Ökumene: Christen in der Welt

von Christof Beckmann

Sonntag, 16.01.2022

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Ein Stern ist das Symbol der Gebetswoche für die Einheit der Christen in diesem Jahr. Doch besonders scheint er nicht gerade zu scheinen, hört man immer wieder. Wo also sind die Christen in der Pandemie? Und was verbindet sie?

INFO: Geistliche Themen haben es in den etablierten Medien in Deutschland schwer – das erklärte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm am Dienstag, 11.1.2022, im Münchner Presseclub. Kirchenvertreter seien etwa kein einziges Mal in Fernseh-Talkshows zum Umgang mit der Pandemie eingeladen worden, kritisierte der bayerische Landesbischof. Daraufhin habe er seinen Facebook-Auftritt für tägliche Morgenimpulse aus dem Englischen Garten genutzt. Doch seien aufbauende Worte der Hoffnung gerade jetzt besonders nötig, so Bedford-Strohm, und wies den Vorwurf zurück, die Kirchen seien in der Pandemie verstummt. Nahezu täglich hätten sich Pfarrer und andere Kirchenmitarbeiter geäußert, nicht nur in Predigten. Sie seien aber mit ihren Botschaften medial nicht durchgedrungen.
Zudem warb der bayerische Landesbischof angesichts von Spaltungstendenzen in der Gesellschaft und emotional geführten Debatten für ein „Innehalten“. Im Gegenüber solle zuerst der Mensch und nicht etwa der Impfgegner gesehen werden. Außerdem gelte es auch das Positive zu sehen, etwa Beispiele für Zusammenhalt und Rücksichtnahme. Auch davon könnten täglich inspirierende Geschichten erzählt werden. Die Kirchen stünden gemeinsam vor der Herausforderung, die „starken Inhalte der Bibel und des christlichen Glaubens“ mit Überzeugungskraft zu vertreten. Auch wenn die Zahl der Kirchenmitglieder in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter abnehmen werde, sei er in dieser Hinsicht nicht pessimistisch, versicherte Bedford-Strohm. Schließlich gebe es genügend Anknüpfungspunkte. So hätten etwa Glücksforscher herausgefunden, dass für gelingende Beziehungen die Fähigkeit zur Vergebung zentral sei.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gab im November 2021 den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland nach sieben Amtsjahren ab. Das von Dr. Uwe Brückner, Vorsitzender PresseClub München, moderierte Gespräch wurde auf dem YouTube-Kanal des PresseClub München e.V. live übertragen.

PresseClub-Gespräch mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, live übertragen am 11.01.2022, (zur Meldung oben vgl. sein Statement vor allem ab 19:40 Min)

Gebetswoche für die Einheit der Christen: Während der jährlichen Gebetswoche für die Einheit der Christen versammeln sich weltweit Christinnen und Christen aus vielen verschiedenen Traditionen und Konfessionen, um für die Einheit der Kirche zu beten. Die Gebetswoche hat verschiedene Vorläufer, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. 1908 führte der Anglikaner und spätere Katholik Paul Wattson eine Gebetsoktav für die Einheit der christlichen Kirchen mit Rom ein. 1920 gab es eine Initiative des Vorbereitungsausschusses für die erste Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Seither wurde den Kirchen jedes Jahr ein kleines Materialheft zur Verfügung gestellt. 1966 wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Päpstlichen Einheitsrat auf einer gemeinsamen Konsultation beschlossen, das Material in Zukunft von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe erarbeiten zu lassen. Seit 1973 wird jeweils eine ökumenische Gruppe in einem bestimmten Land um einen Entwurf gebeten – für 2022 hatte der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen den Rat der Kirchen im Nahen Osten (Middle East Council of Churches, MECC) mit Sitz in Beirut (Libanon) mit der Wahl des Themas und der Ausarbeitung von Textentwürfen für die Gebetswoche 2022 betraut. Der 1974 gegründete Rat setzt als regionale ökumenische Institution die Arbeit des 1962 gegründeten „Near East Council of Churches“ fort und ist geographisch für eine Region vom Iran bis zum Persischen Golf im Osten und bis zum Mittelmeer und Ägypten im Westen zuständig. Die ausgewählten biblischen und liturgischen Texte beziehen sich auf den Besuch der Sterndeuter beim neugeborenen König, von dem das Matthäusevangelium (Mt 2,1-12) berichtet. Diesem Text ist auch das Motto entnommen: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Mt 2,2). Weitere Informationen: www.gebetswoche.de

Material: Geleitwort von Erzpriester Radu Constantin Miron, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Einführung in das Thema der Gebetswoche 2022, Rat der Kirchen im Nahen Osten und die ökumenische Situation, Andacht zum Motto der Gebetswoche 2022, Biblische Meditationen und Gebete zu den 8 Tagen der Gebetswoche. Die Materialien zur Gebetswoche für die Einheit der Christen gibt es in verschiedenen Sprachen. Sie sind auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zu finden.

Spendenprojekte: Irak - Project HOPE - Not- und Übergangshilfe für RückkehrerInnen und lokale Bevölkerung in Bagdad, Al Qosh und Qaraqosh, Griechenland: Die Orthodoxe Kirche unterstützt Geflüchtete für ein Leben in Würde, Kamerun: Unterstützung und Rechtshilfe der NGO EMINED für inhaftierte Minderjährige im Zentralgefängnis Kondengui

Zentraler Gottesdienst: Der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen wird am Sonntag, 23. Januar 2022, 15.30 Uhr, in der Hohen Domkirche zu Köln gefeiert. Die ACK in Deutschland, die ACK in Nordrhein-Westfalen und die ACK in Köln laden herzlich hierzu ein. Der ökumenische Gottesdienst wird in Gebärdensprache übersetzt. Aufgrund der dynamischen Pandemie-Entwicklung ist die Teilnahme nur unter Einhaltung der tagesaktuellen Regelung des Doms möglich. Mehr: https://www.koelner-dom.de/glauben/gottesdienste.
Der Gottesdienst steht unter dem biblischen Motto „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Mt 2,2). Die Bibelstelle bezieht sich auf die drei Sterndeuter, die sich auf die Suche nach dem göttlichen Kind machen und landläufig als die Heiligen Drei Könige bekannt wurden – sie werden im Dreikönigsschrein des Kölner Doms auf besondere Weise verehrt.
Der Vorsitzende der ACK in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland, wird zusammen mit dem Kölner Weihbischof und Apostolischen Administrator der Erzdiözese Köln, Rolf Steinhäuser, und Oberkirchenrätin Barbara Rudolph von der Evangelischen Kirche im Rheinland den ökumenischen Gottesdienst leiten.
Die lebendige Vielfalt christlicher Kirchen wird sich auch in der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes zeigen: Neben bekanntem Liedgut, das von Professor Winfried Bönig auf der Orgel begleitet wird, singen der Komitas-Chor der Armenischen Gemeinde Köln unter Leitung von Anush Nazaryan und der „Mutter Gottes”-Chor der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie unter Leitung von Khalil Fouad.
Beim Gottesdienst wird Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Grußwort sprechen. Zuletzt ist unter Einhaltung der gültigen Corona-Regeln eine Prozession zum Dreikönigsschrein geplant. Die Kollekte des Gottesdienstes ist für das „Project HOPE, Not- und Übergangshilfe für Rückkehrer*innen und die lokale Bevölkerung in Bagdad sowie in Al Qosh und Qaraqosh“ bestimmt.

Weitere Mitwirkende an der Liturgie:

  • Reverend Christopher Easthill (Arbeitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Gemeinden in Deutschland, stellvertretender Vorsitzender der ACK in Deutschland)
  • Landesbischof Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Deutschland, stellv. Vors. der ACK in Deutschland)
  • Bischof Harald Rückert (Evangelisch-methodistische Kirche, stellv. Vorsitzender der ACK in Deutschland)
  • Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger (Bistum Hildesheim, stellv. Vorsitzender der ACK in Deutschland)
  • Bischof Serovpe Isakhanyan (Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in Deutschland)
  • Pfarrerin Susanne Beuth (Evangelische Kirche im Rheinland, Vorsitzende der ACK in Köln)
  • Pastorin Friederike Meißner (Freie evangelische Gemeinde Köln-Mülheim)
  • Pfarrerin Annette Muhr-Nelson (Evangelische Kirche in Westfalen, Vorsitzende der ACK in NRW)
  • PD Dr. Burkhard Neumann (Erzdiözese Paderborn, Vorstand der ACK in NRW)
  • Harald Pieneck (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Herford, Vorstand der ACK in NRW)
  • Pastor Ekkehart Vetter (Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland) und Dr. Reinhardt Schink (Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Deutschland)
  • Dr. Rainer Will (Erzdiözese Köln, Vorstand der ACK in Köln)
  • Pfarrer Jürgen Wenge (Altkatholische Pfarrgemeinde Köln, Vorstand der ACK in Köln)
  • Domvikar Jörg Stockem (Erzdiözese Köln)   


ACK – Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen: Die 1948 gegründete Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist das wichtigste ökumenische Gremium in Deutschland. Sie repräsentiert in 14 regionalen Arbeitsgemeinschaften etwa 50 Millionen Christinnen und Christen in Deutschland, ihr gehören 18 Kirchen an, weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder, fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Schwerpunkte sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, sie richtet den ökumenischen Tag der Schöpfung im September aus, aber auch die Vergabe des Ökumenepreises der ACK liegt in ihren Händen. Derzeit ist Erzpriester Radu Constantin Miron Vorsitzender. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt „Ökumenische Centrale“, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.
Kontakt: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V., Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 24 70 27 – 0, Fax 069 / 24 70 27 – 30, E-Mail: info@ack-oec.de, Internet: www.oekumene-ack.de.

ACK-NRW - Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Nordrhein-Westfalen: In der ACK-NRW sind 31 Kirchen und fünf Kirchen mit Gaststatus zusammengeschlossen. Seit ihrer Gründung 1972 sind die Hauptanliegen der ACK-NRW in ihrer Arbeit: Vertiefung der geistlichen Ökumene als Quelle und Mitte ökumenischer Arbeit; Förderung von Begegnung, Austausch und theologischer Arbeit, um zu einem besseren Kennenlernen und zu größerer Verständigung zwischen den Mitglieds- und Gastkirchen beizutragen; durch gemeinsame Projekte, Initiativen und Publikationen nach außen in die Gesellschaft zu bezeugen, wofür Christen von ihrem Glauben her einstehen.
Kontakt: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Nordrhein-Westfalen, Domplatz 27, 48143 Münster, Tel. 0251 / 495-269, E-Mail: info@ack-nrw.de, Internet: https://www.ack-nrw.de/

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