder sogar ganze Anlagen außer Betrieb gesetzt werden. Die Folge sind Stromausfälle, so dass in den privaten Wohnungen der Ukrainer Beleuchtung, Kühlgeräte und Waschmaschinen, aber auch Kochherde und die Wasserversorgung nicht funktionieren. Die Menschen behelfen sich mit Wasserkanistern, mit Holz- oder Kohleöfen, zünden Kerzen an. Doch selbst das funktioniert nicht mehr in Häusern und Wohnungen, die durch Treffer schwer beschädigt und deshalb unbewohnbar geworden sind.

Alle großen deutschen Hilfsorganisationen versuchen seit Kriegsbeginn, die Not der Menschen in der Ukraine zu lindern. Helfer und Helferinnen der Aktion „Deutschland hilft“ – einem Zusammenschluss von 20 Hilfsorganisationen – verteilen zum Beispiel Heizgeräte und feste Brennstoffe, warme Kleidung, festes Schuhwerk, Decken und Matratzen.

Andere Hilfsorganisationen wie die Diakonie Katastrophenhilfe arbeiten daran, im Krieg beschädigte Privathäuser, Kindergärten und Schulen winterfest machen. Sie ersetzen zerstörte Türen und Fenster, reparieren Dächer und Wände, setzen Heizungen instand und verbessern die Gebäudeisolierung. Auch Sammelunterkünfte für Binnenflüchtlinge, Gemeinschaftszentren, leerstehende Gebäude wie ehemalige Sanatorien und sogar Bunker werden soweit instandgesetzt, dass winterfester Wohnraum entsteht. Ergänzt und begleitet werden diese Maßnahmen durch private Initiativen, die vor allem Sachspenden sammeln und sie in die Ukraine transportieren.

Um eine großflächige Hilfe in möglichst vielen betroffenen Landesteilen zu organisieren, sind Sachspenden allerdings nicht geeignet. Sammlung, Lagerung, Kontrolle, Logistik und Transport der Hilfsgüter würden zu viel Zeit, Personalressourcen und Geld kosten. Deshalb setzen die großen Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, Caritas International, die Diakonie Katastrophenhilfe oder das Aktionsbündnis „Deutschland hilft“ auf Geldspenden. Damit kann das tatsächlich benötigte Hilfsmaterial, aber auch Baustoffe, medizinische Geräte und Medikamente gezielt beschafft und befördert werden.

Wer die Hilfsorganisationen dabei mit einer Spende unterstützen möchte, hat viele Möglichkeiten:

Deutsches Rotes Kreuz

Diakonie Katastrophenhilfe

Caritas International

Online-Spendenformular der Aktion Deutschland hilft

Spendenaktion der Johanniter für die Ukraine

Winterhilfe der Franziskaner für die Ukraine

Sonntag, 18.02.2024