Mariä Himmelfahrt in Warendorf

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 16.08.2020

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Stadtwappen von Warendorf, Collage KIP

Schade für die Warendorfer – wie kaum an einem anderen Ort wird dort normalerweise das Fest Mariä Himmelfahrt gefeiert. Eines der größten Feste im Münsterland fällt in diesem Jahr flach ...

INFO: Aufgrund der Corona-Pandemie kann das Heimatfest Mariä-Himmelfahrt in Warendorf in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Sie sollte am 8.8. mit der Warendorfer Pferdeprozession durch die Marienbögen in der Altstadt beginnen, von Samstag, 15.8, bis Dienstag, 18.8., war die Kirmes zum Heimatfest Mariä Himmelfahrt am Lohwall geplant, dazu am Samstagabend die Altstadt-Illumination zum Fest in der Altstadt. Die Absage der einzigartige Kombination aus volksnaher Marienverehrung, Mariä-Himmelfahrt-Kirmes, Pferdeprozession und Bürgerschützenfest teilte Warendorfs Bürgermeister Axel Linke offiziell am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz mit und verwies auf den Erlass der NRW-Landesregierung vom 15. April, nach dem aufgrund der Corona-Pandemie bis zum 31. August alle Großveranstaltungen abgesagt sind.
Der Ursprung des Festes Mariä Himmelfahrt, das am Samstag und Sonntag nach dem Festtag am 15. August von der ganzen Stadt Warendorf gefeiert wird, liegt in der Zeit der Stadtgründung und ist Ausdruck einer lebendigen Marienverehrung. Die große Prozession, bei der das Warendorfer Gnadenbild mitgeführt wird, ist seit 1753 belegt. Dabei sind die Straßen mit großen Bögen besonders geschmückt, für deren Aufbau sogenannte Bogengemeinschaften sorgen. Ihre 350 ehrenamtlichen Helfer, die Jahr für Jahr für die Errichtung der feierlich illuminierten neun Marienbögen zeichnen, zeigten sich von der Absage besonders betroffen.

Kirchliche Feiern: Die Traditionsveranstaltung mit ihrer besonderen Strahlkraft für die Region fällt also aus – auch die heute,16.8., geplante Große Stadtprozession. Die Pfarrgemeinde St. Laurentius feiert das Hochfest heute, Sonntag, 16.08. um 10.00 Uhr mit einer Eucharistiefeier in der Marienkirche (Chorgruppe Kreuz& Quer), um 10.00 Uhr mit Eucharistiefeier in der Laurentiuskirche (U.-M.Gennert-Stöcker, Sopran, B. Ratermann, Orgel) und um 17.00 Uhr mit der Vesper (cantus benedictus, Düsseldorf). „Zum diesjährigen „Heimatfest Mariä Himmelfahrt“ müssen zwar viele vertraute Dinge und Bräuche entfallen“, informiert die Pfarrei, „der Inhalt des Festes bleibt jedoch erhalten.“ Um dies erfahrbar zu machen, wird vor der Laurentiuskirche ein Hochbeet mit Kräutern aufgebaut, das die Form der „Glorreichen Jungfrau von Warendorf“ nachzeichnet. Vor der Marienkirche gibt es einen Blumenteppich zum Thema „Schöpfung“, umgeben von neun thematischen Stationen. Für die Festwoche wurde ein spezielles Programm veröffentlicht.
Kontakt: Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius, Klosterstraße 15, 48231 Warendorf, Tel. 025 81 / 98 91 70, Fax 02581 / 98 91 723, E-Mail: stlaurentius-warendorf(at)bistum-muenster.de, Internet: www.stlaurentius-warendorf.de

Hochfest „Mariä Himmelfahrt“: Das Fest hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. Man beging es im 6. Jahrhundert zunächst als Fest der „Dormitio“, der „Entschlafung“ Mariens, der oströmischen Kaiser Mauritius legte es zum Ende des 6. Jahrhunderts auf den jetzigen Tag. Im 7. Jahrhundert in Gallien als Fest „Aufnahme Mariens“ gefeiert, entwickelte es sich ab dem 8. Jahrhundert zum Himmelfahrtsfest, wurde zunächst in Rom am 15. August begangen und 813 auch in Deutschland eingeführt. Die Kräuter-Segnung ist seit dem 9. Jahrhundert ein fester Brauch in der katholischen Kirche. Kräuter wie Beifuß, Kamille, Pfefferminze und Rainfarn werden zu einem Strauß gebunden und mit zur Kirche gebracht, wo sie während des Gottesdienstes gesegnet und im Anschluss daran an die Besucher verteilt werden.
In der römisch-katholischen Kirche ist das Fest Ausdruck der Glaubenslehre, dass der Leib Marias in den Himmel aufgenommen wurde. Das Konzil von Trient (1545-1563) machte dies zum festen Bestandteil der kirchlichen Lehre, Papst Pius XII. verkündete im Jahr 1950 das Dogma „von der ganzmenschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel“. An Mariä Himmelfahrt beginnen in der katholischen Kirche die „Frauendreißiger“ - 30 Tage, in denen oft Marienprozessionen abgehalten wurden. Auch der Gedenktage Mariä Geburt am 8. September fällt in den Zeitraum dieser 30 Tage, die mit Mariä Namen am 12. September abgeschlossen werden.
Kräuterweihe: In dieser Zeit besonderer Marienverehrung wird allen Pflanzen, die gerade blühen, große Heilkraft zugeschrieben. Legenden erzählen, dass die Jünger das Grab der Maria öffneten und darin nicht mehr Marias Leichnam, sondern nur noch Blüten und Kräuter fanden. Deshalb wird in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten zu Maria Himmelfahrt die Weihe der Kräuter vorgenommen: Aus sieben verschiedenen Kräutern - die Zahl symbolisiert die sieben Sakramente oder die sieben Schmerzen Mariens - werden Sträuße aus bis zu 77 verschiedenen Pflanzen gebunden und zur feierlichen Kräuterweihe gebracht. Heute wird daraus oft auch der Appell abgeleitet, die Natur in ihrer Schönheit und Heilkraft wieder stärker zu achten.
Feiertag: In Bayern und im Saarland ist heute Feiertag in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung, in Österreich, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Portugal, Spanien und teilweise auch in der Schweiz. In der evangelischen Kirche ist Mariä Himmelfahrt kein besonderer Festtag.

Sonntag, 16.08.2020