Reiseführer: Rom aus evangelischer Sicht

von Joachim Gerhardt

Sonntag, 08.12.2024

Stadtansicht von Rom
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Stadtansicht von Rom: Der Fluss Tiber mit dem Petersdom im Hintergrund. (Foto: Pixabay)

„Alle Wege führen nach Rom“, sagt ein Sprichwort, und da ist viel Wahres dran. Denn über Jahrhunderte war die „ewige Stadt“ tatsächlich das Zentrum der bekannten Welt. Seine größte Ausdehnung erreichte das römische Reich im Jahr 116 n.Chr.

Damals drang Kaiser Trajan mit seiner Armee bis an den Persischen Golf vor und vergrößerte so noch einmal den römischen Einflussbereich nach Osten. Im Westen halten die Legionen damals Spanien und Portugal besetzt, im Süden ist die gesamte afrikanische Mittelmeerküste unter römischer Verwaltung, und im Norden stehen Roms Truppen in ganz England mit Ausnahme Schottlands. Bis etwa ins Jahr 200 n. Chr. sollte diese maximale Ausdehnung des Römerreiches Bestand haben. „Zu dieser Zeit verlief seine Grenze in über 20 modernen Ländern auf drei Kontinenten und war insgesamt 7 500 Kilometer lang“, heißt es dazu auf der Seite https://www.roemer.nrw : „Je nach den Gegebenheiten vor Ort bestand die Grenze aus natürlichen Hindernissen - wie Flüsse, Wüsten oder das Meer - und aus künstlich errichteten Befestigungsanlagen. Viele Abschnitte der Gesamtgrenze sind bis heute ober- oder unterirdisch erhalten.“ Dazu zählen etwa Teile des Limes und der Hadrianwall im Norden Englands.

Rom selbst wurde der Legende nach bereits am 21. April 753 v. Chr. gegründet. Die Zwillinge Romulus und Remus, Kinder des Kriegsgottes Mars, sollen die Stadt auf den sieben Hügeln errichtet haben, wobei Romulus als ihr erster König gilt. Heute ist Rom nicht nur die Hauptstadt Italiens und mit aktuell etwa 2,75 Millionen Einwohnern auch die bevölkerungsreichste Stadt Italiens. Sie ist darüber auch ein kulturelles und historisches Zentrum, das mit Sehenswürdigkeiten von Weltrang beeindruckt.

Zu den weltlichen Sehenswürdigkeiten gehören u.a. das Kolosseum – ein antikes Amphitheater, das einst Schauplatz von Gladiatorenkämpfen war und heute zu den bekanntesten Wahrzeichen Roms zählt. Ebenfalls beeindruckend ist das Forum Romanum: Das politische, religiöse und wirtschaftliche Zentrum des antiken Roms, dessen Ruinen einen beeindruckenden Einblick in die Vergangenheit bieten. Ein Meisterwerk der römischen Architektur ist das Pantheon mit einer gigantischen Kuppel, das ursprünglich als Tempel für alle Götter diente. Damit die Anbetung ungehindert zu ihnen aufsteigen konnte, ist in der Kuppel eine 8,2 Meter große Öffnung eingelassen. Dieser „Oculus“ lässt zum einen Tageslicht in den Innenraum und ermöglicht außerdem den Luftaustausch im riesigen Kuppelraum. Zu den weltlichen Sehenswürdigkeiten zählen schließlich auch noch die Piazza Navona, ein barocker Platz, bekannt für seine Brunnen und die lebhafte Atmosphäre und der Trevi-Brunnen, in den Besucher Münzen werfen, um sicherzustellen, dass sie eines Tages nach Rom zurückkehren.

Im Nordwesten von Rom, genauer im Stadtteil Borgo, in der Nähe des rechten Ufers des Tiber-Flusses, liegt der Vatikan. Der Stadtstaat ist von den Stadtteilen Borgo, Prati und dem Gianicolo umgeben und liegt unmittelbar angrenzend an das historische Zentrum Roms. Besonders bekannt ist der Zugang über die Via della Conciliazione, die direkt zum Petersplatz führt. Hier schlägt bis heute das Herz der katholischen Kirche, denn im Vatikan residiert der Papst, der zugleich auch Bischof von Rom ist.

Kirchliche Sehenswürdigkeiten in Rom sind u.a. der Petersdom, die größte Kirche der Welt. Mit ihrer prächtigen Kuppel von Michelangelo steht sie im Herzen des Vatikans. Das gilt auch für die Sixtinische Kapelle, die berühmt ist für die Deckenfresken Michelangelos, die ein Höhepunkt der Renaissancekunst sind. Ebenfalls zum Vatikanstaat gehören sie Vatikanischen Museen. Sie zählen zu den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt und beherbergen Werke aus verschiedenen Epochen, darunter die Antike, Renaissance und Barockzeit sowie die berühmten Stanzen des Raffael.

Andere kirchliche Sehenswürdigkeiten liegen dagegen außerhalb des Vatikanstaats. Das gilt zum Beispiel für die älteste und ranghöchste Kirche Roms, die Lateranbasilika, die auch die "Mutter aller Kirchen" genannt wird. Sie wurde vermutlich im 4. Jahrhundert n.Chr. gebaut und im Jahr 324 n. Chr. geweiht. Die Lateranbasilika liegt im Stadtteil Laterano und befindet sich damit auf römischem Staatsgebiet. Sie genießt aber gemäß dem Lateranvertrag von 1929 exterritoriale Rechte und gehört rechtlich dem Heiligen Stuhl. Diesen besonderen Status genießt auch die Kirche Santa Maria Maggiore. Sie ist eine der bedeutendsten Marienkirchen der Stadt, reich an Kunstwerken und Geschichte.

Rom ist eine Stadt, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und ein unvergleichliches kulturelles Erbe bietet, das Besucher aus aller Welt fasziniert. Allein im Jahr 2023 zog Rom etwa 35 Millionen Touristen an.

Zwei neu erschienene Reiseführer liefern einen besonderen Blick auf die „ewige Stadt“: „Kraftort Rom – Spirituellen Streifzüge“ heißt einer von ihnen, den die evangelische Fernsehjournalistin Corinna Mühlstedt zusammen mit dem katholischen Pater Notker Wolf herausgegeben hat. Der Bonifatius-Verlag schreibt über das 192 Seiten starke und 20 Euro teure Buch: Die beiden Autoren „nehmen uns mit auf eine spirituelle Reise nach Rom und zeigen uns spektakuläre und nicht auf den ersten Blick zu findende Orte mit reicher Geschichte und erzählenswerten Geschichten. Ob reich bebildertes Monument oder verborgenes Detail, die evangelische Journalistin und der katholische Abt ergänzen sich dabei, weisen auf Hintergründe und Zusammenhänge hin, und fügen der reichen Liste römischer Sehenswürdigkeiten weitere wissenswerte Facetten hinzu. Spirituelle Impulse und ausdrucksstarke Bilder machen diesen ungewöhnlichen Reiseführer zu einer runden Sache und inspirieren dazu, wirklich mal (wieder) hinzureisen.“

Einen speziell evangelischen Blick auf Rom liefert der Reiseführer von Pfarrer Georg Schwikart aus Bonn. Der Romliebhaber und frühere Katholik hat seinen Reiseführer geschrieben: „Gott in Rom begegnen – Bezauberndes und Alltägliches in der Ewigen Stadt“ genannt. Er ist im Echter-Verlag erschienen, hat knapp 190 Seiten und kostet 19,90 Euro. Im Klappentext heißt es über diesen Rom-Reiseführer: „Georg Schwikart lädt ein, ihn auf seinen Spaziergängen durch die ewige Stadt zu begleiten. Alles weist dort über sich selbst hinaus: Gott spricht zu ihm in der Bar, er feiert das Abendmahl mit Zucchiniblüten, und er erfährt seinen Schöpfer im "Sakrament" der Zigarre. (…) Genuss und Gebet verschmelzen zum einzigartigen Rom-Gefühl. Die Wege durch die Stadt werden zur Reise nach innen und geben Kraft für die Pilgerfahrt des Glaubens, ob in Italien oder zu Hause.“

Sonntag, 08.12.2024