Paulusdom: Wem gehört die Welt?

von Christof Beckmann

Sonntag, 31.07.2022

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Paulusdom zu Münster, Foto: KIP

Mit dem Ukrainekrieg stellen sich viele Fragen neu: Wie sind die Gleichgewichte auf der Welt? Wie werden Macht und Einflussbereiche verteilt, welche Werte sollen gelten? In Münster gibt es dazu „Domgedanken“ …

Info: Die Vortragsreihe DomGedanken im St.-Paulus-Dom Münster steht in diesem Jahr unter dem Oberthema „Wem gehört die Welt?“. Sie findet vom 10. August bis zum 5. September an fünf Mittwochabenden jeweils um 18.30 Uhr im St.-Paulusdom Münster statt. „Mitten in diesem weltgeschichtlichen Umbruch suchen wir alle dringend Antworten, Strategien und Ausblicke“, sagt Dompfarrer Hans-Bernd Köppen im Namen der Veranstalter. Die Vortragenden wollten versuchen, aus ihrer Perspektive Ansatzpunkte dafür zu liefern.

Den Auftakt macht am 10. August unter dem Titel „Die Rückkehr der Geschichte – Europa im Realitätscheck“ Janusz Reiter aus Warschau. Der polnische Diplomat und Publizist beteiligte sich in der Jaruzelski-Zeit an der Arbeit diverser politischer Oppositionsgruppen. 1989 wurde er polnischer Botschafter in Deutschland. 1996 gründete Reiter das Zentrum für Internationale Beziehungen in Warschau, dessen Leiter er bis heute ist. Von 2005 bis 2010 war er Botschafter Polens in den USA. Zurzeit berät er die polnische Regierung als Klimabotschafter und gehört dem Aufsichtsrat des Energiekonzerns Vattenfall an.

Am 17. August spricht Dr. Stefanie Babst über „Die Freiheit des Westens – wie widerstandsfähig wollen wir sein?“. Sie ist Mitbegründerin und aktive strategische Beraterin in internationalen Sicherheitsfragen in der Beratungsfirma Brooch Associates in London. Zuvor war sie 22 Jahre in Führungspositionen für die NATO tätig, zuletzt als Leiterin des Strategic Foresight Teams, das den NATO-Generalsekretär und den Vorsitzenden des Militärausschusses zu strategischen Zukunftsfragen berät. Von 2006 bis 2012 war Babst amtierende NATO-Generalsekretärin für Öffentlichkeitsdiplomatie.

Die Domgedanken setzen sich am 24. August fort mit dem Vortrag „Russlands imperiale Idee … und was sie für uns bedeutet“ von Prof. Dr. Karl Schlögel. Der Professor für osteuropäische Geschichte von der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder, ist einer der renommiertesten deutschen Osteuropahistoriker und gefragter Publizist. Als Hochschullehrer für osteuropäische Geschichte wirkte er von 1990 bis 1994 an der Universität Konstanz und seit 1995 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Forschungsschwerpunkte sind russische Moderne und Stalinismus, russische Diaspora und Dissidentenbewegung, Kulturgeschichte osteuropäischer Städte und theoretische Probleme historischer Narration. Schlögel ist Autor zahlreicher und vielfach ausgezeichneter Bücher zu seinem Forschungsbereich.

Am 31. August thematisiert der bekannte Publizist und Bestseller-Autor Stefan Aust „Chinas großer Plan – Eroberung auf Schienen, Schiffen, Straßen“. Besondere Aufmerksamkeit erlangten seine Aufarbeitung des Baader-Meinhof-Komplexes sowie seine – auch filmischen – Arbeiten zur deutschen Wiedervereinigung. 1988 gründete Aust die Produktionsfirma Spiegel TV, deren Chefredakteur und Geschäftsführer er bis 2008 war. Von 1994 bis 2008 war Aust zugleich Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, seit 2014 ist er Herausgeber der Tageszeitung Die Welt und war bis September 2016 auch ihr Chefredakteur. Seit 1. Januar 2016 ist er Chefredakteur der Welt N24-Gruppe. Auch sein letztes Buch (gemeinsam mit Adrian Geiges) wurde ein Bestseller: „Xi Jinping – der mächtigste Mann der Welt“.

Zum Finale der DomGedanken 2022 spricht am 7. September Prof. Dr. Mehrdad Payandeh, Professor für Internationales Recht, Europarecht und Öffentliches Recht an der Bucerius Law School, Hamburg, zum Oberthema der gesamten Reihe: „Wem gehört die Welt? Über die ordnende Kraft des Völkerrechts“. Payandeh war in Düsseldorf als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsches und ausländisches öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht tätig. Sein Referendariat verbrachte er bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York, der Großkanzlei Hengeler Mueller und am Bundesverfassungsgericht. Nach einem LL.M.-Studium an der Yale Law School kehrte er 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zurück, wo er ab 2012 als Juniorprofessor für Öffentliches Recht und Völkerrecht tätig war. 2016 folgten die Habilitation und die Berufung an die Bucerius Law School. Seit 2020 ist Payandeh Mitglied des UN-Ausschusses zur Beseitigung rassistischer Diskriminierung. Die Abende werden jeweils von thematisch passender Musik eingerahmt. Dafür zeichnen Domorganist Thomas Schmitz und die Dommusik verantwortlich. Alle Termine überträgt das Bistum Münster live im Internet. Interessierte können sie unter www.bistum-muenster.de und www.paulusdom.de verfolgen. Der Eintritt zu der Veranstaltungsreihe, die seit ihrer Premiere 2015 von Evonik Industries unterstützt wird, ist frei. Die Veranstalter bitten in der Kollekte um Spenden für die Bischof-Hermann-Stiftung. Diese bietet jährlich mehr als 1.000 Menschen in Münster Unterstützung, unter anderem mit Obdachlosenunterkünften, sozialtherapeutischen Einrichtungen und Angeboten für Migranten. (pbm)

Sonntag, 31.07.2022