Pfingsten 2019: Neues aus Xanten

von Christof Beckmann

Sonntag, 09.06.2019

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Bild: Weihbischof Rolf Lohmann ist für die Region Niederrhein im Bistum Münster zuständig Foto: K!P-NRW

„Wir sind beGEISTert“ heißt das Motto der Viktorpfarre rund um den alten Dom in Xanten, wo sie derzeit zwischen Norbert- und Schützenfest stehen. Für Weihbischof Rolf Lohmann ist Pfingsten ein großartiges Fest ...

INFO: Mit dem Pfingstfest endet in der katholischen Kirche die Osterzeit und ist in Deutschland wie Weihnachten und Ostern besonders hervorgehoben durch einen zweiten Feiertag, den arbeitsfreien Pfingstmontag. Das Pfingstfest (von Griechisch: „pentecoste”, der Fünfzigste) bezeichnet den 50. Tag nach Ostern und gilt als „Geburtstag” der Kirche. An ihm empfingen die Jünger im Abendmahlssaal von Jerusalem den Heiligen Geist - so berichtet es die Apostelgeschichte im zweiten Kapitel: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.” Die mutlos und ängstlich zurückgezogenen Jünger Jesu werden in „Sturm und Feuer” neu „in Fahrt gebracht”, sie gehen mit neuer Begeisterung auf die Menschen zu, um die „Frohe Botschaft” zu verkündigen.
Die Bibel versteht den Heiligen Geist - in der Kunst dargestellt im Zeichen der Taube, in Sturm und Feuer - als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Die hebräische Bezeichnung für Gottes Geist ist weiblich und bedeutet „Atem, Hauch“: Damit bringt er den Menschen zum Leben, beseelt, entflammt, vitalisiert, dynamisiert, begeistert ihn – wie bei der Erschaffung des Menschen. Dass ihm mit dem Vater und dem Sohn göttliche Anbetung und Verherrlichung gebührt, kommt im „Großen Glaubensbekenntnis” zum Ausdruck: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.”
Als die „Sieben Gaben des Hl. Geistes“ gelten Weisheit, Erkenntnis, Einsicht, Rat, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Diese Reihung ist aus Jesaja 11,2(–3) EU abgeleitet.

Xanten: Die Stadt Xanten ist Standort eines um 13/12 vor Christus errichteten ersten Militärlagers „Vetera“, das den Vorstoß der römischen Expansion in das rechtsrheinische Germanien sichern sollte. Obwohl die Niederlage in der berühmten Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus den Rhein zur Ostgrenze des Reichs machte, blieben die Römer. Die wohl um 69/70 n. Chr. Im Zuge des Bataver-Aufstandes vernichtete Siedlung wurde neu errichtet, zum größten Legionslager nördlich der Alpen ausgebaut und erhielt um 98 den Status einer Colonia. Die „Colonia Ulpia Traiana“ erreichte ihre Blütezeit im 2. Jahrhundert. Nach der Zerstörung durch die Franken im Jahr 275 wurde das Stadtgebiet reduziert, doch konnte sie nach den Überfällen germanischer Stämme ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts nicht mehr gehalten werden. Die Siedlung, die sich auf dem ehemaligen Friedhof der Colonia an frühchristlichen Märtyrergräbern entwickelte, erhielt zur Mitte des 8. Jahrhunderts eine Kapelle, aus dem ein dem Hl. Viktor geweihtes Stift „ad sanctos“ wurde. Die daran entstehende Siedlung fränkischer und friesischer Händler erhielt den Namen „Sanctos“, das zu „Xanten“ wurde. Trotz der Einfälle der Wikinger konnte sich das unter kurkölnischer Herrschaft stehende Stift zur Stadt entwickeln. 1228 erhielt der Ort vom Kölner Erzbischof die Stadtrechte, 1263 wurde der Grundstein für den heutigen St.Viktor-Dom gelegt, der 1936 durch Papst Pius XI. 1936 zur „Basilica Minor“ erhoben wurde. Die Stadt blieb über Jahrhunderte geistliches und wirtschaftliches Zentrum der Region. Obwohl 1614 preußisch geworden, blieb Xanten - anders als die anderen Städte der Region - katholisch geprägt.

Viktor von Xanten und sein Dom: Der Patron von Stadt und Dom gilt als christlicher Legionär, der nach der Legende mit 330 weiteren Angehörigen der Thebäischen Legion im 4. Jahrhundert im Amphitheater Veteras hingerichtet worden sein soll. Er ist Schutzpatron des über seiner Grabstätte errichteten St.-Viktor-Doms. Weitere Heilige, die im Rheinland mit der Legion in Verbindung gebracht werden sind der Hl. Gereon von Köln, Mallosus in Xanten, Gerebernus in Sonsbeck, Cassius und Florentius in Bonn und Mauritius in der Schweiz. Nach mehreren Vorgängerkirchen legte Propst Friedrich von Hochstaden 1263 den Grundstein für den gotischen Dom und das Grab des Hl. Viktor wurde Ziel von Wallfahrten. Öffentliche Umtragungen seiner Gebeine gehen wohl auf das 12. Jahrhundert zurück und sind für die Jahre 1315, 1376, 1400 und 1421 bezeugt. Die „Großen Viktortrachten“ mit dem rund 100 Kilo schweren Viktorschrein aus dem 12. Jahrhundert führten im zeitlichen Turnus von etwa 25 Jahren zu einer Zisterzienserinnenkloster an der legendenhaften Stätte des Martyriums am Fürstenberg. Zum jährlichen Patronatsfest werden die Reliquien des Hl. Viktor in einem kleinen Reliquiengefäß bei der „Kleinen Viktortracht“ durch die Stadt getragen. Drei „Große Viktortrachten“ fanden im 20. Jahrhundert statt: Bischof Clemens August Graf von Galen predigte 1936 hier öffentlich gegen den Nationalsozialismus. Die Viktortracht von 1966 galt der Danksagung für den Wiederaufbau nach dem Krieg, die nächste folgte 1991 zur 25. Wiederkehr der Erweiterung der Krypta mit den Gedenkstätten für die Nazi-Opfer Karl Leisner, Gerhard Storm und Heinz Bello sowie Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau. Darüber hinaus befindet sich seit 2006 auch eine Reliquie des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen in der Krypta unter der Altarinsel. Der Xantener Religionslehrer Tobias Schrörs hat für Lehrerinnen und Lehrer, die den Dom mit ihrer Schulklasse erkunden möchten, eine Unterrichtseinheit erstellt, die hier gelesen und heruntergeladen werden kann. Wer eine Wallfahrt plant, wendet sich an das Propsteibüro, Gottesdienstzeiten finden sich hier. Internet: http://www.xantener-dom.de, Dombauverein: www.xantener-dombauverein.de

Archäologisches Freilichtmuseum APX: Der LVR-Archäologische Park auf dem Gelände der antiken Provinzstadt Colonia Ulpia Traiana ist das größte archäologische Freilichtmuseums Deutschlands. Zu den Rekonstruktionen römischer Bauwerke zählen das Amphitheater, der Hafentempel, eine Herberge und die Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen. Noch immer sind hier Archäologen bei Grabungen zu sehen. Das LVR-RömerMuseum auf dem Gelände bietet mit über 2.500 Ausstellungsstücken und modernen Medien ein lebendiges Bild des römischen Alltags in Germanien: Der 1999 eröffnete Bau aus Stahl und Glas über dem Originalstandort der Eingangshalle der 275 nach Christus zerstörten und seit 1880 ausgegrabenen Großen Thermen zeigt Größe und Gestalt des antiken Vorbilds. An einigen Punkten der Ausstellung gibt es besondere Hinguck- und Mitmach-Angebote für Kinder.
Öffnungszeiten von Park und LVR-RömerMuseum: März bis Oktober: täglich 9 bis 18 Uhr, Eingang Stadtzentrum (neuer Haupteingang): Am Amphitheater, 46509 Xanten, Eingang LVR-RömerMuseum: Siegfriedstraße 39, 46509 Xanten, Internet: http://www.apx.lvr.de, www.apx.de.

Unser Gesprächspartner: Weihbischof Rolf Lohmann, geboren 1963 in Hamm, wuchs in Westtünnen auf und machte am Beisenkamp-Gymnasium in Hamm das Abitur. Er studierte Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach der 1989 durch den Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, gespendeten Priesterweihe im St.-Paulus-Dom in Münster, war er Kaplan in St. Laurentius Coesfeld und Vikar in St. Johannes Billerbeck. 1997 wurde er Pfarrer und Rektor der Wallfahrt in St. Ida Lippetal-Herzfeld, die zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Münster zählt. 2003 übernahm er zudem die Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus in Lippborg. 2007 wurde Lohmann zum nichtresidierenden Domkapitular des Münsteraner Domkapitels ernannt, 2011 zum Wallfahrtsrektor und Pfarrer an der Marienbasilika im niederrheinischen Kevelaer und 2012 zum Dechanten des Dekanats Goch. Am 25. April 2017 wurde er von Papst Franziskus zum Titularbischof des untergegangenen Bistums Gor im heutigen Tunesien und zum Weihbischof in Münster ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm der Bischof von Münster, Felix Genn, am 8. Juli 2017 im St.-Paulus-Dom in Münster. Lohmann ist als Regionalbischof für die Region Niederrhein mit Sitz in Xanten zuständig. Sein Wahlspruch lautet: „Vos estis lux mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“, Mt 5,14 EU). In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Pastoralkommission und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen an. Rolf Lohmann, seit 2010 Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, engagiert sich als Mitglied im Deutschen Verein vom Heiligen Lande dort für zahlreiche Projekte.
Kontakt: Bischöfliches Büro, Kapitel 3, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 986932-0, E-Mail: fischediek@bistum-muenster.de. Internet: www.bistum-muenster.de

Schützenfest der St. Victor-Bruderschaft Xanten e.V.: Die 1393 ins Leben gerufene Bruderschaft trägt den Namen des Stadtheiligen Viktor seit 1484. Sie zählt rund 300 Mitglieder, davon 70 Aktive im Spielmannszug, und feiert ab Freitag, 14. Juni, ihr Schützenfest. Auftakt ist um 19 Uhr die Hl. Messe im Dom, die vom Musikverein Kalkar gestaltet wird, anschließend ist Biwak mit Großem Zapfenstreich um 22 Uhr auf dem Markt. Am Donnerstag, 20. Juni, beginnt um 14 Uhr das Preis- und Königsschießen auf dem Parkplatz Karthaus, am Samstag, 29. Juni, um 18 Uhr die Parade auf dem Markt. Kontakt: Vorstand/Kapitän (Brudermeister) Peter Bullmann, Am Dorfend 25, 46509 Xanten, Tel. 02801 / 6219, E-Mail: St.Victor-Kapitaen@gmx.de, Internet: http://www.victorsse.de/

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