Endspurt für Libori

von Christof Beckmann

Sonntag, 31.07.2022

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bild: Sie eröffneten die #PeaceBell-Ausstellung zu Libori 2022 in der Gaukirche (v.l.): Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes), Kuratorin Dana Overkott (artstar Verlag), Ingo Imenkämper (Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes),

Aufatmen, den Kopf wieder frei bekommen, Mut und Energie schöpfen und auf die wirklich tragenden Dinge im Leben zu sehen – darum ging es jetzt nach der Corona-Pause beim ältesten Volksfest Deutschlands. Bei Libori in Paderborn ist heute Endspurt …

INFO: Das Libori-Leitwort 2022 ist ein einziges Wort: „aufatmen“. Es bringt zum Ausdruck, was nach zwei Jahren Pandemiebeschränkung vielen Paderbornerinnen und Paderbornern sowie Libori-Gästen auf der Seele liegt: große Erleichterung, Dankbarkeit und Vorfreude. „Nachdem wir zwei Jahre die Luft angehalten haben, können wir aufatmen: Das Fest des Patrons unseres Bistums, unserer Stadt und unseres Domes ist wieder als bunter Dreiklang aus Kirmes, Kirche und Kultur möglich“, schreibt Erzbischof Hans-Josef Becker in seinem Vorwort zum Libori-Begleiter, der alle Angebote des Erzbistums zusammenfasst. Die Libori-Festwoche vom 22. bis 31. Juli 2022 solle eine dringend nötige Atempause nach all den zurückliegenden Sorgen und aller Unsicherheit sein, erklärte er und mahnte zugleich, die vielen Opfer, die die Pandemie gekostet habe, nicht zu vergessen. Zudem erinnert der Paderborner Erzbischof daran, „welches Leid ein Krieg in Europa angerichtet hat und anrichtet.“ Er persönlich atme zu Libori auf, „weil das Fundament unserer Feierlichkeiten wieder mit Atem beseelt wird“, so Erzbischof Becker.

Die Diözese Le Mans hatte Paderborn die Reliquien des heiligen Liborius 836 zum Geschenk gemacht. Der dadurch begründete „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ bestehe seit fast 1.200 Jahren. Darauf gründe eine bis heute haltende Freundschaft zwischen den beiden Städten und die Tradition, den Gedenktag des heiligen Liborius besonders zu feiern. Gott habe durch Liborius der Freundschaft zwischen Le Mans und Paderborn „Geist und Leben eingehaucht“, so Becker. Als Brückenbauer sei der heilige Liborius ein Sinnbild für den weltkirchlichen Charakter des Festes, das Menschen auch heute noch zu seinen Ehren begehen.

Nach zwei Jahren Unterbrechung konnten wieder erste Gäste aus der Weltkirche begrüßt werden, neben Bischof Yves Le Saux aus Le Mans auch der Exarch der katholischen Ukrainer in Deutschland. „So zeigen uns in diesem Jahr auch wieder die ‚Gesichter der Weltkirche‘, wie vielfältig Kirche in der Welt Gutes bewirkt“. Kirchlich folgte die Festwoche 2022 dem vertrauten Ablauf. Viele Gottesdienste wurden und werden im Livestream übertragen – „die Möglichkeit, Libori weltweit mitfeiern zu können, hat sich in den letzten Jahren bewährt und soll unsere Festgemeinde auch weiterhin stärken“, so Erzbischof Becker.

Das Programm heute, SONNTAG, 31. JULI, zum „Tag der Familien“: 7.00 Uhr Eucharistiefeier, 8.00 Uhr Eucharistiefeier, 10.00 Uhr Pontifikalamt mit den Familien, 11.45 Uhr Eucharistiefeier, 17.15 Uhr Andacht, 18.00 Uhr Eucharistiefeier. Führungen in den Turm des Hohen Domes: Auch in diesem Jahr gibt es für Besucherinnen und Besucher ab 10 Jahren am Sonntag, 31. Juli, 13.00 bis 14.00 Uhr und 14.30 bis 15.30 Uhr die Möglichkeit, den Turm und das Gewölbe von innen zu erkunden. Der Treffpunkt ist außen am Domturm, hinter dem Diözesanmuseum. Es wird um eine vorherige Anmeldung gebeten, da maximal 14 Personen gleichzeitig an der Führung teilnehmen können. Kosten: 5 Euro pro Person.

Libori-Begleiter 2022 mit allen Gottesdiensten und Angeboten des Erzbistums Paderborn zum Download: https://www.erzbistum-paderborn.de/wp-content/uploads/sites/6/2022/06/Libori_Begleiter_2022.pdf

Libori ist Paderborns „Fünfte Jahreszeit": Der heilige Liborius (um 320-397) ist Patron des Erzbistums und der Stadt Paderborn. Ihm zu Ehren feiern die Westfalen seit 836 ein Fest. Damals wurden die Gebeine des Heiligen, der Bischof von Le Mans in der römischen Provinz Gallien und Freund des hl. Martin von Tours war, nach Paderborn überführt. Liborius stammte aus einem vornehmen gallischen Geschlecht und war von der römischen Kultur geprägt. Aus seinem Leben ist nur wenig überliefert. Zwischen 397 und 401 soll er gestorben sein. Schon bald nach dem Tod des Liborius sollen an seinem Grab Heilungswunder geschehen sein. Dem Bild des Heiligen und seinem Namen begegnet man an vielen Stellen in der Paderstadt. Liborius ist an den Steinen zu erkennen, die er auf seiner Bibel balanciert, denn der Heilige wurde zum Fürbitter und Helfer bei Nieren-, Blasen- und Gallensteinen. Häufig abgebildet wird er mit seinem „Wappentier", dem Pfau, auch Wahrzeichen des Liborifestes. Der Sage nach flog der Paderborner Gesandtschaft auf ihrem Heimweg ein prächtiger Pfau voran. Immer wenn die Pilger einen Halt einlegten, ruhte auch der Pfau; wenn sie aufbrachen, erhob sich der Vogel wieder. Am Pfingstsonntag 836 ließ er sich auf der Turmspitze des Paderborner Domes nieder. Sobald die Gesandten mit den Reliquien in die Kirche eingezogen waren, fiel der Pfau, der seine Mission erfüllt hatte, tot zu Boden, so die Legende. Noch heute wird bei den Liborifeiern dem Liborischrein ein Pfauenwedel vorangetragen. Libori 2022 holt auch die Feiern zum 500. Jubiläum des traditionsreichen Volksfestes nach, das 1521 begründet wurde. In den Jahren vor der Pandemie kamen jeweils mehr als eine Million Besucher zu Libori nach Paderborn.

Ansprache des Bundespräsidenten: Am Sonntag, 24. Juli, hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Festrede beim 500. Libori-Mahl. Es wird seit dem 15. Jahrhundert von der Libori-Gilde ausgerichtet, einem Zusammenschluss Paderborner Bürger, deren Vorsitzender jeweils ein Kaufmann oder Unternehmer ist. An dem schlichten Essen mit regionalen Spezialitäten wie westfälischem Schinken oder Paderborner Bier nahmen rund 200 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kirchen und öffentlichem Leben teil. Die Ansprache von Bundespräsident Steinmeier zum Download: Li­bo­ri-Mahl zum 500. Ju­bi­lä­um des Li­bo­ri-Fes­tes (PDF, 84KB)

#PeaceBell von Michael Patrick Kelly: 2017 hatte Sänger und Künstler Michael Patrick Kelly die Idee, eine Glocke aus Kriegsschrott zu gießen. Daraus entwickelte sich rund um das Symbol der Glocke ein Projekt, das Brücken der Versöhnung zwischen Menschen bauen soll. Die vom Bonifatiuswerk und dem Düsseldorfer artstar Verlag organisierte Ausstellung #PeaceBell präsentiert nun nicht nur die 470 Kilogramm schwere Friedensglocke, sondern auch ihren Schaffensprozess mit eindrücklichen Fotografien sowie gemalten Bildern von Michael Patrick Kelly und weiteren Exponaten in der Paderborner Gaukirche. Mit dem Erlös unterstützen Michael Patrick Kelly und das Bonifatiuswerk ein Projekt zugunsten geflüchteter Waisenkinder aus der Ukraine sowie die „PaderMahlZeit“, das „Gasthaus“ für bedürftige Menschen in Paderborn. Mehr Informationen: www.bonifatiuswerk.de/peacebell

Unsere Gesprächspartner: Dompropst Joachim Göbel, Metropolitankapitel Paderborn, Domplatz 3 33098 Paderborn, Tel. 05251 / 125 1301, E-Mail: metropolitankapitel@erzbistum-paderborn.de, Internet: www.erzbistum-paderborn.de. Matthias Klauke ist Domvikar und Dompastor am Hohen Dom zu Paderborn. 1977 in Neheim geboren, studierte er nach dem Abitur in Paderborn und Freiburg Philosophie und Theologie. 2004 empfing er in Paderborn die Priesterweihe. Anschließend war er als Vikar in Olpe und Espelkamp tätig, ehe er von 2014 bis 2017 als Pastor in Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof eingesetzt war. Seit 2017 ist Matthias Klauke Subregens am Erzbischöflichen Priesterseminar in Paderborn, seit 2018 zudem Mitarbeiter der Diözesanstelle Berufungspastoral im Erzbistum Paderborn. Matthias Klauke wurde am 5. Februar 2022 im Hohen Dom von Dompropst Monsignore Joachim Göbel in seine neue Aufgabe als Domvikar und Dompastor im Paderborner Metropolitankapitel eingeführt.

Sonntag, 31.07.2022