Namenstag kann man immer feiern

von Johanna Risse

Sonntag, 16.08.2020

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Collage: KiP-NRW

Alles Mögliche mag ausfallen in diesen Wochen, aber eines kann man immer feiern: Namenstag. Nächste Woche steht Helena auf dem Kalender: Ohne sie ist der christliche Glaube heute wohl kaum zu denken. Ein Blick in die Bonner Münsterkirche ...

INFO: Am Dienstag, 18. August, steht wie in jedem Jahr die römische Kaiserin Helena (um 248-330) auf dem katholischen Heiligenkalender. Sie gilt als legendäre Stifterin der ersten Kirche über den Gräbern der heutigen Stadtpatrone Cassius und Florentius in Bonn, über denen das heutige Bonner Münster steht. Sie wird in der katholischen und der orthodoxen Kirche als Heilige verehrt und gilt auch als Gründerin des Viktordoms in Xanten und der Gereonskirche in Köln.

Helena: Geboren wurde Flavia Iulia Helena wohl in Drepanum, dem heutigen Karamürsel in der Türkei, soll Tochter eines Gastwirts gewesen sein und im heutigen Niš in Serbien selbst eine Taverne betrieben haben. Sie wurde in nicht legitimer Ehe Gattin des späteren römischen Kaisers Constantius I., Mitkaiser des Christenverfolgers Diokletian, und Mutter von Konstantin dem Großen. Constantius Chlorus verstieß sie 289 wegen ihres niederen Standes, machte Augusta Treverorum (Trier) zu seiner Residenz, doch Helena behielt weiterhin Einfluss und sicherte ihrem Sohn Konstantin den Thron. Er wurde 306 von den Legionen im englischen York zum Augustus (Oberkaiser) ausgerufen, holte nach seinem Regierungsantritt seine Mutter nach Trier, schlug 312 unter dem Zeichen des Kreuzes seinen Gegner Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom, stellte mit dem Edikt von Mailand 313 das sich ausbreitende Christentum den anderen Religionen gleich und errang 324 die Alleinherrschaft.
Die Mutter – seit 312 getauft - förderte die Kirche: Helena werden zahlreiche Kirchbauten zugeschrieben, so auch die Kreuzeskirche in Jerusalem und die Geburtskirche in Bethlehem. Um 326 unternahm sie eine Wallfahrt nach Jerusalem, suchte an der als Ort von Kreuzigung und Grablegung Christi verehrten Stätte nach dem Grab Jesu und fand nach der Überlieferung das wahre Kreuz Christi (vera crux). Nach dem Fund, von dem zeitgenössische Quellen berichten, ließen Helena und Konstantin über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle eine Basilika errichten. Die heutige „Grabeskirche“ wurde am 13. September 335 eingeweiht. Am 14. September jeden Jahres erinnert der Kirchenkalender mit dem eigenen Fest „Kreuzerhöhung“ an die Wiederauffindung des Kreuzes Christi.

Das Kreuz Christi: Das Kreuz allerdings blieb nicht vollständig erhalten, sondern wurde geteilt. Ein Teil des Kreuzes wurde nach Rom in die Palastkapelle Santa Croce in Gerusalemme gebracht, ein anderer nach Konstantinopel, ein anderer blieb in Jerusalem, wie Pilger berichten. Die überlieferten spätantiken Hymnen des Jerusalemer Festes zeigen, dass seitdem jeweils am 14. September in der Kirche am Golgotha das Kreuzesholz „erhöht" und als das „Wahre Kreuz“ zur Verehrung ausgestellt wurde. Daneben entwickelte sich eine Karfreitags-Liturgie, die über den byzantinischen Ritus auch in die katholische Karfreitagsliturgie einging. 614 wurde das silberne Kreuzreliquiar in Jerusalem nach der Eroberung der Stadt durch Perserkönigs Chosrau II. in die Nähe von Bagdad gebracht. Nach einem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios über die Perser nahm er das Kreuz am 21. März 630 wieder mit nach Jerusalem, wo es nach der Eroberung 638 durch die Muslime verschwand. Bei den Kreuzzügen berichtet Wilhelm von Tyros 1099 von dessen Wiederauffindung in der Grabeskirche. Knapp 100 Jahre begleitete es anschließend die militärischen Auseinandersetzungen in der Region. Mit der Niederlage der Kreuzfahrer bei der Schlacht von Hattin 1187 geriet es in die Hände der Muslime und ist seither verschollen.
Die in Konstantinopel erhaltenen Kreuzreliquien gerieten in die Auseinandersetzungen des chaotischen 4. Kreuzzugs von 1202-04, der gegen die christliche Hauptstadt des byzantinischen Reichs umgeleitet wurde. Vor allem französische und venezianische Heere plünderten die Stadt vollständig. Dabei wurde nach der Kölner Königschronik das dort erhaltene Stück des Kreuzes in Hunderte kleinster Splitter aufgeteilt, die sich in ganz Europa verbreiteten. Die größten unter den dafür geschaffenen Reliquienbehältern (Staurotheken) sind die im Vatikan, auf dem Berg Athos, in Brüssel, Venedig und Gent Paris und Limburg. Bis heute werden in den katholischen Kirchen am Karfreitag Nachbildungen des Kreuzes Christi gezeigt und verehrt, zahlreiche Kirchengebäude sind dem heiligen Kreuz geweiht.

Helena starb am 18. August 329 in Nikomedien, dem heutigen Izmit in der Türkei. Ihr Leichnam wurde von ihrem Sohn der Überlieferung nach zuerst nach Konstantinopel gebracht. Von dort soll er im 9. Jahrhundert in die Benediktinerabtei in Hautvillers überführt worden sein, wo ihr Haupt, wie auch in Trier, verehrt wird. Im 12. Jahrhundert kamen Reliquien in die Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom, weitere gibt es in Paris. Eine der bekanntesten Darstellungen der Heiligen befindet sich an einem der vier Hauptpfeiler der Kuppel des Petersdoms. Eine 1639 geschaffene monumentale Statue von Andrea Bolgi zeigt Helena mit dem Kreuz Christi. Darüber befindet sich eine Kapelle mit Balkon, in die 1629 unter Papst Urban VIII. das größte in Rom noch erhaltene Stück des Kreuzes aus der Kirche Santa Croce in Gerusalemme übertragen wurde. In der von Konstantin erbauten Kirche S. Croce in Rom werden bis heute für echt gehaltene Gegenstände verehrt: drei Bruchstücke des Kreuzes Christi, zwei Dornen der Dornenkrone, ein Kreuznagel, ein Stück der Inschrift „INRI“ und der Finger des Apostels Thomas, den dieser nach der Auferstehung Christi in dessen Wunde legte (Johannesevangelium 20, 24-29).

Helena-Spuren im Rheinland: Der Legende nach war Helena auch an der Überführung des „Heiligen Rocks“ von Jesus und der Gebeine des Apostels Matthias nach Trier beteiligt. Die Ostkrypta des Doms wurde 1196 der heiligen Helena geweiht. Doch kam es zu einer großen Helena-Verehrung vor allem im 12. Jahrhundert auch in Bonn. Davon zeugen zahlreiche Darstellungen im Bonner Münster und vielen anderen Kirchen und Kapellen in Bonn, auch in der barocken Kreuzbergkirche. 1135 erhielt der Propst des Cassius-Stiftes, Gerhard von Are, Reliquien der hl. Helena, die allerdings im 16. Jahrhundert bei einer Plünderung verlorengingen. 2012 schenkte das Trierer Domkapitel dem Bonner Münster eine Reliquie aus dem Reliquienschatz des Trierer Doms. Derzeit stehen in der ehemaligen Bonner Stiftskirche St. Cassius und Florentius umfangreiche Sanierungsarbeiten an, für die das Bonner Münster seit Sommer 2017 komplett geschlossen ist.

Kontakt: Münster-Pfarramt, Gerhard-von-Are-Straße 5, 53111 Bonn, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9-12 Uhr, Donnerstag auch 16-18 Uhr (nicht im August), Tel. 0228 / 98588-0, Fax 0228 / 98588-15, E-Mail: pfarrbuero@bonner-muenster.de, Internet: www.bonner-muenster.de

Sonntag, 16.08.2020