Tag des offenen Denkmals 2021

von Johanna Risse

Sonntag, 12.09.2021

Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant von Bonn und Pfarrer am Bonner Münster, Foto: (c) Stadtdekanat Bonn /Dahmen, Montage: KIP
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Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant von Bonn und Pfarrer am Bonner Münster, Foto: (c) Stadtdekanat Bonn /Dahmen, Montage: KIP

„Sein und Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ heißt es heute beim Tag des offenen Denkmals Ein prominentes Beispiel: Der Kreuzgang des Bonner Münsters, einer der vollständigsten erhaltenen Kreuzgänge diesseits der Alpen...

INFO: Der Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September 2021, findet wie üblich vor Ort und wie auch schon im vergangenen Jahr auch digital statt. Das Motto 2021 ist „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“. Die Veranstalter rücken damit Mythen und Legenden sowie Handwerkskünste in den Fokus, die das menschliche Auge hinters Licht führen - ob illusionistische Malerei des Barock, Nachahmungen der Natur, Materialimitate oder die Wiedererrichtung von Bauwerken wie dem Berliner Schloss, die aus früheren Zeiten zu stammen scheinen.

Eröffnet wird Deutschlands größtes Kulturevent in der Lutherstadt Wittenberg. Bundesweit lassen sich in diesem Jahr fast 4.000 historische Bauwerke und Veranstaltungen bundesweit entdecken - vor Ort und per Mausklick im Internet. Fahrradtouren, Stadtrundgänge oder Audioguide-Führungen über das eigene Handy erlauben Corona-gerechten Kulturgenuss. Die Stiftung hat auch zu einer Foto-Aktion aufgerufen. Gesucht werden „Denkmal-Schnappschüsse“, die das Motto „Sein & Schein“ aufgreifen. Die Gewinner-Fotos werden in der November-Ausgabe der Zeitschrift „Monumente“ veröffentlicht. Internet: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/, Programm: http://www.tag-des-offenen-denkmals.de/programm.

Bonner Münsterkirche: Die heutige Münsterkirche ist die katholische Hauptkirche Bonns und Wahrzeichen der Stadt. Die römische Kaiserin Helena (um 248-330) gilt als legendäre Stifterin der ersten Kirche über den außerhalb des ehemaligen römischen Legionslagers angelegten Gräbern der frühchristlichen Märtyrer und Stadtpatrone Cassius und Florentius. Im Bereich des Münsters gefundene Altäre bezeugen den Ort als frühe Kultstätte für römische Götter. Eine kleine Nekropole mit Grabmälern bestand seit dem 2. Jahrhundert, seit der Mitte des 6. Jahrhunderts zudem eine Saalkirche der Merowinger, die bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in karolingischer Zeit weiter ausgebaut wurde. Das als Grabstätte der Märtyrer Cassius und Florentius angesehene Gebäude wurde zum Cassius-Stift mit der Kirche St. Cassius und Florentius. Es wurde um 1050 durch eine neue dreischiffige Kreuzbasilika im romanischen Stil ersetzt. In der Gruft unter der Krypta befinden sich drei Steinsarkophage, nach denen der vorige Bau ausgerichtet war. In ihnen vermutete man die Reliquien der Bonner Märtyrer Cassius, Florentius und ihrer Gefährten, die man 1166 in Schreine am Hochaltar überführte. Seit dem 12. Jahrhundert finden sich auch Spuren einer großen Helena-Verehrung: Davon zeugen zahlreiche Darstellungen im Bonner Münster und vielen anderen Kirchen und Kapellen in Bonn, so in der barocken Kreuzbergkirche. 1135 erhielt der Propst des Cassius-Stiftes, Gerhard von Are, Reliquien der hl. Helena, die allerdings im 16. Jahrhundert bei einer Plünderung verlorengingen. Im Münster wurden vier Erzbischöfe von Köln beigesetzt, 1314 und 1346 war es Krönungsstätte deutscher Könige. Nach weiteren Umbauten und Erweiterungen wurde das Münster mit seinem über 81 Meter hoher Vierungsturm 1583–1589 und 1689 erheblich zerstört.

Nach der Säkularisation des Stiftes am Beginn des 19. Jahrhunderts und dem Abriss der benachbarten Pfarrkirche St. Martin im Jahr 1812 kam das Münster in den Besitz der Pfarre St. Martin. Es gilt als Vorbild für die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die 1891-95 auf Anregung der an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität studierenden Kronprinzen des Hauses Hohenzollern in Anlehnung an das Bonner Münster erbaut wurde. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und Restaurierung trägt es seit 1956 den Titel einer Päpstlichen Basilica minor.

Unser Gesprächspartner: Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant von Bonn und Pfarrer am Bonner Münster, Jahrgang 1967, studierte in Bonn, Rom und Köln Katholische Theologie, Philosophie sowie Politik- und Sozialwissenschaften. Er war Seminarist im römischen „Collegium Germanicum et Hungaricum“, tätig bei Radio Vatikan und wurde nach Diakonat in Siegburg 1993 zum Priester geweiht. Nach Stellen als Kaplan in den Pfarreien St. Nikolaus, Bensberg und St. Joseph, Moitzfeld in Bergisch Gladbach wurde er 2004 in Politikwissenschaften promoviert und übernahm die Pfarrei der Katholischen Kirchengemeinde St. Andreas und Evergislus in Bonn-Bad Godesberg. Im sogenannten „Rheinviertel“ gründete er 2005 die „Bürgerstiftung Rheinviertel“, mit mehr als 1.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern eine der größten Bürgerstiftungen Deutschlands. Zahlreiche soziale Projekte, wie ein Kindergartennetzwerk mit vierzehn Kindertagesstätten, konnten seit der Gründung umgesetzt werden. 2008-2016 war Dr. Picken Dechant des Dekanats Bad Godesberg 2012, übernahm zudem die Pfarren St. Marien und St. Servatius, St. Martin und Severin, gründete 2015 den „Runden Tisch Flüchtlingshilfe Bad Godesberg“ und wurde 2019 als Stadtdechant von Bonn und Pfarrer der Münsterbasilika St. Martin zu Bonn eingeführt. Er ist Vorsitzender des Caritasrates Bonn und Vorstandsmitglied der „Münsterstiftung Bonn“.
Kontakt: Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant, Büro des Stadtdechanten, Gerhard-von-Are-Str. 5, 53111 Bonn, Tel. 0228 / 98588 11, Fax: 0228 / 98588 15, E-Mail: Stadtdekanat@kath-bonn.de, Internet: Katholisch-bonn.de.

Sonntag, 12.09.2021