Neustart: vom Bürojob in die Altenpflege

von Christof Lefherz

Sonntag, 27.05.2018

bettlägeriger Mann im Altenheim
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Viele Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind hoch betagt und leiden unter mehreren Erkrankungen. Sie brauchen intensive Betreuung. Aber bundesweit sind mindestens 35.000 Pflegestellen unbesetzt.

Als sie 56 Jahre alt war, ging der Betrieb, in dem Petra Steffens-Koths gearbeitet hatte, pleite. Aufgeben oder von Arbeitslosengeld leben, kam für die gebürtige Kölnerin nicht in Frage. Sie entschloss sich, eine Umschulung zur Altenpflegerin zu machen.

Schon während ihres Bürojobs hatte Petra Steffens-Koths zehn Jahre lang nebenher in einem Altenheim ausgeholfen und auf den Stationen das Essen verteilt. "Ich wusste also, was mich in der Pflege erwartet", sagt sie rückblickend. Als ihr Betrieb wegen Insolvenz schließen musste, stand ihre Entscheidung schnell fest: "Ich möchte Pflegediensthelferin werden." Doch das Arbeitsamt rät ihr, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu absolvieren.

Da habe sie sich "richtig reingekniet", sagt die heute 59jährige. Mit Erfolg: Ihre Ausbildung schloss sie als Klassenbeste mit der Traumnote 1,0 ab. Und einen Job hat Petra Steffens-Koths auch wieder. Sie arbeitet im Mainleuser Stift, einem evangelischen Senioren-Pflegeheim der Diakonie im bayrischen Kulmbach. 60 Bewohner leben hier, es gibt helle und großzügige Räume, Gottesdienste und sogar ein eigenes Heim-Kino.

Mit dem Altenheim, in dem sie früher ausgeholfen habe, sei ihre neue Stelle aber auch aus anderen Gründen nicht vergleichbar, sagt Steffens-Koths: "Der Beruf wandelt sich, und zwar schon länger. Früher sind die Leute noch fitter ins Altenheim gegangen. Die haben dann teilweise noch ein bisschen mit in der Küche geholfen, etwas geschnitten, Tische eingedeckt. Wer jetzt ins Heim kommt, ist hochaltrig, hat mehrere Krankheiten, ist ein Pflegefall."

Ihr Job als Altenpflegerin müsste eigentlich besser bezahlt werden, meint die 59jährige. Aber es sei halt ein sozialer Beruf, und bereut habe sie ihre Umschulung nicht: "Was interessant ist: Als Fachkraft sind Sie natürlich auch für die Medikamente zuständig, Sie machen auch die Visite, und das macht nochmal einen Reiz aus. Sie werden natürlich auch rangenommen, wenn etwas schief geht. Aber wir helfen uns untereinander, und man lacht auch mit den Bewohnern, nicht nur mit den Kollegen."

Sonntag, 27.05.2018